Die "Wehrmachtsausstellung" - Diskussion

Wie schon gesagt "Off Topic"
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Leutnant Triebisch
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Die "Wehrmachtsausstellung" - Diskussion

Beitrag von Leutnant Triebisch »

Hallo alle miteinander,

sicherlich kennt ihr noch alle die damalige Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht - Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" des Hamburger Instituts für Sozialforschung!

Ich persönlich habe mit Freunden die zweite modifizierte Ausstellung 2002 in Leipzig (war damals auf altem Messegelände) besucht. Sie war sehr übersichtlich und vom Aufbau her gut strukturiert. Viel später erfuhr ich, dass es noch eine erste (uncut) Ausstellung gegeben hatte mit viel privatem Bildmaterial, welches in der zweiten Ausstellung leider nicht mehr mit enthalten war.

Gern möchte ich von euch - welche die "Wehrmachtsausstellung" besucht haben oder zwar diese nicht gesehen haben, sich aber mit dem Thema beschäftigt bzw. mal vertraut gemacht hatten - erfahren wie eure damaligen Eindrücke und Empfindungen und eure Meinungen für diejenigen die nicht auf der Ausstellung gewesen waren !!
Natürlich verbunden mit den Fragen wie es euch grundsätzlich gefallen hat, was ihr gut fandet, was ihr weniger gut fandet, welche Gespräche sich ergaben mit anderen oder auch mit ehemaligen Soldaten und was ihr vermisst habt bzw. was man noch hätte ergänzen sollen!!

Vielleicht gibt es ja hier auch Leute die beide Ausstellungen gesehen haben und daher miteinander vergleichen können !

Schildert also einfach mal eure Erfahrungen und Meinungen, selbstverständlich auch von denen die die Ausstellung nicht gesehen haben !!!

MfG
Leutnant Triebisch

Hier mal ein Bild von der Übersicht zur 2. Ausstellung:
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GeorgiSchukow
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Beitrag von GeorgiSchukow »

Ich habe sie mir,aufgrund meiner herkunft,leider nicht ansehen können.Aber ich halte die Ausstellung,von berichten her,für sehr informativ und interessant-werde den Thread weiter verfolgen :)
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Leutnant Triebisch
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Beitrag von Leutnant Triebisch »

Hi GeorgiSchukow,

Schön, dass mein Thread Anklang findet.
Ich habe sie mir,aufgrund meiner herkunft,leider nicht ansehen können.
Wie ist das zu verstehen ???!!

Übrigens war Jan Philipp (Fürchtegott) Reemtsma (ehemaliger Erbe des bekannten Reemtsma Cigarettensyndikats) der Initiator dieser Wanderausstellung.

Gruß
Leutnant Triebisch
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GeorgiSchukow
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Beitrag von GeorgiSchukow »

Hat nichts mit Rassismus oder sowas zu tun,ich wohne bloß auch in Österreich und der weg war mir (damals) einfach noch zu weit.
Meine Freundin hat sich die allerdings mit ihren Eltern angesehen,ich werde sie mal nach ihrer Meinung fragen
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Leutnant Triebisch
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Beitrag von Leutnant Triebisch »

@GeorgiSchukow:

Habe mal recherchiert im I-Net und tatsächlich einen Link von dieser Ausstellung gefunden. Wer sich einmal informieren möchte:

http://www.verbrechen-der-wehrmacht.de/#

Übrigens war die Wehrmachtsausstellung doch in Österreich:

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de ... sste14.htm

Das war die 1. unveränderte Ausstellung. Die 2. Ausstellung hat auch in Wien gastiert. Auch in Luxemburg ist sie gewesen. Anlass für die Änderung der Ausstellung waren falsche Bildunterschriften bei bestimmten Fotos. Z.B. im unteren Foto sollte es den Mord von deutschen Wehrnachtsangehörigen an jüdischer Bevölkerung zeigen. Jedoch kam durch den begründeten Einwand eines polnischen und eines ungarischen Historikers zum Vorschein, dass diese Bilder nicht den Mord der Wehrmacht an Juden darstellt sondern dieses Opfer des sowjetischen Geheimdienstes NkWD waren die aus dem Gefängnis von Tarnopol (heute Ukraine) spontan ermordet worden waren und von Juden der Stadt aus dem Gefängnis herausgeholt werden mussten !!
An diesem - sicher nicht mit Absicht passierten Zwischenfall in der Ausstellung - kann man sehen wie manipulativ eine falsche Bildunterschrift sein kann. Zum Glück kam der Irrtum heraus und man entfernt daraufhin die eigentlich interessanten privaten Fotoaufnahmen von ehemaligen Soldaten der Wehrmacht. Aber gerade diese Aufnahmen waren ja einer der zentralen Kernstücke der 1. Ausstellung gewesen.
Man wollte da eben lieber auf Nummer sicher gehen.
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Tarnopol.jpg
Tarnopol.jpg (26.97 KiB) 4320 mal betrachtet
Zuletzt geändert von Leutnant Triebisch am 07.01.2008, 22:17, insgesamt 2-mal geändert.
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Leutnant Triebisch
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Beitrag von Leutnant Triebisch »

