Japanische Panzerabwehrwaffen

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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tom
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Japanische Panzerabwehrwaffen

Beitrag von tom »

tom sagt:

:!:

Damit euch nicht langweilig wird, hier ein Auszug aus meiner Website


Die Panzerabwehrwaffen der japanischen Armee

Einführung:


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Die japanische Panzerabwehr war ein Spiegelbild der japanischen Panzertaktik. Da davon ausgegangen wurde, dass der Gegner seine Panzer ebenfalls zur Infanterieunterstützung verwenden würde, verließ man sich bis 1940 auf leicht bewegliche Panzerabwehrgeschütze kleinen Kalibers, die neben der Panzerabwehr auch die Aufgabe hatten, der Infanterie Nahunterstützung zu geben. Sie sollten mit der vorrückenden Infanterie Schritt halten können und mussten entsprechend leicht sein. Damit kamen größere Kaliber von vornherein nicht in Frage.

Des weiteren erhielt auch die leichte Feldartillerie bis 10,5 cm Kaliber Aufgaben in der Panzerbekämpfung, sowohl im direkten, als auch im indirekten Richten. Auch die 20 mm und 25 mm Maschinenkanonen der Fliegerabwehreinheiten sowie die schweren Maschinenkanonen der Infanterie waren von vornherein auch für die Panzerabwehr vorgesehen. Mit leicht gepanzerten Fahrzeugen konnte man so gut fertig werden.

1934 wurde die erste Panzerabwehrkanone eingeführt. In China war bis etwa 1935 Panzerabwehr überflüssig, da die chinesische Armee über keine Panzer verfügte. Die wenigen Panzerwagen konnten durch den Einsatz von Nahkampftrupps oder von panzerbrechender Munition aus MG´s und Gewehren gestoppt werden. Daher kamen die zu der Zeit wenigen Panzerabwehrkanonen fast ausschließlich bei der Nahunterstützung zum Einsatz.

In den japanisch-russischen Grenzkonflikten rund um die Mandschurei und in China konnten ab 1937 einige russische 45 mm und deutsche 37 mm Panzerabwehrkanonen erbeutet werden, die zusammen mit der gestiegenen Menge an Militär- und Versorgungsgütern aus Russland und den USA den japanischen Vormarsch wirkungsvoll behinderten und schließlich stoppen konnten. Beide Pak hatten die gleiche Lafette und Japan baute die 37 mm Version nach. So gerüstet ging man in den Nomonhan-Vorfall.

Dort erwies sich die Panzerwaffe als ungeeignet für den Panzerkampf. Auch die 37 mm Pak zeigte Schwächen, konnte aber letztendlich eine noch größere Katastrophe verhindern. Sowohl in der Nahunterstützung, als auch in der Panzerabwehr spielte sie eine wichtige Rolle und war in vielen Situationen Rettung in letzter Sekunde.

Anders als bei der Panzerwaffe wurde dieses Problem aber erkannt und man forschte an stärkeren Waffen. So konnte 1941 eine 47 mm Pak eingeführt werden, die sich auch gegen die leichten US-Panzer sehr gut bewährte. Aber schon Mitte 1942 erwies sich die US-Panzertruppe allem als Überlegen, was die japanische Panzertruppe und Panzerabwehr aufbieten konnte. Für die japanische Armeeführung war eine katastrophale Entwicklung.

Mit Hilfe deutscher Ingenieure entstanden auf Grundlage verschiedener deutscher und erbeuteter Waffen eine Anzahl verschiedener Panzerabwehrwaffen. Rohstoffmangel und interne Differenzen verzögerten diese Entwicklung, so dass viele Systeme bereits veraltet waren, als sie einsatzreif wurden. Andere Waffen erwiesen sich als ungeeignet.

Schließlich entwickelte man aus vorhandenen Artillerie- und Fla-Waffen einigermaßen wirkungsvolle Panzerabwehrwaffen. Problematisch war vor allem das hohe Gewicht der Waffensysteme, die die bisherige Einsatzdoktrin vom Einsatz mit der Infanterie in vorderster Front erschwerte. Daher verzichtete man von vornherein auf eine Nutzung im Pferde-, Maultier- oder Kraftfahrzeugzug.

