Die Luftwaffe 1919-1945

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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Majo
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Die Luftwaffe 1919-1945

Beitrag von Majo »

Für alle Luftwaffebegeisterten möchte ich euch hier abschnittsweise die Entwicklung der Luftwaffe von 1918 bis 1945 schildern. Da es viel Text ist, werde ich es in 11 Ab-schnitte einteilen( s.u.), die ich dann nacheinander veröffentlichen werde.
Die Luftwaffe

1.Ein neuer Anlauf
Der Aufbau der modernen Luftwaffe im Dritten Reich erwies sich durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg und die darauf folgenden Beschrän-kungen durch den Versailler Vertrag als eine entmutigende Aufgabe. Doch durch Täuschung und Entschlossenheit gelang das schier unmögliche.

2.Spanien-das Versuchsfeld
Die Luftwaffe erprobte ihre Schlagkraft im Spanischen Bürgerkrieg, wo sie neue Luft-kriegstaktiken und Flugzeuge testen konnte. Am Ende des Krieges 1939 verfügte die deutsche Luftwaffe über ein exzellent ausgebildetes und erfahrenes Kaderpersonal.

3.Blitzkrieg!
Die Theorien des Blitzkrieges, die in Deutschland entwickelt worden waren und in denen die Luftwaffe eine wichtige Rolle spielte, wurden 1939/40 in die Tat umgesetzt. Der Erfolg war überwältigend und die Luftwaffe bestand ihre Aufgabe mit Bravour.

4.Erster Rückschlag- Die Luftschlacht um England
Göring war überzeugt, dass seine Flieger die Royal Air Force als Auftakt zur Invasion Englands vernichten würden. Aber verfehlte Führungsentscheidungen und die Hart-näckigkeit der britischen Piloten stoppten die Luftwaffe.

5. Der Wüstenkrieg
Angesichts mechanischer Probleme und Engpässe beim Treibstoff hatte die Luftwaffe in Nordafrika hart zu kämpfen, um ihre Flugzeuge in der Luft zu halten. Am Schluss erlag sie jedoch der gewaltigen alliierten Übermacht.

6.Sturm im Osten
Während der ersten Wochen der Operation „Barbarossa“, dem deutschen Überfall auf Russland, errang die Luftwaffe die völlige Lufthoheit. In einem einzigen Siegeszug sondergleichen wurden Tausende von sowjetischen Flugzeugen bereits am Boden zerstört.

7.Das Blatt wendet sich- Russland 1942/43
Während der Schlachten um Stalingrad und Kursk musste die Luftwaffe gewaltige Verluste sowohl an Flugzeugen als auch an Mannschaften hinnehmen. Neue Flug-zeugtypen wurden nur zögernd in den Dienst gestellt, und die sowjetische Luftwaffe erholte sich zusehends.

8.Luftkampf über Deutschland
Die alliierten Bombenangriffe erfolgten zuerst sporadisch, doch als sie dann ihre volle Wucht entwickelt hatten, konnte die Luftwaffe die völlige Zerstörung der Städte und Industrieanlagen im Dritten Reich nicht mehr verhindern.

9.Der rote Sturm
1944/45 standen zwar beträchtliche Teile der Luftwaffe an der Ostfront im Einsatz, doch in mehreren wuchtigen Offensiven zerschlugen die Russen die deutschen Streitkräfte am Boden und in der Luft.

10.Der Angriff im Westen
Die Luftwaffe hatte hart zu kämpfen, um den alliierten Luftstreitkräften in Italien und in Westeuropa Widerstand leisten zu können. Diese letzten Kräfte opferte jedoch Hitler in einer verzweifelten Kraftanstrengung im Westen- der Ardennenoffensive.

11. Zu halbherzig, zu spät
Die Luftwaffe baute eine Reihe von bahnbrechenden Jägern und Bombern, die den Kriegsverlauf wesentlich hätten beeinflussen können. Produktionsverzögerungen und politische Interventionen verhinderten dies jedoch.