Hier ist noch ein Bild von der gleichen Örtlichkeit:
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GeorgiSchukow
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Beitrag von GeorgiSchukow »

Ich wusste gar nicht,dass diese Ausstellung auch in Österreich war.Die Geschichte ist allerdings bekannt,da der Großteil der rechten Szene sich an diese falschen Bildunterschriften klammert,als ausrede für die pogrome in z.B. Lemberg.
Was hast du eig. von der Ausstellung gehalten?
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Leutnant Triebisch
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Beitrag von Leutnant Triebisch »

Hallo,

@ GeorgiSchukow:
Tja leider hast du da recht, dass bestimmte politische Gruppierungen so eine Schlagzeile d.h. in dem Fall einen Schwachpunkt an der Ausstellung gleich politisierend auszunutzen. Es gibt da auch ein Buch, welches vom rechten Lager herausgegeben worden ist, in welchem eigentlich jedes Bild der Ausstellung einer falschen Bildunterschrift bezichtigt bzw. behauptet wird, dass diverse Bilder retuschiert wurden wären.
Natürlich bin ich auf jeden Fall der Ansicht, dass so eine Panne nie hätte passieren dürfen !!! Das war einfach eine schwache Kür von der Historikerkommission der Ausstellung. Das soll nun die angebliche und vielgelobte Gründlichkeit und Genauigkeit der deutschen Arbeit sein...!!
Immerhin sind das hochbezahlte studierte Leute. Wenn einem das im normalen Arbeitsleben passiert fliegt er meistens sehr schnell raus, aber diese Historiker...

Meine Meinung zur Ausstellung ist jene, dass sie trotz des Fehlens vieler Bilddokumente sehr sehenswert war und vor allem interessant und informativ. Auch die diversen Vorträge die - an dem Tag wo ich dort war -
gehalten wurden, waren einerseits sehr spannend andererseits schockierte mich z.B. der Vortrag von Gerhard Zwerenz der selber als Kriegsteilnehmer fahnenflüchtig geworden war aber dabei einen oder mehr eigene Kameraden zu Tode kommen ließ. Er sagte es vor versammelten Publikum nicht so direkt aber er meinte es so. Nach dem Vortrag sprach ich ihn daraufhin an und er meinte nur, dass ich sein Buch lesen solle dort würde alles drinstehen. Allerdings verschwieg er den Titel seines Buches weil er nämlich mehrere geschrieben hat. Dieses Erlebnis hat sich bei mir im negativen Sinne eingeprägt.
Wenn ein Soldat fahnenflüchtig werden will und bestimmte Sachen mit seinen Gewissen nicht mehr vereinbaren kann, so soll er dies auch alleine tun und nicht Unschuldige durch seine privaten Pläne zu Tode kommen lassen !!!!! Ich war auf diesen Kerl ziemlich sauer, weil ich bis dahin nicht wusste, dass es sowas auch gegeben hatte.

P.S. Ich habe in meinem ersten Beitrag oben nochmal was geändert wegen der Opfer auf den Fotos. Es waren keine Pogrom-Opfer sondern Opfer des NkWD gewesen die aus dem Gefängnis herausgeholt wurden waren. Daran sieht man mal wie schnell man falsche Informationen produzieren kann !!

Gruß
Leutnant Triebisch
Zuletzt geändert von Leutnant Triebisch am 21.05.2008, 22:15, insgesamt 1-mal geändert.
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GeorgiSchukow
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Beitrag von GeorgiSchukow »

Ich würde den Bildunterschriftenfehler (was für ein schönes,undeutsches wort :wink:) als menschlichen fehler sehen,auch wenn er nicht hätte passieren dürfen.Aber,obwohl mir genaue Zahlen fehlen,bei den Mengen an Bildern,die bei dieser Ausstellung vorbereitet werden mussten,kann soetwas schon leicht passieren.