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Nach deutschem Vorbild entstanden schon 1942 auf vorhandenen Fahrgestellen verschiedene Panzerjäger. Die ersten Systeme dieser Art waren noch improvisierte Konstrukte der Fronttruppe. Bald aber wurden verschiedene Panzerjägerprojekte begonnen. Wichtigstes Problem war die Schaffung einer brauchbaren Panzerabwehrwaffe. In Zusammenarbeit mit der Panzerentwicklungsabteilung entstand zunächst 1941 als Übergangslösung auf Grundlage des Typ 90 75 mm Artilleriegeschützes eine Panzerwaffe. Der Einsatz erfolgte in Form der Selbstfahrlafette Typ 1 Ho-Ni I, die der Panzerwaffe oder Artillerie unterstellt wurde. Die Leistung konnte noch nicht befriedigen und so wurde weiterentwickelt. So entstand die Typ 3 75 mm Panzerwaffe und schließlich die Typ 5 Panzerwaffe. Beide waren sehr gut in ihrer Wirkung und entsprachen der deutschen Kampfwagenkanone 7,5 cm L/48 beziehungsweise 7,5 cm L/70. Darüber hinaus wurde an einer 88 mm Panzerwaffe und einer 105 mm Panzerwaffe geforscht, jedoch konnte bis Kriegsende keine dieser Waffen einsatzbereit gemacht werden.

Als Fahrgestell für die Panzerwaffen waren in der Panzerjägerversion abhängig vom Gewicht der Waffe die unterschiedlich schweren vorhandenen Panzerfahrgestelle oder Fahrgestelle von Halb- und Vollkettenzugmaschinen und leicht veränderter Form vorgesehen.

Ab 1944 wurde auch Raketenpanzerbüchsen entwickelt. Vorbild waren vor allem die US-amerikanischen Bazookas. Mit deutscher Hilfe entstanden einige Vorserienmodelle, die dem deutschen Panzerschreck ähnelten.

Insgesamt hinkte die japanische Panzerabwehr ab 1939 immer der Entwicklung der gegnerischen Panzer hinterher. Dies wirkte sich erheblich auf die Fähigkeit der japanischen Infanterie zur Panzerabwehr aus. Oft genug waren die US-Panzer nur durch verlustreiche Nahkämpfe oder Selbstmordaktionen aufzuhalten.

Man kann sagen, dass der Mangel an Panzerabwehr einer der entscheidenden Schwächen der japanischen Kriegsführung, die voll auf die Infanterie setzte, war.



Die Waffen:

Typ 97 20 mm Panzerbüchse:


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Das verstärkte Auftreten gepanzerter Fahrzeuge bei den chinesischen Truppen führte bei der Truppe zu einem Bedarf an einer leichten Panzerabwehrwaffe, die schnell einsatzbereit war und in vorderster Front mitgeführt werden konnte. Bei der Entwicklung einer solchen Waffe ab Dezember 1935 nahm man sich die Panzerbüchsen der europäischen Nationen zum Vorbild. Vor allem die sowjetischen 14,5 mm Panzerbüchsen standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, da man die Leistungsfähigkeit dieser Waffen als hoch einstufte, wurde sie doch mit allen japanischen Panzern der Zeit fertig. Um eine höhere Leistung zu erhalten, wurde das Kaliber auf 20 mm vergrößert. Die damit einhergehende Gewichtserhöhung, die wegen der höheren Rückstoßkräfte nötig wurde, konnte von der Infanterie akzeptiert werden. Eine runde Mündungsbremse verringerte den Rückstoß zusammen mit der Dreipunktauflage aus Zweibein vorne und einer einzelnen Stütze im vorderen Bereich des Kolbens. Das Einsatzgewicht betrug 72,5 kg.

Im März 1936 konnte bereits ein Vorserienmodell an die Testabteilung der Infanterieschule für berittene Verbände weitergegeben werden. Verschiedene Verbesserungsvorschläge verzögerten den Produktionsbeginn bis Februar 1938. Dann begann die Serienfertigung der Waffe und der Munition in Fabrik 2 des Ogura Rikugun Zoheisho (Ogura Armeearsenal).