So hier der erste Teil: Ein neuer Anlauf

Am 11.November 1918, nach vier Jahren verlustreichen und fruchtlosen Krieges, blieb Deutschland keine andere Wahl als ein Waffenstillstand. Im Westen drangen französische, englische und im verstärkten Maße auch amerikanische Truppen immer weiter vor, während sich vom Osten aus die Revolution ausbreitete. Das Ende stand unmittelbar bevor. Die Alliierten waren entschlossen, Deutschland ein für alle-mal in die Schranken zu weisen. Die Bedingungen des Waffenstillstandes waren hart, insbesondere hinsichtlich der deutschen Luftwaffe. Gemäß Punkt IV musste Deutschland „ 1700 Jagd - und Bombenflugzeuge in gutem zustand übergeben“. Dazu zählten auch alle Fokker D.VII- Jagdflugzeuge sowie die gesamte Nachtbomberflotte. Am 12-Dezember 1918 verkündete die neue republikanische Regierung in Berlin, dass sie den Forderungen nachgekommen sei. Laut alliierten Aufzeichnungen waren aber insgesamt nur armselige 516 Land- und 58 Wasserflugzeuge ausgehändigt worden. Dieses Doppelspiel sollte schon bald zur Norm werden. Trotz der offiziellen Entwaffnung der Luftstreitkräfte im Januar 1919 verfügten die deutschen Streitkräfte noch immer über 9000 Flugzeuge in ihren Beständen und waren keineswegs gewillt, ihr Luftwaffenpotenzial so einfach zu opfern.
Es gab eine Reihe von Methoden, um die Bedingungen des Waffenstillstandes zu umgehen. Als in Deutschland Unruhen ausbrachen, setzte das Freikorpseinheiten aus ehemaligen Soldaten gegen die rebellierenden Kommunisten ein. Zu diesem Zweck erhielten sie auch Flugzeugstaffeln. An die 35 Freikorpsstaffeln entstanden, die über 250 bis 300 Flugzeuge verfügten. Mit diesen warfen sie Flugbätter und sogar Bomben auf die deutsche Zivilbevölkerung ab. Die Lage beruhigte sich, aber die Staffeln blieben bestehen und wurden von der neu gebildeten Reichswehr übernommen. Zur selben Zeit förderte die Regierung die zivile Luftfahrt und unterstütze den Einsatz von Kriegsflugzeugen zur Beförderung von Postsendungen quer durch ganz Deutschland. Daneben erfüllten viele Flugzeughersteller jene Aufträge, die sie noch vor dem Waffenstillstand erhalten hatten. Es sah so aus, als ob Punkt IV gescheitert wäre.

Die Bedingungen des Versailler Vertrages
Dies änderte sich jedoch mit dem 28.Juni 1919, als der deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen in Paris-Versailles der Vertragstext zur Unterzeichnung vorgelegt wurde. Die Alliierten demonstrierten Härte. Deutschland durfte selbst keine Militärflugzeuge mehr herstellen, und innerhalb von drei Monaten musste die Regierung sämtliche Flugzeuge ausliefern. Ein Versuch der Deutschen, ihr Fliegerpotenzial
zu veschleiern, indem Staffeln der Staatspolizei zugeteilt wurden, scheiterte. Die Al-liierten konfiszierten einfach deutsche Zivilflugzeuge, bis die Regierung nachgab.
Diese 140 Zivilflugzeuge, die Deutschland verwenden durfte, waren bald die einzige Möglichkeit, um in Deutschland in der Luft zu reisen. Doch auch diese unterlagen strengen Auflagen in Hinsicht auf ihre Geschwindigkeit (169 km/h), ihre Gipfelhöhe (3962m) und auf ihre Reichweite (200 km). Als Folge hörte die Luftfahrtindustrie fast vollständig auf zu existieren, die Fabriken mussten zusperren und die Arbeiter ent-lassen werden.

