japanische Faustfeuerwaffen

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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tom
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japanische Faustfeuerwaffen

Beitrag von tom »

tom sagt:

:!:

Die Faustfeuerwaffen der japanischen Armee

Einführung:

In der japanischen Armee war es um 1910 wie zu der Zeit auch in vielen anderen Armeen weltweit üblich, dass sich die Offiziere ihre Handfeuerwaffen selber kaufen mussten. Der normale Soldat konnte zwar auch eine solche Waffe erwerben, konnte sich dies aber oft nicht leisten.
Ausländische Waffen waren zu dieser Zeit sehr beliebt, galten sie doch als besonderes Statussymbol. Die Armee konnte und wollte jedoch nicht die Munitionsversorgung sicherstellen, da dutzende unterschiedliche Munitionssorten nötig gewesen wären. So gab es bis 1910 seitens der Armee nur eine Munitionsversorgung für den offiziell eingeführten Typ Meiji 26 Revolver.
Nachdem die erste japanische Pistole auf den Markt gekommen war, wollte man diese einheimische Produkt besonders fördern und übernahm auch die 8 mm Nambu-Patrone in die Liste der zur Verfügung gestellten Munition auf. Diese Patrone war sehr viel schwächer als ausländische Munition, wurde aber wegen der starken Verästelung von Armee und Wirtschaft untereinander bis Kriegsende gestützt. Dies war sicherlich ein Fehler.
Nachdem sich die ersten Pistole als unzulänglich herausgestellt hatten, erwarben die Offiziere immer häufiger die amerikanischen Browning-Pistolen, für die keine Munitionsversorgung engeführt wurde, da man verstärkt auf heimische Produkte umstellen wollte, um die Abhängigkeit von ausländischen Lieferungen zu verringern. Bis in die dreißiger Jahre waren die japanischen Pistolen fast ausschließlich bei Einheiten zu finden, die offiziell mit diesen Waffen ausgestattet waren (zumeist Panzer- und Fliegereinheiten).
Mitte der dreißiger Jahre wurde dann mit einem neuen armeeeigenen Modell erneut ein Anlauf gestartet, der aber wegen technischer Unzulänglichkeiten erneut mißlang. In China wurden durch die kleineren und größeren Gefechte immer mehr ausländische Pistolen erbeutet, so dass man in der Mandschurei und den besetzten Gebieten Munitionswerkstätten einrichtete.
Erst Anfang der vierziger Jahre konnte die japanische Industrie Pistolen anbieten, die mit den europäischen und amerikanischen Modellen gut mithalten konnten. Durch die angespannte Rohstofflage erhielten die meist privaten Anbieter nicht genügend Material, um größere Serien herzustellen.
Gegen Kriegsende wurde alles mobilisiert, was möglich war. So wurden auch die inzwischen eingemotteten Revolver wieder eingesetzt. Darüber hinaus gab es einige sehr einfache, teilweise bizarre Behelfslösungen, mit denen man die Bevölkerung zum Endkampf bereit machen wollte. Viele dieser Waffen waren eher eine Gefahr für den Nutzer denn für den Gegner.

Insgesamt kann man sagen, dass die japanischen Pistolen erst einsatzreif wurden, als man die Entwicklung und Verbesserung von den armeeeigenen und armeenahem Herstellern zu privaten Herstellern verlagerte. Da war die Lage jedoch bereits so schlecht, dass keine größeren Mengen mehr gebaut wurden. Letztlich war die Zahl der Handwaffen in den Streitkräften niemals ausreichend, um den Bedarf zu decken.


Die Waffen:


Typ Meiji 26 9 mm Revolver:

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Dieser Revolver wurde 1893 zunächst bei der Kavallerie eingeführt. Er arbeitet nach dem Double-Action-System. Beim Abziehen wird der Hahn gespannt und gleichzeitig die Trommel eine Patrone weiter gedreht.
Im Einsatz wurde die Waffe mit einer Kordel versehen, die um den Hals gelegt oder an der Koppel bzw. am Sattel befestigt wurde . So konnte die Waffe nicht verloren gehen, falls dem Schützen die Waffe aus der Hand gleiten sollte.