Im Einsatz wurde die Waffe in zwei Lasten zerlegt und konnte dann von den zwei Mann Bedienung transportiert werden. Zu diesen zwei Soldaten kamen noch zwei Munitionskanoniere, die die Munition trugen. In Frontnähe wurde die Waffe dann zusammengesetzt und mit einem Traggeschirr versehen, das einen Transport durch die Bedienung ermöglichte. Eine Panzerbüchsengruppe bestand aus 10 Mann mit 2 Waffen. Diese wurden bei der Infanterie mit 150 Schuss auf drei Maultiere oder Pferde verlastet. Bei Kavallerieverbänden wurde je eine Waffe mit 105 Schuss auf zwei Pferde verteilt, um eine höhere Beweglichkeit zu erreichen.

Trotz erwiesener Wirkungslosigkeit gegen die damals modernen (leichten) Panzer wurde die Waffe an die Infanterie ausgegeben. In der japanischen Südostasienkampagne 1941/42 bewährte sie sich gegen die zumeist nur mit behelfsmäßig leicht gepanzerten Fahrzeugen und Panzerspähwagen der britischen, australischen und niederländischen Verbände hervorragend. Vor allem der leichte Transport durch die Regenwälder Burmas, Indonesiens und Borneos verschafften der schnell vorrückenden japanischen Infanterie die nötige Panzerabwehrkapazität und bereinigte manche kritische Situation. Vor allem die niederländischen Verbände arbeiteten gerne mit gepanzerten Transportfahrzeugen und waren gut damit ausgestattet.

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Gegen die leichten US-amerikanischen Panzer auf Guadalcanal erwies sich die Waffe jedoch als ungeeignet. 1943 wurde die Waffe bei der Japanischen Spezialstahlgesellschaft überarbeitet, um sie leichter zu machen und die Produktion zu vereinfachen. das Gewicht betrug nun 59 kg. Im Abwehrkampf 1943 bis 1945 war die Panzerbüchse eine ständige Gefahr für leicht gepanzerte Fahrzeuge und wurde dabei mit Erfolg eingesetzt.

Daten:

Kaliber: 20 mm
Länge: 2060 mm
Rohrlänge: 1180 mm
Gewicht: 72,5 kg, ab 1943 59 kg
Schussweite: 4000 m
Feuergeschwindigkeit: 7 - 20 Schuss/Minute
Mündungsgeschwindigkeit: 865 m/s
Munitionszuführung: Magazin mit 7 Schuss
Granaten: Panzerbrechend, Explosiv
Durchschlagsleistung: 300 m: 32 mm, 700 m: 20 mm



Typ 94 37 mm Geschütz:
(Kyuyon Shiki Sanjunana Miri Ho)


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Nach dem ersten Weltkrieg baute jede größere Nation Panzerabwehrwaffen im Kaliber 37 mm oder 40 mm. Im Rahmen der eigenen Panzerentwicklung entstand auch in den japanischen Streitkräften ein Bedarf an Panzerabwehrgeschützen. Zunächst behalf man sich mit der Aufrüstung des Typ 11 37 mm Infanteriegeschützes mit panzerbrechender Munition. Als Anfang der dreißiger Jahre endlich die nötigen Kapazitäten geschaffen worden waren, begann man 1933 mit der Entwicklung eines Nachfolgemodells für die Typ 11 Kanone. Diese sollte gleichzeitig als Infanteriegeschütz und als Panzerabwehrkanone dienen, wobei vorwiegend der Einsatz als Pak erfolgen sollte. Darüber hinaus sollte sie leicht sein, um den Einsatz in vorderster Front zu ermöglichen und dazu auch ein Panzerschild erhalten. Die Kanone musste im Mannschaftszug beweglich sein. Mit einem Protzwagen, der Munition und persönliche Ausrüstung der Bedienung tragen sollte, wurde der Transport mit einem Vierergespann oder mit einem leichten Fahrzeug möglich. Während der Testphase wurde die Gummibereifung durch Holz- oder Stahlreifen ersetzt, was die Beschussempfindlichkeit der Räder deutlich verringerte. Es gab sowohl Speichenräder, als auch Scheibenräder mit Grifflöchern.
Zur Ereeichung der geforderten Schussfrequenz wurde ein halbautomatischer Verschlussmechanismus verwendet, der beim Rückstoß die Hülse selbsttätig nach rechts hinten auswarf. Entsprechend waren der Verschluss und der Abzugsmechanismus ausgelegt. Die Spreizlafette wurde im Gefecht durch Erdsporne, die manuell mit Hämmern in den Boden getrieben wurden, gehalten.