Schlupflöcher im Vertrag
Die Deutschen gaben aber nicht auf. 1924 hatte General Hans von Seeckt, Chef des Generalstabes der Reichswehr, dafür gesorgt, dass ein bestimmter Teil von Luftwaf-fenoffizieren in der Reichswehr verblieb( 180 von insgesamt 3800 Offizieren). Er er-nannte Kapitän Ernst von Brandenburg zum Chef des Luftfahrtamtes im Verkehrsmi-nisterium und schuf so eine enge Beziehung zwischen der Zivilluftfahrt und den Streitkräften. Daneben kam der neue Sport des Segelfliegens in den Genuss offizieller Unterstützung, wodurch zahlreiche zukünftige „Fliegerasse“ der Luftwaffe ihre ersten Flugerfahrungen durch den 1920 gegründeten staatlichen Deutschen Luftfahrtverband e.V. erhielten.
Eine noch wichtigere Rolle spielte jedoch die Intensivierung der militärischen Bezie-hungen zu Russland. Sowohl Deutschland als auch Russland waren wegen Polen beunruhigt. Bei beiden Ländern handelte es sich um Nationen, die sich aufgrund des ihnen entgegengebrachten Hasses und Misstrauens verbündet hatten. Am 16.April 1922 normalisierte der Rapallo- Vertrag die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau. Darin enthalten war auch der Rahmen für ein geheimes Luftfahrt- und Militärab-kommen, das sowohl das russische Bedürfnis nach deutscher Technologie als auch den deutschen Bedarf an Ausbildungsstützpunkten außerhalb des Einflussbereiches der Alliierten befriedigte. Drei Jahre später kommt es zur Unterzeichnung eines Ab-kommens, das den Deutschen den Bau eines Luftwaffenstützpunktes bei Lipetsk (483 km südlich Moskau) erlaubt. Die in den Niederlanden gebauten Fokker D.XIII- Jagdflugzeuge wurden dann heimlich dorthin geschafft. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Flugzeughersteller Junkers in Fili, südlich Moskau, eine Fabrik gebaut, um dort sowohl für die Russen als auch für den Stützpunkt in Lipetsk Flugzeuge zu bauen. In diesem Fall scheiterte zwar dieses Vorhaben, aber die Ausbildung der deutschen Piloten- sowohl der „Alten Adler“ (ehemalige Kriegsoffiziere) als auch der „Jungen Adler“ ( neue Rekruten)- trug das Ihre dazu bei, um den Geist der deutschen Militär-luftfahrt aufrechtzuerhalten. Lipetsk blieb bis 1933 in Betrieb, und über 120 Piloten erhielten dort ihre Ausbildung. Das Hauptaugenmerk lag dabei vor allem auf der Nahkampfunterstützung von Bodentruppen. Es wurden aber keine Bomberpiloten ausgebildet. Man hatte jedoch die Möglichkeit genutzt, mit neuem Gerät zu üben und Bodenmannschaften zu trainieren. Es war ein durchaus erfolgreiches Unternehmen.
In der Zwischenzeit hatten die Alliierten begonnen, einige der in Versailles auferlegten Beschränkungen aufzuheben. Teilweise geschah dies als „Belohnung“ für das offensichtliche deutschen Entgegenkommen, teils als Reaktion auf den beinahen Zu-sammenbruch der deutschen Wirtschaft angesichts der extrem hohen Reparations-zahlungen. Dies zeigte sich vor allem auf dem Gebiet der zivilen Luftfahrt, da die Al-liierten der Schaffung einer einzelnen Fluglinie aus der Vielzahl von kleinen Gesell-schaften, die seit 1918 entstanden waren, nichts entgegensetzten. Am 6. Januar 1926 kommt es folglich zur Gründung der Lufthansa mit einer anfänglichen Luftflotte von 162 Flugzeugen. Unter der Führung von Erhard Milch als technischer ( und später dann wirtschaftlicher) Direktor entwickelte sich die neue Fluglinie äußerst erfolgreich und eröffnete immer neue Routen.
So wurde sie zur führenden Fluglinie in Europa. Viele Piloten der Lufthansa gingen dann später zur Luftwaffe. Die Existenz einer zivilen Luftfahrt ermöglichte es Milch auch, bei den deutschen Flugzeugherstellern modernere Verkehrsflugzeuge zu bestellen, wie etwa die dreimotorige Junkers Ju52. Die Verkehrsflugzeuge konnten dabei problemlos in Bomber oder militärische Transportflugzeuge umgebaut werden, wenn sich dies als notwendig erweisen sollte.