Um zu den Bildern selbst etwas zu kommentieren:Ich habe heute in einem Buch,bzw. eher Nachschlagewerk über Deutsche Antipartisanen- und Sowjetische Partisanen- sowie Kommandoaktivitäten eben diese Bilder gesehen mit folgender Unterschrift:

...Die Bilder 10.1,10.2 und 10.3 zeigen Juden die Progromaktionen prodeutscher Bevölkerungsteile zum Opfer gefallen sind...

Ich glaube fast,das es eine Unzahl verschiedener Quellen gibt,und welche wirklich korrekt ist wird sich nur mehr schwer feststellen lassen.

gruß,
Schukow
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Leutnant Triebisch
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Beitrag von Leutnant Triebisch »

@ GeorgiSchukow:

Bei den Bildern die ich gepostet habe soll es so sein, dass es definitiv Opfer des NkWD sind. Gerade mit diesen Bildern mussten sich die Historiker einerseits der Ausstellung und andererseits unabhängige Historiker sehr gezielt und genau beschäftigen. Jahrelang waren eben keinem aufgefallen, dass die Bildunterschriften nicht zu den Bildern passten. Das wird auch im Falle deines Buches so sein. Ist aber nicht schlimm weil ja die Forschung - Gott sei Dank - nie stehenbleibt sondern immer voranschreitet und damit neue und neueste Erkenntnisse der Öffentlichkeit liefert.

Im Zuge dieser Aufdeckung der falschen Bildunterschriften entdeckte man in anderen Archiven, z.B. in Prag Fotoaufnahmen die genau zu der Fotoserie in der Ausstellung passten und am selben Ort (nämlich Tarnopol) aufgenommen worden waren. Diese Fotos zeigen dann den Fortgang der Ereignisse am Tarnopoler NkWD-Gefängis. Wiegesagt mussten die vom NkWD ermordeten Gefangenen unter Zwang der Bevölkerung von jüdischen Mitmenschen herausgetragen werden und auf dem Hof (wie auf den obigen Aufnahmen zu sehen ist) abgelegt werden.

Im weiteren Verlauf sind dann die Juden - die eben noch die Toten geborgen hatten - von der aufgebrachten Bevölkerung verprügelt und erschlagen worden. Der Grund für die spontane Ermordung und Verfolgung der Juden war, dass viele Bewohner von Tarnopol Angehörige unter den NkWD-Opfern zu beklagen hatten und durch die vergiftete und aufgeheizte Atmosphäre der deutschen Propaganda und der ortsansässigen Nationalisten sehr leicht empfänglich waren. Für die deutschen Besatzer und deren Sympatisanten vor Ort waren die Bolschewisten und Juden ("der jüdisch-boschewistische Untermensch", so der Originalton von damals !!) ein und dasselbe. Und da nur noch die verbliebenen (aber unschuldigen) Juden greifbar waren hat man diesen die Mitschuld an den Opfern gegeben. Auch das ist durch diese neuen entdeckten Fotos belegt. Das diese Fotos zu den obigen passten hat man u.a. dadurch herausbekommen, dass auf beiden Serien dasselbe Gefängnisgebäude oder Teile davon zu sehen sind. Ebenfalls wurden noch lebende Zeitzeugen in Tarnopol heute Ternopil zu den damaligen Ereignissen befragt.

Natürlich hatten hier die neuen deutschen Besatzungskräfte insofern einen Einfluss, als dass sie vor den ganzen Ereignissen gezielt Propaganda unter der Bevölkerung streuten (z.B. durch Plakatanschläge oder Flugblätter). Das fatale an der Sache war, dass diejenigen welche mit den sowjetischen Polizei- und Geheimdienstleuten zusammengearbeitet hatten schon längst mit selbigen gen Osten geflüchtet waren.
Übrigens hatten die Ereignisse in Tarnopol Anfang Juli 1941 stattgefunden. Bei dem spontan einsetzenden Pogrom gegen die Juden während der Exhumierung der NkWD-Opfer sind ca. 600 Juden getötet worden.


P.S. Nichts desto trotz bitte ich um noch mehr Meinungen zum Thema !!! Es muss doch noch mehr Leute hier im Forum geben die diese Ausstellung gesehen haben oder sich dafür interessieren...?!?!!!

Gruß
Leutnant Triebisch
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