Neben dem Richtschützen und Richtkanonier bestand die Bedienung aus dem Geschützführer (Unteroffizier oder Offiziersanwärter) sowie acht Munitionskanonieren und Fahrern, die auch die Nahbereichsdeckung im Gefecht übernahmen.

Bis 1936 erfolgte die Einsatzerprobung in China. 1936 wurde die Pak offiziell als Typ 94 37 mm Geschütz (Kyuyon Shiki Sanjunana Miri Ho) eingeführt. 1939 zeigte der Nomonhan-Zwischenfall deutlich, dass die Durchschlagleistung von 40 mm auf 300 m und 25 mm auf 900 m bei den damals modernen leichten sowjetischen Panzern nur auf kurze Distanz ausreichend war. Dies zeigte sich noch deutlicher beim Zusammentreffen mit den US-amerikanischen Panzern. So wurde die Waffe ab 1942 fast ausschließlich als Infanteriegeschütz verwendet und hat sich in dieser Einsatzart gut bewährt.

Eine modifizierte Version der Typ 94 Kanone wurde als Typ 94 Panzerkanone in die leichten Panzer Typ 95 Ha-Go eingebaut.

Das geringe Gewicht von 327 kg machte die Waffe auch ideal für den Einsatz bei den Fallschirmjägern. Dafür wurde ein gefedertes Abwurfgestell ähnlich dem deutschen Vorbild geschaffen.

Daten:

Kaliber: 37 mm
Länge: 1760,5 mm
Rohrlänge: n. b.
Gewicht: 327 kg
Schussweite: 6000 m
Feuergeschwindigkeit: bis 15 Schuss/Minute
Mündungsgeschwindigkeit: 700 m/s
Munitionszuführung: Einzelpatrone
Granaten: Panzerbrechend, Explosiv
Durchschlagsleistung: 300 m: 40 mm, 700 m: 30 mm
Granatgewicht: 0,49 kg



Typ 97 37 mm Geschütz:


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Während der Gefechte in China 1937 und verschiedenen Gefechten gegen sowjetische Verbände Mitte der dreißiger Jahre wurden einige 3,7 cm Rheinmetall-Pak deutscher oder russischer Produktion erbeutet. Diese hatten eine höhere Durchschlagsleistung als die Typ 94 Kanonen und auch ein moderneres Design. Daher wurde die Waffe ab 1937 einfach kopiert und eingeführt. Um das um 120 kg höhere Gewicht zu kompensieren, wurde der Schutzschild im Gefecht oft entfernt. Versuchsweise wurde auch ein Hilfsrad zur Anbringung unter den Holmen entwickelt, das sich aber nicht durchsetzten konnte. Der Einsatz erfolgte analog zum Typ 94 Geschütz. Die Munition wurde ebenfalls kopiert und entsprach der deutschen.

Daten:

Kaliber: 37 mm
Länge:
Rohrlänge:
Gewicht: 450 kg
Schussweite: 4000 m
Feuergeschwindigkeit: bis 15 Schuss/Minute
Mündungsgeschwindigkeit: 800 m/s
Munitionszuführung: Einzelpatrone
Granaten: Panzerbrechend, Explosiv
Durchschlagleistung: 300 m: , 700 m:
Granatgewicht: 0,49 kg



Typ 1 47 mm Geschütz:

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Die Waffe beruhte auf Versuchen, die auf Grundlage der Typ 97 Panzerabwehrkanone und ihrer vergrößerten sowjetrussischen Abart im Kaliber 45 mm ab März 1938 erfolgten. Nach dem Nomonhan-Zwischenfall wurden die Tests ausgeweitet und bereits im September 1939 standen Versuchsgeschütze für Truppenversuche zur Verfügung. Diese endeten im Juni 1940. Danach erfolgte schrittweise die Einführung als Typ 1 47 mm Geschütz.

