tom sagt:
Nu noch der hier:
Schwerer Versuchflakwagen für 8,8 cm Flak
Im Herbst 1942 begann durch das Heereswaffenamt/Wa Prüf 6 die Entwicklung einer 8,8 cm Kanone auf einem Sonderfahrgestell als Grundlage für einen vorgesehenen schweren Flakpanzer. Ziel war es, die Sd.Kfz 8 und 9 mit 8,8 cm Flak abzulösen.
Vorgesehen waren der Einbau der Flak 37 sowie eine Panzerung von 20 mm vorn und 14,5 mm seitlich. Die Seitenpanzerung sollte je nach Bedarf in 3 Stufen klappbar sein:
- hochgeklappt: Panzerschutz von 1500 mm Höhe, Begrenzung der Seitenrichtung auf je 20°
- 30° abgeklappt: 360° Seitenrichtbereich ab 10° Rohrerhöhung
- vollständig heruntergeklappt: voller Höhenrichtbereich bei fehlendem Panzerschutz
Das Fahrzeug war eine vollständige Neuentwicklung auf Basis vorhandener Bauelemente. Das Grundkonzept war das übliche: Motor hinten, Kampfraum in der Mitte, Antrieb der Ketten vorn. Zum Einbau kam der 12-Zylindermotor HL 90 mit 360 PS. Der Kraftstoff wurde in vier Tanks zu je 150 l unter dem Geschütz mitgeführt. Das Gesamtgewicht betrug 24 t. Die Laufräder waren jeweils paarweise an Kurbelarmen befestigt, die mit Blattfedern gefedert wurden.
Mitte 1942 wurde bei Krupp-Gruson in Magdeburg ein Versuchsfahrzeug gefertigt und erprobt. Dabei traten Probleme bei dem verwendeten Wechselgetriebe auf.
Im September 1942 wurde im Rahmen der geplanten Einführung des Panzer V Panther eine Umkonstruktion des VFW zum VFW 2 besprochen. Die für eine Serienproduktion zunächst vorgesehen Verwendung des Laufwerks des Aufklärungspanzers Leopard wurde verworfen, da dessen größere Laufräder das so schon hohe Fahrzeug noch 10 cm höher gemacht hätten. Statt dessen sollte das Serienlaufwerk des Panthers verwendet werden. Zugleich sollte der Motor HL 157 mit 550 PS eingebaut werden. Die Probleme mit dem Getriebe sollten bevorzugt durch die Entwicklung eines Getriebes bei Krupp gelöst werden. Alternativ solte das Getriebe des Leopard zum Einsatz kommen. Krupp plante schließlich, das Getriebe des Panzer IV einzusetzen. Bei einem Gewicht von 31 t war eine Feuerhöhe von 2450 mm geplant (Möbelwagen lässt grüßen).
Die Umkonstruktion des vorhandenen Fahrzeuges wurde zunächst zurückgestellt, bis das Pantherlaufwerk einsatzfähig war. Bis dahin sollte eine umfangreiche Erprobung erfolgen.
Im Oktober 1943 kam die Weisung, die Verwendung des zukünftigen Panther-II Laufwerks vorzubereiten. Das bereits zur Verfügung gestellte Pantherlaufwerk musste zurückgegeben werden.
Im Dezember 1943 wurde der VFW 2 zugunsten der Entwicklung eines Versuchswagens für eine leichte Flak gestrichen. Der VFW 1 wurde weiterhin getestet und verbessert. 1944 wurde schließlich eine Flak 41 eingebaut, was eine Erhöhung der Gefechtsladung von 36 auf 48 Patronen ermöglichte. Daraufhin übernahm der Lehr- und Ausbildungsstab der Heeresflakartillerie die weitere Erprobung auf verschiedenen Übungsplätzen. Dabei erwies sich, dass das Fahrzeug ohne Probleme bei einem Gewicht von nun 26 t im leichten Gelände eine Geschwindigkeit von 40 km/h, auf der Straße von 60 km/h halten konnte, ohne den Motor an seine Leistungsgrenze zu bringen. Die lange Kettenauflage verringerte die Nickbewegungen, so dass eine sehr stabile Geschützplatform zur Verfügung stand. Die Schießleistungen waren eher negativ, was aber an dem veralteten und ausgeleierten Geschütz lag, das für den Einbau zur Verfügung gestellt worden war. Sehr problematisch war, dass sich anscheinend noch niemand Gedanken darüber gemacht hatte, wie die Kommandogebung zu dem Fahrzeug erfolgen sollte. Zielfernrohre für den Erdeinsatz waren vorhanden, nicht jedoch Konzepte, wie ein Einsatz gegen Flieger erfolgen sollte, der bei der schweren Flak umfangreiches Kommandogerät erforderte.
Da dieses Problem nicht ohne größeren Aufwand zu lösen war und auf der anderen Seite kein wirklicher Bedarf für einen Flakpanzer mit schwerem Geschütz bestand, wurde die Erprobung und das Projekt Ende 1944 eingestellt.
Gruß
tom
Die Acht, Acht
- Schlavmutz
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- Registriert: 17.10.2004, 19:50
- Wohnort: Suebia - eigentlich, aber zur Zeit meistens unterwegs
Danke tom für die ausführlichen Informationen Man sieht, wieviel Zeit und Material die Deutschen noch in diesem Kriegsstadium mit Entwicklungen vergeutet haben, obwohl doch klar war, dass diese niemals mehr rechtzeitig abgeschlossen werden konnten.
Gruß
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