In den zwanziger Jahren wurde die Waffe aus dem aktiven Dienst genommen und eingelagert oder als Dienstwaffe an die Polizei ausgegeben. Insgesamt 53200 dieser Revolver wurden gefertigt.

Daten:

Kaliber: 9 mm
Länge: 230 mm
Lauflänge: 120 mm
Höhe: 130 mm
Breite: 38 mm
Trommeldurchmesser: 31 mm
Gewicht: 927 g
Trommelkapazität: 6 Schuss
Geschossdurchmesser: 9,1 mm
Mündungsgeschwindigkeit: 190 m/s

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8 mm Kuwahara Revolver:

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Während des ersten Chinesisch-Japanischen Kriegs 1894/95 entwickelte die Firma Kuwahara eine kleinere Version des Typ 26 Revolvers im Kaliber 8 mm. Er konnte in den Single-Action-Modus umgeschaltet werden und war zur Vermeidung von Rost vernickelt.

Diese Waffe musste privat erworben werden. Sie wurde den Gardedivisionen als Offizierswaffe empfohlen und von vielen Offizieren dieser Verbände getragen.

Daten:

Kaliber:8 mm
Länge: 150 mm
Lauflänge: 77 mm
Gewicht: 375 g
Trommelkapazität: 6 Schuss
Geschossdurchmesser: 8 mm

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Nambu Typ Pistole groß:

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Im Jahr 1900 begann ein Konstruktionsteam unter dem Armeemajor Kijiro Nambu moderne Infanteriewaffen zu entwickeln. Eine der ersten Waffen war eine halbautomatische Pistole, die äußerlich der deutschen Luger ähnelte. 1902 war die Waffe serienreif, konnte sich aber wegen des Gewichts und dem Aussehen in Japan nicht durchsetzen. So begann der Bau einer Kleinserie von insgesamt 2400 Stückin armeenahem Unternehmen erst 1906.

Kleinere Probleme mit der Sicherungsvorrichtung und dem Magazin wurden überarbeitet und 1909 erwarb die Marine 1500 Pistolen und führte sie als Nambu Landpistole offiziell als Offizierswaffe ein, um diese Waffe intern bekannt zu machen. Zugleich sicherte man die Munitionsversorgung mirt der insgesamt zu schwachen Typ Nambu 8 mm Patrone.

Nachdem die Waffe weiter verbessert worden war, wurde sie ab 1916 auch bei der Marineinfanterie als Typ Taisho 4 Pistole verwendet. Die siamesische Armee führte die Pistole ebenfalls offiziell ein. Wegen der hohen Kosten sah die Armee von einer Einführung ab.

Die Griffsicherung unterhalb des Abzugs führte immer wieder zu Problemen und beim Magazinwechsel musste die Schlagbolzenfeder mit viel Kraft zurückgezogen werden. Problematisch war darüber hinaus die Anbringung des Sicherungshebels auf der linken Seite der Waffe, da man so zum Entsichern beide Hände benötigte. Dem gegenüber stand eine sehr gute Handlage, eine große Zielgenauigkeit und ein sehr geringer Rückstoß (was aber mit einer schwachen Treibladung der Patrone und damit einer geringeren Wirkung im Ziel bezahlt wurde).

Insgesamt wurden nur etwa 10300 Pistolen gebaut.

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Ein interessantes Zubehör war der ansteckbare hölzerne Kolben, mit der die Waffe an der Schulter angelegt werden konnt, was die Zielgenauigkeit auch auf größerer Entfernung verbesserte. etwa 5700 dieser Kolben wurden gebaut.

Daten:

Kaliber: 8 mm
Länge: 230 mm
Lauflänge: 120 mm
Höhe: 145 mm
Breite: 30 mm
Gewicht: 880 g
Magazinkapazität: 8 Schuss
Geschossdurchmesser: 8 mm
Mündungsgeschwindigkeit: 320 m/s

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Nambu Typ Pistole klein:

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Diese Waffe war eine verkleinerte Version der Typ 4 Pistole im Kaliber 7 mm. Die Entwicklung erfolgte für potentielle Käufer, die von der Größe der 8 mm Version abgeschreckt wurden. Um die Produktion zu unterstützen, wurde die Waffe an besonders gute Offiziersschüler verschenkt und man übernahm auch offiziell die Munitionsversorgung. Auch der Geheimdienst setzte diese Waffe ein und Mitglieder von Handelsmissionen wurden damit ausgerüstet.