Vom Aufbau her ist sie eine Kombination des Typ 94 mit dem Typ 97 Geschütz. die Holme sowie der Mechanismus wurden von der Typ 94 Kanone übernommen und vergrößert. Die Unterlafette und die Scheibenräder entstammen der Typ 97 Kanone. Das Schutzschild lief im unteren Bereich v-förmig zu. Im Gefecht wurde sie zur Gewichtsersparnis und zum leichteren Transport im dichten Unterholz entfernt. Die Räder waren für den Kraftzug ausgelegt und entsprechend gummibereift und gefedert. Die Fertigung erfolgte ab Anfang 1941 bei Osaka Rikugun Zoheisho (Osaka Armeearsenal).

Im Jahre der Einführung entsprach die Wirksamkeit mit 50 mm auf 500 m in etwa dem Stand der Technik, veraltete aber sehr schnell. Mit knapp über 750 kg Gewicht war sie nur noch bedingt für den Mannschaftszug geeignet. Gegen die mittleren US-Panzer war sie auch nur bedingt geeignet. Während sie mit den M3 Lee noch fertig werden konnte, war sie gegen die M4 Sherman nur auf kurze Entfernung erfolgreich. Die Erkenntnis, nur noch der Panzerentwicklung hinterherzuhinken, führte Mitte 1942 zu einem vorläufigen Entwicklungsstop für gezogene Panzerabwehrkanonen.

Die Waffe gelangte auch modifiziert als Typ 1 47 mm Panzerkanone im Typ 97 Shihoto Chi-Ha und im Typ 1 Chi-He zum Einsatz.

Daten:

Kaliber: 47 mm
Länge: 2526 mm
Rohrlänge:
Züge:
Gewicht: 755 kg
Schussweite: 7625 m
Feuergeschwindigkeit: bis 12 Schuss/Minute
Mündungsgeschwindigkeit: 830 m/s
Munitionszuführung: Einzelpatrone
Granaten: Panzerbrechend, Explosiv
Durchschlagleistung: 300 m: 55 mm, 700 m: 45 mm
Granatgewicht: 1,03 kg


Typ 4 70 mm Raketenpanzerbüchse:

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Anfang 1943 konnte die kämpfende Truppe einige US-amerikanische Bazookas erbeuten und nach Japan verschiffen. Zur gleichen Zeit kamen im Rahmen der Waffenhilfe aus Deutschland einige Versuchsmodelle der 8,8 cm Raketenpanzerbüchse, besser bekannt als "Panzerschreck", nach Japan. Der Generalstab des Heeres erkannte sehr schnell das Potential der Waffe und veranlasste umgehend die Entwicklung entsprechender Waffen. Die Entwicklungsabteilung der Armee übernahm diese Aufgabe. Bis Juli 1944 konnte die Waffe und die dazugehörende Hohlladungsraketengranate einsatzreif gemacht werden.

Die Waffe war zweiteilig ausgelegt, um den nötigen Transportraum zu minimieren. Der Abfeuerungsmechanismus wurde von der Bazooka kopiert. Die Treibladung der Raketengranate wurde dabei durch einen Zugzünder mittels einer Zugschnur gezündet. Die Waffe war geeignet für stehenden, knieenden und liegenden Anschlag. Ein klappbares Zweibein unterstützte den Schützen im liegenden Anschlag und beim Schießen aus der Deckung. Das Zielen erfolgte über Kimme auf Höhe des Abzugsmechanismus und Korn, beides links von der Mündung montiert.