Organisation der Luftwaffe
Die Pläne für die Wiederbelebung einer militärischen Luftwaffe waren schon Ende der Zwanzigerjahre weit fortgeschritten. Stabsoffiziere der Reichswehr hatten in streng geheimer Arbeit auf den Tag gewartet, an dem die Reichswehr erweitert werden durfte(sie war durch Versailles auf 100.000 Mann beschränkt gewesen). Natürlich zählten auch die Flugzeugstaffeln dazu. Die Wirtschaftskrise von 1929/30, ausgelöst durch den „Börsensturz“ an der Wallstreet, machte zwar viele der anfänglichen Ideen zunichte, aber der grundlegende Plan blieb bestehen. Das Ziel war die Schaffung der „Luftstreitkräfte des neuen Friedensheeres“ ab 1934/35 mit einer Frontstärke von rund 150 Maschinen und einer Reserve von 50 Maschinen. Sie sollten in 22 Staffeln unterteilt werden, davon 13 Aufklärer -, 6 Jagdflieger – und 3 Bomberstaffeln. Das Hauptaugenmerk lag deutlich auf der Nahkampfunterstützung der Bodentruppen, wobei vorwiegend Aufgaben der Luftüberwachung und des Geleitschutzes der Aufklärer anfielen. Dem Abwurf von Bomben kam nur eine geringe Bedeutung zu.
Daneben wurden Bombenziele so ausgesucht, um die Beweglichkeit der Bodentruppen zu erhöhen und den Feind im operativen und taktischen Bereich zu schwächen. Noch dachte man nicht daran, feindliche Städte und Industrieanlagen zu zerstören. Diese Pläne wurden am 10. August 1932 offiziell genehmigt, fünf Monate bevor Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde.
Hitler übernahm deshalb eine unfertige Luftwaffe, aber es besteht kein Zweifel, dass sein Aufstieg zur Macht der Luftwaffe den dringend benötigten finanziellen und politi-schen Aufschwung gegeben hat. Nur Stunden nach seiner Ernennung zum Reichs-kanzler im Februar 1933 ernannte er seinen erprobten Kameraden Hermann Göring zum Reichskommissar für die Luftfahrt. Er wollte damit dessen Erfahrung als Fliegerass des 1.Weltkrieges für die zukünftige Entwicklung der Luftwaffe ausnützen. Göring war jedoch stark mit seiner politischen Laufbahn beschäftigt und so fiel die Hauptarbeit bei der Schaffung der Luftwaffe an Milch. Dieser war 1933 von der Lufthansa kommend zum Staatssekretär der Luftfahrt ernannt worden. Die nationalsozialistische Regierung stattete ihn mit einem Budget von 40 Millionen Reichsmark aus, um die Luftwaffe aufzubauen. Dies war jedoch erst der Beginn finanzieller Zuwendungen, die ständig steigen sollten. 1936 verschlang die Luftwaffe bereits mehr als 38% des gesamte deutschen Verteidigungsbudgets.

