Friedrich Fromm

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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kopfabhassan
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Friedrich Fromm

Beitrag von kopfabhassan »

Friedrich Fromm ist nicht als großer Stratege und Schlachtenlenker in die Kriegsgeschichte eingegangen. Daß er dennoch zeitgeschichtlich nicht ganz in Vergessenheit geraten ist, verdankt er auch weniger seinem zweifelsfrei verdienstvollen mehrjährigen Wirken als Chef des Ersatzheeres, sondern vornehmlich seiner tragischen, etwas zwielichtigen Verwicklung in die Ereignisse des 20. Juli 1944. Dies brachte den ebenso wie seinen Kameraden Generaloberst Hoepner - von Volksgerichtshof zum Tode verurteilten einstmals höchsten Soldaten des Heitmatheeres noch kurz vor Kriegsende vor ein Erschießungskommando im Zuchthaus Brandenburg.
Friedrich Fromm entstammte einer alten Pastorenfamilie aus der Mark Brandenburg. Aber schon sein Vater hatte die Uniform dem Talar vorgezogen und war Offizier geworden. Er beendete seine soldatische Laufbahn als Generalleutnant. Sein Sohn Friedrich - auch Fritz genannt, kam am 8. Oktober 1888 in der Reichshauptstadt zur Welt. Nach den besuch von Gymnasien in Mainz, Strßburg und Berlin studierte er zunächst ein Semester an der Berliner Universität, ehe er am 30.12.1906 als Fahnenjunker ins 2. Thüringische Feldartillerieregiment Nr. 55 in Naumburg/Saale eintrat. Bald schon erlebte er seine Beförderung zum Leutnant - mit Vorpatentierung auf den 15.9.1906. Zuerst tat er in der 3. Batterie seines Regiments Dienst. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges war er bereits Oberleutnant und zog im August 1914 als Abteilungsadjutant ins Feld. Er war gewiss ein guter Adjutant und Kommandeurgehilfe, denn in den nächsten Jahren fand er nacheinander auch als Regiments- und schließlich als Brigadeadjutant Verwendung. Er kämpfte an allen Fronten, wurde zweimal verwundet und mit mehreren deutschen und östereichischen Orden ausgezeichnet. 1916 kam die Beförderung zum Hauptmann und die Übernahme in den Generalstabsdienst.
1918/19 nahm Fromm an den Grenzschutzkämpfen im Osten teil und wurde dann 1920 in die Reichswehr übernommen. In Frankfurt/Oder wirkte er als Batteriechef im 3. Preußischen Artillerieregiment. Nach der Befördreung zum Major (1.3.1927) führte er eine Abteilung und war auch vorübergehend Chef der Ausbildungseskadron im 14. Reierregiment, deren Standort das mecklenburgische Amtsstädchen Ludwigslust war. Anschließend wurde er nach Berlin in den Stab der 3. Infanteriedivision und des Wehrkreiskommandos III geholt. Danach kam Major Fromm ins Reichswehrministerium, wo er mehere Jahre hindurch das Haushaltsreferat des Heeres leitete. 1931 rückte er zum Oberstleutnant auf. Bereits am 1.2.1933 folgte die nächste Beförderung zum Oberst und die ernennung zum Chef des Allgemeinen Heeresamtes. Er saß damit an einer wichtigen Schaltstelle für den Ausbau des bisherigen Hunderttausend-Mann-Heeres von Berufssoldaten zum modern ausgerüsteten, personell und materiell laufend weiter ausgebauten Massenheer der allgemeinen Wehrpflicht. Dem Allgemeinen Heeresamt unterstand z. B. auch die Inspektion der Panzertruppen. Fromms Einfluß stand damals den Vorstellungen des eigenlichen Schöpfers der neuen Panzertruppe, General Guderian, entgegen und führte zu einer Zersplitterung der Kräfte auf dem Gebiet der Heeresmotorisierung und des konzentrierten Aufbaus der Panzerwaffe. Statt damals schon mehr als drei Panzerdivisionen aufzubauen, wie es Guderian leidenschaftlich