Gefechtsbericht 3/IR 62 in Flandern

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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kopfabhassan
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Gefechtsbericht 3/IR 62 in Flandern

Beitrag von kopfabhassan »

Am 5.8. morgens 5 Uhr 20 tritt die Komp. zum Sturm an. Vzfeldw. Sappok erreicht mit dem Stoßtrupp 5 Uhr 30 die befohlene Linie, ohne auf starken Widerstand zu stoßen. Zum Stoßtrupp gehören Pi.- Untffz. Hein mit 5 Pionieren, meine Ordonnanzen, Ers.-Res. Krischker, Ldstm. Kupka, Musk. Ruge, Musk. Liebsthal, Musk. Kessler, Musk. Weiselowski, das 1.MG mit Untffz. Kind, Ers.-Res. Kasus, Musk. Liebig, Musk. Komziol, Musk. Krall, Gefr. Glatzel, Musk. Blanik.

Da die Engländer im dichten Nebel vollkommen überrascht sind, stoßen wir nach Überschreiten eines vom Feinde verlassenen Schützengrabens auf 3 bis 4 Blockhäuser. Von links kommt stärkeres Gewehrfeuer, aus einem Blockhaus werfen die Engländer Gasbomben. Das Vorbereitungsfeuer unserer Artillerie von 5 Uhr bis 5 Uhr 20 hatte sehr gut gewirkt. Bei den Blockhäusern waren viele frische Einschläge unserer Artillerie und 5 tote Engländer. Res. Kasus stößt auf ein verlassenes MG. In der Annahme, die nachfolgende Welle würde es zurückschaffen, nimmt er nur die Tasche mit dem Reparaturwerkzeug an sich. Unser lMG baut sich ein und eröffnet nach links das Feuer; es bleibt auf der Höhe, muß sich dann aber bis auf die Stellung südöstlich 318 zurückziehen., wo es von der bis dorthin nachrückenden Angriffswelle der Komp. vorgefunden wurde, da die Verbindung nach rechts im starken Nebel verloren geht und das englische Gewehrfeuer stärker wird. Einzelne englische Handgranten werden geworfen. Dabei fällt Untffz. Kind und Ers.-Res. Krischker durch Kopf- und Halsschuß. Musk. Kessler findet im Graben beim Blockhaus englische Befehle und Karten, die er persönlich am Nachmittage bei Herrn Regts.- Kommandeur abgeben darf.

Vzfeldw. Sappok stößt mit den Pionieren und Ordonnanzen rechts von den Blockhäusern weiter vor, stößt auf einen schmalen englischen Graben mit ungefähr 8 Mann Besatzung, die nach einigen Schüssen fliehen. Untffz. Hein erschießt eine fliehenden Engländer, Vzfeldw. Sappok verwundet einen anderen durch Pistolenschuß ins Knie. Die anderen Engländer entziehen sich durch schnelles laufen der Gefangennahme.

Um wieder Verbindung zu bekommen, wende ich nach links, komme an einen alten, mit starken Faschinen ausgebauten, verfallenen Graben, der frei vom Feinde war, biege links und rückwärts ab, am Wege nach Zillebeeke erreiche ich die 6/213, versuche an der hecke, hinter der Teile der 4/62 lagen, entlang zu stoßen, muß aber wegen zu starken Gewehr- und Handgranatenfeuers weiter ausholen, da einzelne Leute von 4/62 von vorne zurückgeflutet kommen mit der Meldung, die Engländer versuchten mit starken Kräften einen Gegenstoß, so richte ich mich mit meinem Trupp und einem MG vom Regt. 213 die Blockhäuser zwischen Ausgang Stellung Regt. 62 und 213 zur Verteidigung ein. Die Engländer legen starkes Artl. Feuer auf die Blockhäuser. Sobald ich von vorne Meldung bekomme, daß die 4/62 die vordere Linie hält, rücke ich ohne MG mit sämtlichen dort erreichbaren Mannschaften nach rechts und wieder westwärts auf die Höhe vor, wo die 2. Welle mit leichtem MG sich noch hielt. Dort bekommen wir von vorn und links Gewehr- und MG-Feuer. Komp.-Führer, Herr Ltn. d. R. Steingruber, wird dort durch MG-Schuß am Oberschenkel verwundet; Vzfeldw. Sappok übernimmt die Komp.-Führung.