Erichs Milch’s Pläne
Milch war erfahrener Geschäftsmann, durch dessen Hände häufig große Summen gingen. Eine seiner ersten Amtshandlungen als Staatssekretär bestand darin, den Bau von Jagdflugzeugen und Bombern in Auftrag zu geben, um die darnieder lie-gende Flugzeugindustrie anzukurbeln und die Fertigungsstraßen einzurichten. Die ersten Modelle waren aber noch Übergangsmodelle- wie der Heinkel He51-Doppeldecker-Jäger, der Ju52-Bomber und zahlreiche Ausbildungsmaschinen. Er benötigte aber irgendetwas, mit dem er vor der ganzen Welt prahlen konnte, nachdem im Mai 1933 die politische Entscheidung gefallen war, die offizielle Gründung der Luftwaffe zu verkünden. Zu der Zeit plante Milch eine Streitmacht von 51 Staffeln mit einer Frontstärke von 600 Flugzeugen( die mit der Einführung industrieller Fertigungsmethoden rasch auf 1000 Stück steigen sollten). Dies war jedoch erst der Anfang. Während die Fabriken Tag und Nacht arbeiteten, begann er überall in Deutschland moderne Luftwaffenstützpunkte zu errichten, die mit Funk und optischen Navigationssystemen sowie hervorragenden Kommunikations- und meteorologischen Einrichtungen ausgerüstet waren. Die 36 „Aerodrome“, die so entstanden, sollten sich bei Ausbruch des 2. Weltkrieges als unschätzbar erweisen.
Aber es kam zu Problemen. Vor allem der schlechte Zustand der deutschen Luftfahr-tindustrie nach 14Jahren völliger Vernachlässigung kam jetzt zum Tragen. 1933 be-schäftigte die Flugzeugindustrie weniger als 3500 Leute in acht verstreuten Fabriken. Trotz des rapiden Aufstiegs dieser Branche durch die Initiative der Nationalsozialisten( Mitte 1936 gab es bereits an die 125.000 Beschäftigte), litt die Effektivität am Tempo dieser Entwicklung. Man benötigte Zeit, um Luftfahrtingenieure und technischer auszubilden, abgesehen vom Bau der entsprechenden Fabriken, die für eine Massenproduktion geeignet waren. Obwohl sich die Ergebnisse auf dem Papier gut lasen, waren der Leitungsfähigkeit der Industrie Grenzen gesetzt.
Die Situation besserte sich auch nicht dadurch, dass Hitler im September 1933 ver-langte, dass die Luftwaffe über 2000 Flugzeuge verfügen sollte( er sah in einer solche großen Flotte eine Möglichkeit, die Alliierten zu einer Änderung des Vertrages von Versailles zwingen zu können). Doch auch die verantwortlichen Köpfe in der Luftwaffe zogen nicht an einem Strang. Göring begann schon bald Milch zu misstrauen und als einen Rivalen anzusehen. Der Leiter des Luftfahrtkommandos, General Walter Wever, konnte zwar vieles ausgleichen, aber nach seinem Tod bei einem Flugzeugabsturz im Mai 1936 wurden die Reibereien immer stärker. Obwohl Göring aus diesem Kampf als Sieger hervorging, war dadurch den langfristigen Zielen der Luftwaffe kaum geholfen.
Doch die Expansion wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Während in den Fabriken eifrig veraltete Modell wie He51 gebaut wurden, förderte Milch bereits die Entwicklung einer neuen Generation von Kampfflugzeugen. Einige davon befanden sich bereits am Reißbrett oder es gab sogar schon Prototypen davon. Schon 1932 war der Bau eines mittleren Hochgeschwindigkeitsbombers als Verkehrsflugzeug getarnt angeordnet worden. Das Ergebnis waren die Dornier Do17 und die Heinkel He111- aber es gab auch neuere Modelle.