forderte, schloß sich Fromm mehr den vorwiegend traditionell orientierten Gedanken des Generalstabschefs Beck an, der in der Panzerwaffe nur eine Hilfswaffe der Infanterie sah. Anstelle weiterer Panzerdivisionen führte das zur Aufstellung von drei sogenannten Leichten Divisionen und von vier motorisierten Infanteriedivisionen. Die dafür erforderlichen Kraftfahrzeugkapazitäten fehlten dann bei Kriegsausbruch 1939 der eigentlichen Panzerwaffe. Fromms Einfluß führte auch dazu, dass die 14. (Panzerabwehr) Kompanien der Infanterieregimenter motorisiert wurden, während Guderian dafür eingetreten war, satt dessen zunächst die Artillerieabteilungen zu motorisieren. Man sieht daraus, wie einflußreich die Position des Generalleutnants Fromm damals war, und man begreift, wieviel er von der Organisation und Rüstungsaustattung her zu den deutschen militärischen Erfolgen der ersten Kriegsjahre hinter den Kulissen beitragen konnte, was in der Verleihung des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz an den nunmehrigen General der Artillerie Fromm, Chef der Heeresausrüstung und - seit Kriegsausbruch Befehlshaber des Ersatzheeres, am 13.7.1940 eine offizielle Anerkennung fand und ihm am 19.7.1940 die Beförderung zum Generaloberst einbrachte. Guderians und Fromms Wege kreuzten sich im Laufe des Krieges noch mehrmals. So war es Fromm, der dem Panzergeneral nach seiner ungerechten Ablösung als Oberbefehlshaber der 2. Panzerarmee im Frühjahr 1942 mitteilte, daß für den bei Hitler in Ungnade Gefallenen von einer Wiederverwendung keine Rede sein könne. Als Guderian dann im Februar 1943 dennoch als Generalinspekteur der Panzertruppen wieder in den Aktiven Dienst zurück kehrte und von Hitler mit weitreichenden Vollmachten für die Weiterentwicklung der Panzerwaffe ausgestattet wurde, zog der Führer auch den Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst Fromm, hinzu, als es darum ging, in wenigen Tagen eine Dienstanweisung für den Generalinspekteur der Panzertruppen auszuarbeiten. Es kam dabei zu einer Abgrenzung, der beiderseitigen Kompetenzen, die sich laut Guderian bis zum Schluß des Krieges bewährt hat. Der Widerstand gegen den Diktator aus Offizierskreisen führte schließlich zu Graf Stauffenbergs Attentat und dem Plan, die im Stab des Befehlshabers des Ersatzheeres als Sicherungsmaßnahme gegen innere Unruhen vorbeireitete Aktion Walküre von der Berliner Bendlerstrasse aus zu einem Umsturzversuch zu nutzen. Zu den führenden Verschwörern gehörten u. a. General der Infanterie Olbricht, der als damaliger Chef des Allgemeinen Heeresamtes eng mit Generaloberst Fromm zusammenarbeitete, sein Stabschef, Oberts i.G. Mertz von Quirnheim, Fromms eigener Stabschef, Oberst i.G. Graf Stauffenberg, und dessen Adjutant, Oberleutnant Werner von Haeften. Fromm selbst gehörte mit Sicherheit nicht zu den Verschwörern und aktiven Widerständlern, aber da er Stauffenbergs Ansichten kannte und ihm weitgehend freie Hand li´ß, außersem selbst bei Hitler nicht mehr besonders angesehen war, glaubten Stauffenberg und seine Gesinnungsgenossen, daß der B.d.E. ihren Plänen nicht gänzlich abkehnend gegenüberstehe und sich nach einem erfolgreichen Putsch vielleicht offen zu ihnen bekennen würde. Als General Olbricht am frühen Nachmittag des 20.Juli 1944 ins Zimmer des Generalobersten Fromm kam und ihm unter vier Augen die Meldung machte, daß Hitler einem Attentat zum Opfer gefallen und es nun an der Zeit sei, das Stichwort für innere Unruhen (Walküre) an alle stellvertretenden Generalkommandos auszugeben und mit der Wehrmacht