Russ. Luftlandeoperation am Bukriner Brückenkopf Sept. 1943

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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marde
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Russ. Luftlandeoperation am Bukriner Brückenkopf Sept. 1943

Beitrag von marde »

Bei Aufklärungsflügen stellten die Besatzungen und Auswerter der sowjetischen Luftstreitkräfte fest, daß in der Flußkrümmung nördlich von Kanew der Gegner keine ausgebauten Verteidigungsstellungen und nur schwache Reserven besaß. Das führte zu dem Entschluß, in diesem Gebiet zur Unterstützung der 40. Armee eine Luftlandung durchzuführen. Die Ausgangsräume dafür lagen 250 bis 350 km östlich der Front, so beispielsweise für die Lastenseglerstarts bei Charkow. Insgesamt 120 Antonow A-7, Gribowski G-ll und erst-mals Kolesnikow/Zybin KZ-20, den damals 20 Personen fassenden größten sowjetischen Lastensegler, stellten die Transportfliegerkräfte bereit. Die Segler sollten von Li-2 und den zweimotorigen Bombern IL-4 und B-25 „Mitchell" geschleppt werden. Für die Fallschirmjäger plante der damalige Befehlshaber der Luftlandetruppen, Generalmajor A. G. Kapitochin, 50 Li-2 sowie ins-gesamt 150 IL-4 und B-25. Drei IL-4 waren für den Abwurf von Geschützen vorbereitet. Damit das Überraschungsmoment wirkte, sollten die Kämpfer erneut in der Nacht abspringen, denn die sowjetischen Fliegerkräfte waren noch nicht in der Lage, die Luftüberlegenheit sicherzustellen.
Während der Konzentrierung der Luftlandebrigaden in den Ausgangsräumen und der Vorbereitung der Transportflugzeuge stellten sich eine Reihe von Schwierigkeiten ein, weil nicht alle geplanten Maschinen auf den Flugplätzen eintrafen, es an Kraftstoff und Tankwagen fehlte. Dennoch gelang es in der Nacht vom 25. zum 26. September 4575 Mann der 3. Brigade und 2300 Mann der 5. Brigade abzusetzen. Aber die Absprünge erfolgten ungenau und vielerorts nicht in den vereinbarten Höhen. Da die Aufklärungsergebnisse inzwischen überholt waren, denn die deutsche Wehrmacht hatte in den Tagen zuvor stärkere Kontingente in den Dneprbogen verlegt, schlug den Transportverbänden heftiges Flakfeuer entgegen. Einzelne Kampfgruppen sprangen mitten in die Stellungen der Deutschen. Andere Fallschirmjäger, die in den geplanten Räumen landeten, zündeten Signalfeuer für die nach-folgenden Li-2 an. Das erkannte jedoch der Gegner und entzündete Heuschober und Gebäude. Infolgedessen ließen sich zahlreiche Flugzeugbesatzungen täuschen. Um außerdem der Flak zu entgehen, setzten sie die Jäger und Lasten aus zu großer Höhe - etwa 1000 m - ab, folglich landeten die Springer verstreut in einem großen Gebiet und viele Lastbehälter gingen verloren.
Aber damit erreichte das Durcheinander noch nicht seinen Höhepunkt. Der Kommandeur der 3. Luftlandebrigade, der zusammen mit seinem Stabschef gestartet war, führte in seiner Gruppe kein einziges Funkgerät mit, während sich in anderen Flugzeugen gleich mehrere Funker mit Geräten befanden. So konnte nach der Landung keine Verbindung mit der Stab der 40. Armee und anderen Einheiten aufgenommen aufgenommen werden. Die Folge dieser chaotischen Luftlandung war, daß sich das Sammeln der Fallschirmjäger über Stunden hinzog, mit der Folge, daß sich in einem Terrain von 30 mal 60 km insgesamt 43 selbständige Gruppen formierten und meist ohne Verbindung zu den Stäben improvisiert den Kampf aufnehmen mußten. Die Luftlandesoldaten unterstützten zwar von ihren Landeplätzen aus das Hauptziel der Operation, das Übersetzen von Stoßverbänden über den großen Fluß, aber zu welchem Preis, mit welchem Aufwand?
Die einzelnen Gruppen, die Größte von ihnen unter Führung von Oberstleutnant Sidortschuk, zählte am 22. Oktober 1000 Mann. Sie banden starke Kräfte der Wehrmacht, die dadurch einige Abschnitte am Dnepr nicht sichern konnten. Das Kommando Sidortschuk griff rückwärtige Dienste eines deutschen Armeekorps, den Stab eines Truppenteils und eine Unteroffiziersfeldschule an, vernichtete dabei deren Stützpunkte. Daraufhin setzte die dortige Heeresgruppe Verbände der Waffen-SS ein. Während der heftigen Kämpfe verschlechterte sich die Lage der Fallschirmjäger von Stunde zu Stunde. Sie verloren viele Kämpfer, die Munitionsvorräte schmolzen zusammen. Über die inzwischen hergestellte Funkverbindung zum Stab der 40. Armee baten die Kommandeure um Unterstützung. Bevor diese eintraf, setzten sich die Luftlandeeinheiten in einem Nachtmarsch für einige Zeit von den deutschen Eliteverbänden ab. Über dem neuen Standort warfen dann die Transportflieger Munition und Verpflegung ab. Außerdem kamen trotz extrem schwieriger Landebedingungen Lastenseglerpiloten zu Hilfe. Sie steuerten ihre A-7 und G-11 in kleine Lichtungen und enge Waldschneisen. Nicht alle fanden jedoch einen Landeplatz, schlugen krachend in die Baumwipfel, wobei einige Mannschaften ums Leben kamen.
Die todesmutigen Flüge der Lastenflugzeugführer halfen der Gruppe, das alles entscheidende Gefecht durchzustehen. Als die deutschen Einheiten erneut angriffen, glaubten sie, nun mit den Luftlandesoldaten ein leichtes Spiel zu haben. Aber die Fallschirmjäger, denen nun auch die Lastensegler-Besatzungen und Partisanen zur Seite standen, lieferten den Angreifern einen erbitterten Kampf, hielten jedem Angriff stand. In dieser Situation konnte ein ganzes Schützenregiment der 2. Ukrainischen Front völlig unbehelligt über den Dnepr setzten. Somit entstand ein weiterer Brücken-kopf zur Überwindung des großen Wasserhindernisses.
Diese zweitgrößte Luftlandung der Roten Armee trug zwar dazu bei, das Übersetzen der Truppen im Raum nördlich von Tscherkassy zu unterstützen, aber der Opfergang der Landeverbände stand wieder einmal in keinem Verhältnis zu dem erreichten Erfolg. Für die Mißerfolge gab es eine Reihe von Ursachen: erneut der Mangel an Transportflugzeugen, die ungenügenden Erfahrungen der Flugzeugführer aber auch einiger Truppenkommandeure. Wahrscheinlich hatten solche mitunter verlustreiche Unternehmungen, für deren Durchführung nur unzureichende Vorausetzungen bestanden, weitere Gründe

Quelle: Hartmut Buch. "Zum Sprung bereit" Aviatic Verlag. Berlin 1993. S. 66 ff
http://www.nva-fallschirmjaeger.de/foru ... eadid=3222
Karten gibt es dazu im Atlas Zweiter Weltkrieg-Bechtermünz Verlag.

Wie ich finde ein interssantes Thema zum Mapen. Müßen ja nicht immer die US- oder Deutschen-Falli-Unternehmen sein !
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