Die 359 mm lange Raketengranate wurde vor dem Abschuss vom Munitionskanonier von hinten geladen. Dabei wurde der Zugdraht an der Abzugsvorrichtung befestigt. Die Zündung der Treibladung erfolgte durch ziehen eines Zünddrahtes, durch den die Treibladung gezündet wurde. Die Granate verließ mit einer Geschwindigkeit von 160 m/s den Werfer. Dabei wurde sie durch ihre im Winkel von 25° zur Rotationsachse angebrachten Heckflügel in Rotation versetzt und so ihre Flugbahn stabilisiert.
Hinter dem Rohr musste wegen des Feuerschweifes beim Abschuss ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Die Bedienung der Waffe erfolgte von links. Der Ladeschütze sollte sich rechts von der Waffe aufhalten, um den Schützen nicht zu behindern. Im knienden und stehenden Anschlag konnte er sich jedoch auch hinter dem Schützen aufhalten.

Die wirksame Reichweite lag bei 100 m. Beim Einsatz bis zu dieser Weite wurde eine Treffergenauigkeit von 60 % erreicht. Bei größeren Einsatzweiten nahm die Treffergenauigkeit schnell ab. Die Hohlladungsgefechtsköpfe erreichten bei einer Sprengladung von 700 g ab einem Aufschlagswinkel von 60° eine Durchschlagsleistung von 80 mm. Bei einem geringeren Aufschlagswinkel sprach der Aufschlagzünder nicht an. Die Treibladung wog 260 g und hatte eine Brenndauer von 0,4 Sekunden.
Ogura Rikugun Zoheisho (Ogura Armeearsenal) und Osaka Rikugun Zoheisho (Osaka Armeearsenal) stellten bis zur Kapitulation 3300 Typ 4 70 mm Raketenpanzerbüchsen her.

Daten:

Kaliber: 72 mm
Länge: 1500 mm
Züge: 0
Gewicht: etwa 8 kg
Schussweite: mindestens 50 m, höchstens 800 m, beste Treffgenauigkeit bis 100 m
Feuergeschwindigkeit: 6 Schuss/Minute
Mündungsgeschwindigkeit: 160 m/s
Munitionszuführung: manuell
Granaten: Hohlladung
Durchschlagleistung: bis 100 m : 80 mm
Granatgewicht: 4 kg


Behelfspanzerfaust:


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Trotz der positiven Erfahrungen der Deutschen mit Panzerfäusten, die sie gerne auch mit den Japanern teilten, war die japanische Industrie 1944 nicht mehr in der Lage, die nötigen Rohstoffe und Kapazitäten für eine Entwicklung solcher Waffen bereitzustellen. Da jedoch die Konstruktionsunterlagen der deutschen Panzerfaust 100 m vorlagen, versuchte man behelfsmäßig solche Waffen durch die Truppe in Eigenverantwortung und Eigenregie bauen zu lassen. Dazu wurden verschiedene Material- und Bauvorschläge in einer Vorschrift zusammengefasst und an die Verbände der Heimatverteidigung ausgegeben. Als Abschussrohr sollte Bambus aller Art zur Anwendung kommen. Die Zwischenwände der ansonsten hohlen Bambusstämme wurden dazu aufgebohrt und mit einem selbst laborierten Gefechtskopf versehen. Der Bambus war nach dem Abschuss nicht mehr verwendbar und wurde einfach liegengelassen. Teilweise wurde auch ein Bambuskorb an der Mündung befestigt, um der Granate eine bessere Treffgenauigkeit zu geben.

Diese bestand aus der Treibladung in einem Bambusschaft, der vom Umfang her in das Abschussrohr passen musste. Daran wurde ein behelfsmäßiger Hohlladungssprengkopf mit Bolzen befestigt. Die Treibladung sollte ein Gewicht von 38 g haben, der Sprengkopf sollte 1 kg schwer sein. Die Durchschlagsleistung des Gefechtskopfes sollte durch Versuchsproduktion auf 100 mm gebracht werden. Danach war die Serienfertigung einzuleiten.

Die Konstruktion ist sehr einfach und entsprechend war der Einsatz sehr gefährlich. In Japan spielte das jedoch keine Rolle und so wurden in Erwartung der Invasion des Heimatlandes viele dieser Behelfspanzerfäuste gebaut und eingelagert.