Trotzdem wurden insgesamt nur 6550 gefertigt.

Daten:

Kaliber: 7 mm
Länge: 112 mm
Lauflänge: 85 mm
Höhe: 110 mm
Breite: 26 mm
Gewicht: 560 g
Magazinkapazität: 7 Schuss
Geschossdurchmesser: 7,1 mm
Mündungsgeschwindigkeit: 300 m/s

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Typ Taisho 14 Pistole:

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Die vorhandenen Probleme der Typ 4 Pistole und die teure weil aufwendige Fertigung führten Anfang der zwanziger Jahre zur Überarbeitung der Waffe. Kurz vor Abschluss der Entwicklung nahm Nambu seinen Abschied und baute mit Unterstützung der Armee eine eigene Waffenfabrik auf. Dort wurde die Entwicklung beendet und eine Serienfertigung eingerichtet.

Umgehend nach Beginn der Serienfertigung führte die Armee diese Waffe offiziel als Typ 14 Pistole ein. Durch den Wegfall der Griffsicherung konnte der Griff umgestaltet werden. Zunächst wurde dieser neue Handgriff bemängelt, was aber schnell verbessert wurde. Das Fehlen einer Abzugssicherung wurde wie auch andere Probleme schnell korrigiert.

Während der Konflikte in China in den dreißiger Jahren bewährte sich die Waffe gut. Probleme bei der Verwendung von Handschuhen wurden durch einen besonderen, vergrößerten Abzugsbügel für Einheiten im Wintereinsatz gelöst.

In den vierziger Jahren wurde zur Beschleunigung der Fertigung die Waffe vereinfacht. Dazu wurde auch die Zahl der Arbeitsschritte verringert, was zu einer abnehmenden Qualität führte.

Auch für diese Waffe wurde ein ansteckbarer Holzkolben gefertigt. Insgesamt wurden 282000 Typ 14 Pistolen gebaut und als Offizierswaffe und bei Panzer- und Fliegerverbänden genutzt.

Daten:

Kaliber: 8 mm
Länge: 230 mm
Lauflänge: 120 mm
Höhe: 275 mm
Gewicht: 920 g
Magazinkapazität: 8 Schuss
Geschossdurchmesser: 8 mm
Mündungsgeschwindigkeit: 320 m/s

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Typ 10 Mauser C 96 Pistole:

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Ab Mitte der zwanziger Jahre gab es ständig kleinere und größere Konflikte mit China. Dabei wurden verschiedene europäische und amerikanische Pistolen erbeutet. Lediglich die Mauser C 96 schaffte es, offiziel eingeführt zu werden.

Insbesondere die gute Verarbeitung, der lange Lauf (große Schussweite) und die große Magazinkapazität von 12 Schuss beim Kaliber 9 mm und 20 Schuss beim Kaliber 7,62 mm machten die Waffe sehr beliebt bei den in China und in der Mandschurei eingesetzten Verbänden. Bereits Anfang der dreißiger Jahre organisierten Offiziere die Einführung bei ihren Truppenverbänden und den Aufbau einer Munitionsherstellung.

Mitte der dreißiger Jahre wurde die Waffe halboffiziell als Typ 10 Pistole bei der Kwantung-Armee (in der Mandschurei stationierte Einheiten) im Kaliber 7,62 mm eingeführt. Auch die mandschurische Armee und die koreanische Polizei wurden mit der Waffe ausgerüstet. 1940 schließlich wurde die Waffe offiziell für die Verbände der Heimatarmee eingeführt.

Daten:

Kaliber: 7,62 mm
Länge: 290 mm
Lauflänge: 140 mm
Höhe: 110 mm
Gewicht: 1100 g
Magazinkapazität: 20 Schuss
Geschossdurchmesser: 7,62 mm

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Typ 94 Pistole:

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Anfang der dreißiger Jahre entwickelte die Armee in Zusammenarbeit mit Kijiro Nambu eine moderne halbautomatische Pistole. 1934 ging sie in Serie und wurde zunächst vor allem im Ausland angeboten.