die Exekutivgewalt im gesamten Deutschen Reich zu übernehmen, bestand Fromm darauf, sich vor Ausgabe eines so schwerwiegenden Befehls erst selbst vom Tod des bisherigen Obersten Befehlshabers der Wehrmacht durch Rückfrage im Führerhauptquartier zu überzeugen. In einemBlitzgespräch mit Generalfeldmarschall Keitel erfuhr Fromm, daß Hitler das Attentat überlebt hatte. Unter diesen Umständen lehnte er es ab, den von Olbricht erbetenen Befehl zu erteilen. Als gegen 17Uhr Olbricht und Stauffenberg, der sich bei dieser Gelegenheitausdrücklich als Attentäter bekannte und Keitel als Lügner bezeichnete, nochmals bei Fromm vorstellig wurden und ihm mitteilten, daß die Aktion Walküre zum Teil unter Benutzung von Fromms Namen inzwischen von ihnen dennoch ausgelöst worden sei, weigerte sich der Generaloberst wiederum kategorisch, mitzumachen und erklärte Olbricht, Stauffenberg und Mertz von Quirnheim wegen Ungehorsams für verhaftet. Es kam zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf Fromm von den Verschwörern überwältigt und zuerst in seinem Büro, dann in seiner Dienstwohnung unter Hausarrest gestellt wurde. Hier ssuchte ihn der 1941 aus der Wehrmacht ausgestoßene und zum Schützen degradierte ehemalige Generaloberst Hoepner, ein alter Freund, auf und stellte sich ihm als neuer Befehlshaber des Ersatzheeres vor. Gleichzeitig sei Generaloberst a.D. Beck als neues Staatsoberhaupt an die Spitze des Deutschen Reiches getreten, während Generalfeldmarschall von Witzleben die Führung der Wehrmacht übernommen habe. Fromm gelang es jedoch, sich mit anderen Hitlertreuen Generalen in Verbindung zu setzen. Gegen Mitternacht wurde er durch ihm ergebene Stabsoffiziere seiner Dienststelle aus seiner Isolierung befreit und gab sogleich den Befehl, die Rebellen zu verhaften und vor ein schnell zusammengetretenes Standgericht zu stellen. Dieses fällte die erwarteten Todesurteile gegen Olbricht, Stauffenberg, Mertz von Quirnheim und von Haeften, die auf Fromms Befehl am 21.Juli 1944 zwischen 0.15 und 0.30 Uhr im Hof des Reichskriegsministeriums durch ein Sonderkommando von zehn Unteroffizieren sofort vollstreckt wurden. Dem ehemaligen Generalstabschef Beck wollte Fromm Gelegenheit zum Selbstmord geben. Der alte Herr war aber zu verwirrt, um mit einer Pistole noch richtig umgehen zu können. Fromm forderte deshalb einen Feldwebel auf, dem verletzten Generalobersten den Gnadenschuß zu geben. Auch seinem Freund Hoepner, der hoffte sich noch rechtfertigen zu können, ließ er vonder Exekution ausnehmen. Dem Generalobersten Fromm half seine Alibiaktion im Reichskriegsministerium nicht mehr. An seiner Stelle war inzwischen bereits der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, zum Befehlshaber des Ersatzheeres ernannt worden. Eine Welle von Verhaftungen, Hoch und Landesverratsprozessen, Todes- und Zuchthausurteilen sowie Einweisungen in Konzentrationslager raste durch ganz Deutschland. Auch Fromm gehörte zu den Opfern. Er wurde im Februar 1945 vom Volksgerichtshof wegen Feigheit zum Tode verurteilt und anschließend ins Zuchthaus Brandenburg überführt. Dort wurde er am 19. März 1945 sechs Wochen vor Kriegsende von Zuchthausbeamten erschossen. Mit einem solchen Schiksal hatte er nach fast vierzig Dienstjahren als Offizier nicht gerechnet. Er starb mit dem Ruf Heil Hitler!
Fromms einziger Sohn Harald war seinem Vater bereits am 29.11.1942 im Tod vorangegangen. Er fiel als 25 jähriger Hauptmann und Abteilungsführer im Artillerieregiment Großdeutschland im Osten.
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