Verbindung mit der Nachbarkomp. und Tiefengliederung wird hergestellt. Bei besser werdender Sicht setzt feindl. Artl. Feuer ein. 10 Uhr 30 vorm. schwärmt ein Zug 5/62 hinter uns ein, sodaß unsere Stellung nunmehr gehalten werden kann. In besonders schneidigem und unerschrocken todesmutigem Vorgehen waren gefolgt Untffz. Hein, Pionier Grund, 3./Pi.6, Untffz. Kind, Ers.-Res. Krischker im Stoßtrupp, Ldstm. Kupka, Musk. Ruge.

Der Tag verlief verhältnismäßig ruhig. Erst nachts von 10 bis 11 Uhr belegten die Engländer die Stellung mit schwerem Artl.-Feuer.

Am 6.8. starker Regen, Nachmittags Streufeuer. 12 Uhr nachts löst 11/62 und ab. 3/62 rückt in Artl. Schutzstellung bei Zandvoorde.

Am 7.8. nachts geht 3762 in Bereitschaft, als Nahtkompagnie. Unter dem starken regen hat die Komp. furchtbar zu leiden, da bei den dort so knappen Deckungen niemand während zweimal 15 Tagesstunden sein mit Wasser gefülltes Granatloch verlassen darf.

Am 9.8. löst und 12/62 ab, wir rücken in das Barackenlager Koelberg, wobei der Rückmarsch bis Zandvoorde- Höhe vor Zandvoorde wegen des Schmutzes und der tiefen Granatlöcher nach den Anstrengungen der 9 Tage wieder sehr beschwerlich war, wo wir alsbald mit Granatfeuer begrüßt wurden, glücklicherweise ohne Verluste zu erleiden.

In der Nacht vom 5./6.8. 17, 5 Uhr vorm. sollte unsere Linie 200 bis 300m weiter vorverlegt werden. Nach kurzer Artl.-Vorbereitung ging die Komp. 5 Uhr 30 vorm. links vom Regt. 213 und rechts an die 3/62 angelehnt vor. Es herrschte starker Nebel, sodaß uns der Gegner von weitem nicht sehen konnte. Infolge des dichten Nebels ging der Anschluß mit 3/62 verloren. Die 4./62 ging rasch vor, überrannte den vordersten englischen Graben, der von der Besatzung geräumt war, und ging 200m hinter diesem Graben in einem alten, eingefallenen Graben, der sich unmittelbar vor und rechts und links einer Hecke hinzog, in Stellung. Aus der Hecke erhielt die Komp. vereinzeltes MG- und Infanteriefeuer. Links hatte die Komp. Anschluß an 213, rechts war keiner vorhanden. Es wurde bals festgestellt, daß der linke Flügel der 3/62 100 bis 200m rechts hinter unserem rechten Flügel lag. Da die 3./62 ihren rechten Flügel nicht in die Höhe der 4./62 vorlegte -es herrschte immer noch starker Nebel- war ein Vorgehen bei den schwachen Kräften ohne Anlehnung rechts nicht möglich. Doch auch im Graben konnte die Komp. nicht bleiben, im Hinblick darauf, daß bei klarem Wetter die feindl. Artillerie. Die in einem vorderen Graben in gerader Linie verteilte Komp. leicht hätte vernichten können. Der Komp.- Führer gab Befehl, vom rechten Flügel aus,, einzeln bis bis in die Höhe der 3/62 zurückzugehen. Regt. 213 wurde von unserem Zurückgehen verständigt.

