"Rüsselsheimer Martyrium"

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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Firefighter
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"Rüsselsheimer Martyrium"

Beitrag von Firefighter »

Nachstehend aus dem mehrseitigen Text eine auszugsweise Übersetzung der Darstellung des
"Rüsselsheimer Martyriums" durch den amerikanischen Ermittler Major Luke P. Rogers (nach Aussagen des
seinerzeitigen Bürgermeisters von Rüsselsheim):

Als sich die Gefangenen dem Park-Hotel näherten, liefen drei Frauen, Käthe Reinhardt, ihre Schwester
Margarete Witzler und deren Tochter Lilo, zum daneben befindlichen Tabakladen und schrien: "Dies
sind die teuflischen Flieger. Schlagt sie tot!" Es versammelte sich eine Menschenmenge, die sich als
Resultat des Angriffs in der vorhergehenden Nacht in bedrohlicher Stimmung befand. Dann begannen
die drei Frauen Steine auf die Gefangenen zu werfen. Die Menschenmenge vergrößerte sich.
Zu diesem Zeitpunkt schlug ein Kneipenwirt, Philip Gutlich, einen der Flieger mit einem Knüppel. Die
beiden deutschen Soldaten, die die Gefangenen bewachten, taten nichts, um sie zu schützen.
Nun begannen die Flieger zu laufen. Da einer der Gefangenen ein verletztes Bein hatte, trugen zwei
von ihnen ihn auf ihrem Rücken.
Hier griff der Ortsgruppenleiter Joseph Hartgen in die Szene ein. In wahrer Nazi-Manier machte er
seine Anwesenheit bald spürbar. Er schrie der Menge zu, die Flieger totzuschlagen und feuerte mit der
Pistole mehrere Male in die Luft, um sie noch weiter anzufeuern.
Nachdem die bedrängten Flieger zunächst die Hauptstraße entlang liefen, kamen sie zu einer
Seitenstraße. In ihr versuchten sie ihren Angreifern zu entkommen. Die Menge folgte ihnen wie
Bestien. Nach einer kurzen Wegstrecke diese Straße hinunter schlug der Bauer Johannes Seipel die
Gefangenen mit einem Knüppel. Der Fabrikarbeiter Georg Daum schlug ebenfalls mit einer Schaufel
auf sie ein, während sie außerdem noch mit Ziegeln und Steinen beworfen wurden. Darüber hinaus
verprügelte der Gleisarbeiter Johann Opper sie so heftig mit einem Besen, dass der Stiel in seinen
Händen zerbrach.
Am Ende der Straße war ein Eisenbahngelände, das von einer ca. 6 Fuß hohen Mauer begrenzt war.
Die unglücklichen Gefangenen, die müde und zudem schlimm zugerichtet waren, wandten sich nach
rechts zu jener Stelle und drängten sich gegen die Mauer, um sich vor dem Mob zu schützen. Hier
spielte sich die wahrhaft brutale Phase des Mordens ab. Drei Fabrikarbeiter, August Wolf, Karl
Fugmann und Friedrich Wust, kamen von der anderen Seite der Bahngleise herüber. Als die Flieger
sich zum Schutz an der Mauer zusammenkauerten, beugte sich Wust über die Mauer und schlug ihnen
mit einem Hammer auf den Kopf. Wolf und Fugmann warfen große Steine und Eisenbahnschwellen auf
die Gefangenen. Hartgen, der Ortsgruppenleiter, nahm aktiv an der Prügelei teil und schlug ebenfalls
mehreren Gefangenen mit dem Hammer auf den Kopf, als sie bereits am Boden lagen. Außerdem
beteiligten sich noch drei oder vier Männer in deutscher Uniform an der brutalen Prügelei. Nachdem es
schließlich kein Lebenszeichen der Opfer mehr gab, schoss Hartgen mehreren in den Kopf.
Die Körper wurden dann auf einen Leiterwagen verladen, der zum Friedhof der Stadt geschoben
wurde.
PS: Der Nachtangriff auf Rüsselsheim am 25./26.8.1944 erfolgte durch britische Bomber. Die gefangenen
amerikanischen Flieger, die am 24.8.44 einen Tagesangriff auf einen Flugplatz unweit von Hannover geflogen
hatten, waren auf der Durchfahrt zu einem Gefangenenlager (Dulag Luft) bei Bad Homburg, als sie am Morgen
des 26. August gegen 8 Uhr kurz vor Rüsselsheim den Zug verlassen mussten. Das Bahngleis vor ihnen war
bei dem nächtlichen Luftangriff zerstört worden, so dass eine Weiterfahrt nicht möglich war. Die US-Flieger
wurden unter Bewachung von drei Soldaten durch die stark zerstörte Stadt geführt. Von derem anderen Ende,
wo die Gleise unbeschädigt geblieben waren, sollte der Transport weitergehen.

Bitte bei bedarf verschieben..

Quelle unbekannt, hab ich per mail bekommen..
mfg, Fire

PS:dieser text wurde aus 100% chlorfrei gebleichten, handelsüblichen,
freilaufend, glücklichen elektronen erzeugt!
mannix

...

Beitrag von mannix »

Eine schreckliche Geschichte, die zeigt, wie gefährlich und vertiert,
"normale Menschen" unter extremsituationen reagieren können.
Das schlimme ist, das keiner von uns davor gefeit ist.

MfG
Mannix
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Wever
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Beitrag von Wever »

Ja, das ist ein schwieriges Thema. So etwas kam vor. Und ich gestehe freimütig: hätte ich so einen abgeschossenen Bomberpiloten aufgefunden, während ein paar Kilometer weiter die Hölle auf Erden wütet: ich hätte ihm sicherlich ebenfalls ein Ding verpaßt. Kriegsvölkerrechtlich ist das natürlich unmöglich. Aber Menschen sind eben auch nur Menschen.

Das Massenmorden aus großer Höhe per Knopfdruck ist selbstverständlich eine ethisch komplexe Tätigkeit. Es gibt ja zahllose Berichte, in welchen alliierte Bomberpiloten ihre Metzgertätigkeit geradezu ästhetisch verklären. Zweifellos hat vielen das "Killen" Spaß gemacht: man erinnere sich an die vielen JaBo-Piloten, die am Ende des Krieges in Ermangelung militärischer Ziele Zivilisten und Tiere und was weiß ich nicht alles gejagt haben.

Na, wie auch immer: daß solche Tötungen seitens der aufgewühlten Bevölkerung vorkamen ist ebenso bekannt, wie der Umstand, daß dies selbstverständlich NICHT die Regel war. Daß man nun den "Opfern" auch noch Denkmäler setzt - na ja, bei sovielen "Denkmälern" kommts auf ein paar mehr oder weniger dann auch schon nicht mehr an...
"Es gibt eine Form von Toleranz beim Menschen, die nichts anderes ist als ein Mangel an Würde." Joseph Schumpeter
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Firefighter
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Beitrag von Firefighter »

Naja, besonders schlimm waren aber Die Russichen besatzer..
bei uns, vergewaltigungen standen da an der tagesordnung..

nru wer sich sehr gut verstecken konnte, hatte glück im unglück

aber, ich denke.. ich wüsste auch nicht was ich im krieg mit so jemaden machen würde, der z.b die nacht davor, meine Familie ausgelöscht hatte..

Ich denke das weiss niemand vorher, erst wenn es zu so einer situation kommt..
mfg, Fire

PS:dieser text wurde aus 100% chlorfrei gebleichten, handelsüblichen,
freilaufend, glücklichen elektronen erzeugt!
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