Neue Flugzeugkonstruktionen
Dazu gehörte vor allem das Messerschmitt Bf109-Jagdflugzeug, das im September 1935 erstmals im Flug getestet wurde. Daneben gab es noch den Junkers Ju87 schweren Sturzkampfbomber, der ebenfalls im selben Jahr seinen Jungfernflug hatte. Im Volksmund waren sie als Stukas bekannt, der Abkürzung für Sturzkampfflugzeug. Die Konzentration auf die Stukas zeigte deutlich, dass die Planer in der Luftwaffe diesem Flugzeugtyp gegenüber den Horizontalbombern den Vorzug gaben. Man glaubte nämlich, dass diese wesentlich effektiver gegen Punktziele eingesetzt werden könnten, wie etwa Truppenkonzentrationen oder Kommunikationsnetze.
Dies war zweifelsohne richtig und die Stukas sollten schon bald in ganz Europa zu einer gefürchteten Waffe werden. Gleichzeitig wurden aber dadurch Ressourcen von der Entwicklung des sogenannten „ Ural-Bombers“ abgezogen, der für strategische Angriffe auf weit entfernte feindliche Ziele gedacht war. Das Hauptaugenmerk der Luftwaffe lag zweifelsohne auf der Nahkampfunterstützung durch Flugzeuge, der Unterbrechung feindlicher Nachschub- und Kommunnikationslinien sowie ausgewählter Schläge gegen feindlich Luftkonzentrationen( einschließlich der Flugzeug-werke). Aber bereits 1936 war erkennbar, dass nicht alle Aspekte berücksichtigt werden konnten. Das Ungleichgewicht innerhalb der einzelnen Bereiche der Luftwaffe zeichnete sich bereits deutlich ab. Deutschland Gegner in Europa, die mit steigender Sorge den Aufstieg der Luftwaffe beobachteten, wussten dies aber nicht. Am 1. März 1934 verfügte Hitler nur über 77 Frontflugzeuge( davon lediglich 27 Bomber und 12 Jagdflugzeuge). Nachdem sich die Fabriken aber erholt hatten und- ebenfalls von Bedeutung- die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt worden war, hob die Luftwaffe in jeder Hinsicht ab. Am 1. August 1935 bestand ihr Flotte aus 1833 Flugzeugen( einschließlich 833 Bombern und 251 Jagdflugzeugen). Innerhalb nicht einmal eines Jahres waren es bereits gewaltige 2680 Flugzeuge ( mit mehr als 1000 Bom-bern und 700 Jagdflugzeugen). So stand am 7.März 1936 eine gewaltige Streitmacht bereit, als Hitler offen den Vertrag von Versailles brach und seine Truppen( mit Luft-unterstützung) in das entmilitarisierte Rheinland einmarschieren ließ. Die Alliierten taten nichts, um ihn zu stoppen.
Nach nur drei Jahren an der Macht hatte Hitler eine Luftwaffe geschaffen, die die moderne Gesellschaft bis ins Mark zu erschüttern schien- niemand könnte 1000 Bomber aufhalten, wenn diese gegen Städte und Industrieanlagen losgeschickt würden. Tausende von Menschen würden durch ihr Bomben sterben oder verstümmelt werden. Die Tatsache, dass innerhalb der Luftwaffe die Doktrin des „Terrors durch Bomben“ ausdrücklich geächtet war, war natürlich für außenstehende Beobachter unbekannt. Alles, was sie sehen konnten, waren riesige Staffeln und ihre eigene unzulängliche Verteidigung. Ihre Ängste sollten bald weiter steigen, als die Luftwaffe ihre Zähne zeigte, nicht gegen sie, aber in einem Bürgerkrieg, der sich in Spanien abzeichnete.

Tja, wie ihr seht, ist der Text recht lang, es kann also noch eine Weile dauern bis ich den nächsten fertig habe. Quellen waren bisher ein Buch über die Luftwaffe: Die Luftwaffe von John Pimlott, diverse Bücher über den 2.Weltkrieg allgemein und das Internet.
Den größten Teil habe ich allerdings aus dem Buch, z.T. übernommen, z.T. abgeändert.

Gruß mAjO :wink:
Aus der Geschichte der Völker lernt man,dass die Völker aus der Geschichte nichts gelernt haben!
...mit jeder Sekunde, die vergeht, erhöht sich die Dummheit in diesem Land!!
Tobias
Schütze
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Beitrag von Tobias »

:roll:
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