Durch die behelfsmäßige Konstruktion und die Verwendung unterschiedlicher Materialien war die Leistung stark unterschiedlich. Die wirksame Reichweite war durch die naturgemäß großen Toleranzen gering, gleiches gilt für die Treffsicherheit. So reiht sich diese Waffe nahtlos in die große Zahl an Behelfswaffen zur Heimatverteidigung ein.

Daten:

Kaliber: variabel
Länge: 1250 mm
Züge: 0
Gewicht: 2,5 kg
Schussweite: gering
Feuergeschwindigkeit: 1 Schuss je Waffe
Mündungsgeschwindigkeit:
Munitionszuführung: Wegwerfwaffe
Granaten: Hohlladung
Durchschlagleistung: 100 mm
Granatgewicht: 2 kg



Typ 5 75 mm Panzerjäger Na-To:

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1943 wurde der Bedarf an einer mobilen schweren Panzerabwehrwaffe so groß, dass man parallel zur Entwicklung der Typ 5 Kanone ab Februar 1943 einen Panzerjäger auf dem Fahrgestell des vorgesehenen schweren Panzer Typ 4 Chi-To. Im April 1944 war das Fahrzeug fertig entwickelt. Die Kanone wurde jedoch erst im Januar 1945 einsatzbereit. Da man auf die Umkonstruktion nicht warten wollte, baute man die ersten Vorserienmodelle der Kanone ein.

Das Fahrgestell der Typ 4 Chi-To wurde stark umgebaut. So wurde der Motor nach vorne verlegt. Um dem Fahrer trotz des relativ hohen Motorraumes eine brauchbare Sicht zu ermöglichen, wurde ein entsprechend hoher Aufbau entwickelt. Neben dem vorn rechts sitzenden Fahrer war der Bordtechniker untergebracht, der auch als Funker diente. In der Vorserienproduktion war für ihn kein Maschinengewehr zur Nahverteidigung vorgesehen. Beide hatten nach vorne einen Sehschlitz und seitlich ein großes Fenster, dass durch eine nach unten klappbare Panzerplatte verschlossen werden konnte In der Fahrzeugmitte war die Kanone auf ihrem Mittelpivotsockel untergebracht. Zunächst war nur ein hinten offener Panzerschild vorgesehen. Die Bedienung sollte auf dem offenen Heck agieren.

Während der Testerprobungen stellte sich dies als Ungeschickt heraus, da der Schwerpunkt des Fahrzeuges sehr hoch war. So wurde der Panzerschild verkürzt und dafür eine erhöhte Seitenpanzerung eingebaut. In dieser Form wurden einige Fahrzeuge im Februar 1945 nach China zur Fronterprobung geschickt.

Dieses Fahrzeug entsprach in etwa den deutschen Panzerjägern Marder und hatte deren Probleme mit der hohen Silhouette. Die Kanone konnte den US M4 Sherman auf 1000 m problemlos durchschlagen.

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Daten:

Hersteller: Osaka Rikugun Zoheisho
gebaute Fahrzeuge: n.b.
Kampfgewicht: 15 t
Bodendruck: n.b.
Besatzung: 7 Mann
maximale Panzerstärke: 12 mm
Länge: 5800 mm
Breite: 2400 mm
Höhe: 2750 mm
Kettenauflage: n.b.
Kettenbreite: n.b.
Bodenfreiheit: n.b.
watfähig bis: n.b.
überschreitet: n.b.
klettert: n.b.
maximale Steigung: n.b.
Motor: Mitsubishi 8-Zylinder Benzinmotor
Leistung: 165 PS bei 2000 U/min
Straßengeschwindigkeit: 40 km/h
Geländegeschwindigkeit: n.b.
Reichweite: n.b.
Tankkapazität: n.b.
Getriebe: n.b.
Leistungsgewicht: 11 PS/t
Bewaffnung Turm: 1 X Typ 5 75 mm Kanone
Bewaffnung Bug: -
Munitionsvorrat: n.b.




Weitere Informationen und Daten zu weiteren Waffensystemen gibt´s auf meiner website.


Gruß

tom :wink:
Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Es erhebt sich nur die Frage, ob er immer nötig ist. Wehret den Anfängen!!!!!

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