Während die Leute vom rechten Flügel anfangen einzeln zurückzugingen, gaben die noch vorn liegenden Schüsse auf das feindl. MG und die Schützen hinter der Hecke ab, die man jedoch infolge des dichten Nebels noch nicht erkennen konnte. Das feindl. Feuer aus der Hecke wurde nicht mehr erwidert und der Rest der Komp. konnte sich ohne Verluste auf das 100m hinter ihr liegende Trichterfeld zurückziehen, wo sie, rechts an die 3./62 und links an 213 angelehnt, in den Trichtern eine tief gestaffelte Verteidigungsstellung einnahm. Die Komp. hatte noch 40 Gewehre vorn; ein LMG unterstütze die Feuerkraft. Solange der Nebel anhielt, herrschte auf dem Gefechtsfeld ruhe. Als der Nebel verschwunden war, konnte man an der Hecke und vor allem rechts von ihr, in der Nähe von verfallenen Blockhäusern einzelne Engländer sehen, die sich soweit nach vorn gewagt hatten, um mit uns Fühlung aufzunehmen. Sie wurden heftig von uns beschossen. Die Kompagnie richtete sich bald zur Verteidigung ein; sie bat um Verstärkung. Diese kam bald in Stärke von einem Zug der 5/62 an und schwärmte in unsere Linie ein. Bis an die Hecke hatte die Komp. freies Schußfeld. Die Komp. lag auf dem diesseitigen Hang der Höhe, sodaß der Gegner und mit den Flachbahngeschossen nicht anhaben konnte. Sie krepierten hinter unserer Stellung. Das Wetter wurde klar, und bald setzte auf beiden Seiten rege Fliegertätigkeit ein. Als Erster überflog ein deutscher Infanterieflieger unsere neuen Stellungen. Die Leute legten Tücher aus und gaben sich durch Winken dem Flieger zu erkennen. Bald darauf erschienen englische Flieger. Diese stellten wahrscheinlich fest, daß die Einschläge der Granaten hinter unserer Stellung lagen. Bald nach dem Verschwinden der Flieger beschossen uns die Engländer mit Schrappnells. Doch die Leute hatten beizeiten die Trichter vertieft und die vordere Grabenwand senkrecht abgestochen, sodaß sie nun an die vordere wand angelehnt, Schutz gegen Schrappnells fanden. Auch unterhöhlten sie zum Teil die Trichterwand und hatten so in diesen Nischen Deckung gegen Fliegersicht. Der Feind verhielt sich am Tage ruhig. Nachts belegte er um 10, 12 und 2 uhr die vorderste Stellung jedes Mal eine Stunde lang sehr heftig mit Granaten und Schrappnells. Die Kompanie erlitt dabei keine Verluste.

Am 6.8.17 vorm. herrschte wieder starker Nebel, der sich erst gegen 10 Uhr vorm. verzog. Gefechtstätigkeit am Tage gering. Wetter am Vormittag klar, am Nachmittag regnerisch. Nachts verhielt sich der Feind ruhig. Gegen 6 Uhr morgens wurde die 4/62 von der 9/62 abgelöst. Am 8.8.17 7 Uhr 30 vorm. bezog die Kompagnie ihre alten Unterstände in der etwa 1,5 km dahinter gelegenen Artl.-Schutzstellung. Das Zwischengelände war durch eine ganze Anzahl von MG 08 gesichert, die in betonierten Unterständen an geeigneten Stellen und mit Infanteriesicherungen aufgestellt waren. Wetter war klar und daher setzte beiderseitige Fliegertätigkeit ein. Die Leute durften sich den ganzen Tag über nicht aus den Unterständen entfernen, in denen sie sehr eng saßen. In der Nacht von 8./9.8.17 erhielt die Kompanie 42 Mann Nachersatz.

Verpflegung erhielt die Kompanie regelmäßig; sie war immer gut und reichlich.

In der Zeit vom 5.8. bis 9.8. abends betrugen die Verluste der Kompanie an Toten 6 Untffz., 6 Mann; an Verwundeten 6 Untffz., 19 Mann. Unter den gefallenen Unteroffizieren befanden sich 2 Zugführer (Vizefeldwebel).
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GeorgiSchukow
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Beitrag von GeorgiSchukow »

Ein weiterer guter Bericht,aber ich hätte eine Frage,woher beziehst du diese oben geschriebenen,sehr genauen Informationen?

mfg
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kopfabhassan
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Beitrag von kopfabhassan »

Ich interressiere mich sehr für Geschichte (besonders 1,2 Weltkrieg ) und wenn man ein bisschen rechachiert und viele Bücher liest und besitzt dann ist es leicht solche Sachen in Schrift zu bannen
Ciceri
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Beitrag von Ciceri »

kopfabhassan hat geschrieben:Ich interressiere mich sehr für Geschichte (besonders 1,2 Weltkrieg ) und wenn man ein bisschen rechachiert und viele Bücher liest und besitzt dann ist es leicht solche Sachen in Schrift zu bannen
bist auch im Lexikon der Wehrmacht registriert?
Ekaeins
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Beitrag von Ekaeins »

"In besonders schneidigem und unerschrocken todesmutigem Vorgehen waren gefolgt Untffz. Hein, Pionier Grund, 3./Pi.6, Untffz. Kind, Ers.-Res. Krischker im Stoßtrupp, Ldstm. Kupka, Musk. Ruge. "

Unfreiwillig komischer 1Wk Jargon.
Ansonsten klasse Bericht.
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