Probleme mit Verschluss und Sicherung führten besonders an Anfang häufig zu Unfällen durch Selbstauslösung. Ein weiteres großes Problem war, dass der Verschluss nach der letzten Patrone im offenen Zusatand verbleib und das Magazin gegen die Zubringerfeder mit großem Kraftaufwand herausgezogen werden musste. Beide Probleme konnten auch durch die Überarbeitung nicht zufriedenstellend gelöst werden.

Mit Beginn des zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges 1937 wurde in der Armee der Mangel an Handfeuerwaffen für Flugzeug- und Panzerbesatzungen sowie als Offiziersseitenwaffen deutlich. Daher wurde die Typ 94 Pistole offiziell zunächst als Seitenwaffe für Panzerbesatzungen eingeführt. Strenge Sicherheitsvorschriften verlangten zum Beispiel, dass die Waffe erst unmittelbar vor einem Einsatz durchgeladen werden durfte. Das machte die Waffe natürlich unbeliebt. Von Beginn an war geplant, diese Waffe nur solange zu nutzen, bis eine andere Pistole in ausreichender Menge zur Verfügung stand. Da dies aber nie der Fall war, wurde die Waffe bis Kriegsende genutzt.

Insgesamt war die Waffe ausreichend zielgenau, aber von zu kurzer Reichweite, auch weil man wieder die Nambu 8 mm Patrone verwendete. Anfang der vierziger Jahre entstanden in Eigeninitiative einiger Offiziere verbesserte Verschlussmechanismen, die die Probleme der Typ 94 Pistole lösen konnten. Diese wurden aber nur in geringem Umfang und lokal eingesetzt, da keine offizielle Massenproduktion erfolgte.

Insgesamt wurden bis 1944 etwa 71.000 Typ 94 Pistolen gefertigt mit stark abnehmender Verarbeitungsqualität.

Daten:

Kaliber: 8 mm
Länge: 186 mm
Lauflänge: 96 mm
Höhe: 116 mm
Gewicht: 805 g
Magazinkapazität: 6 Schuss
Geschossdurchmesser: 8 mm
Mündungsgeschwindigkeit: 250 m/s

weitere Infos Typ 94

weitere Infos Inagaki-Verschluss



Typ Hamada Pistole:

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Anfang der vierziger Jahre entwickelte der Ingenieur Bunji Hamada für die Firma Japanese Firearms eine automatische Pistole im Kaliber 7,65 mm Browning. Plannungen der Armee sahen vor, dass diese Waffe nach Beendigung der Kriegshandlungen mit den Westalliierten (vorgesehen für Herbst 1942) in Massenfertigung dehen sollte, um die vorhandenen veralteten Systeme zu ersetzen. Der Mechanismus erwies sich als ausgereift.

1941 begann die Produktion unter der Bezeichnung Typ 1 Hamada. Verkauft wurden von dieser Version 5000 stück, vor allem an Privatleute und Offiziere.

Mitte 1942 erkannte man, dass der Krieg wohl länger dauern würde und der Bedarf an Handfeuerwaffen stieg. Um eine leistungsfähige Waffe mit Munition anbieten zu können, wurde eine sehr leistungsfähige 7,65 mm Patrone entwickelt und di e Pistole umgerüstet und vereinfacht.

Da die Armee aber kein neues Kaliber einführen wollte, wurde die Waffe auf Anordnung der Armee auf die deutlich schwächere 8 mm Nambu Patrone umgerüstet. Im Sommer 1943 war die Waffe serienreif und wurde unter der Bezeichnung Typ 2 Hamada Pistole von der Armee angenommen. Da das Unternehmen aber keinen Einfluss in der Armee hatte, wurden nur geringe Mengen an Rohstoffen zugewiesen und es konnten nur 1500 Pistolen gefertigt werden.


Daten:

Kaliber: 7,65 mm/8 mm
Länge: 176,5 mm
Lauflänge: 95 mm
Gewicht: 700 g
Magazinkapazität: 6 Schuss
Geschossdurchmesser: 7,65 mm / 8 mm


weitere Infos Typ 2 Hamada

weitere Infos Sugiura Pistole



Soviel dazu.

Gruß

tom :wink:
Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Es erhebt sich nur die Frage, ob er immer nötig ist. Wehret den Anfängen!!!!!

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Ciceri
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Beitrag von Ciceri »

coole bilder dabei :)
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