
Edit 26.06.2004:
Ab sofort gibt es eine ergänzte und vervollständigte Version auf meiner
Website
Wie versprochen habe ich ein kleines Nachschlagewerk für japanische Panzer gemacht. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werde ich meinen Text in fünf Teile gliedern. Viel Spass.
Ach ja, eine Textversion zum downloaden werde ich auch noch machen.

Teil 1:
Japanische Panzer bis 1945
Einführung:
Während des ersten Weltkriegs begann die Entwicklung eines Kampfgeräts, welches den zweiten Weltkrieg stark beeinflussen sollte, des Panzers.
Weltweit hat die Auswertung der Kämpfe während des Krieges 1914-18 das besondere Potential des Panzers deutlich gemacht. Schnelle Weiterentwicklung führte zu wirkungsvollen Typen. Weltweit hatte sich Mitte der zwanziger Jahre die Doktrin "Panzer als Unterstützung der Infanterie" durchgesetzt. Neue Antriebe und bessere Motoren führten zum Konzept eines schnellen "Kavalleriepanzers", der hauptsächlich Aufklärung und Störung der Truppenbewegungen im Hinterland nach Durchbrüchen leisten sollte.
Frankreich und England entwickelten daraufhin spezielle Infanterie- und Kavalleriepanzer. Infanteriepanzer waren gut gepanzert aber langsam, da sie die Infanterie bei Angriffen begleiten sollten. Hohe Geschwindigkeit war da nicht nötig. Typische Vertreter sind der französische R35 und der englische Mathilda MK 1. Ihre Bewaffnung bestand zunächst aus MG, später aus kurzrohrigen Panzerkanonen.
Kavalleriepanzer waren leicht gepanzert und schnell. Sie waren später auch zum Kampf Panzer gegen Panzer gedacht und dann mit panzerbrechenden Kanonen ausgestattet. Beispiele sind der französische R38/39 und der englische Cruiser A10. Für die schnelle Aufklärung waren leichte Kavalleriepanzer mit MG vorgesehen wie der H 35 und der Light MK VIA/B.
Japan hat Ende der zwanziger Jahre einige englische Light MK VI A erworben, die mit einem MG 15mm und einem MG 7,62mm bewaffnet war. Darüber hinaus wurden auch Renault FT17 besorgt.
Damit begann die Entwicklung eigener Panzertypen, wobei die Panzerwaffe nie eine größere Rolle gegenüber der Marine und der Luftwaffe spielte.
Typ 89 Chi-Ro

Die Erfahrungen mit der chinesischen Armee, welche über keine wirksame Panzerabwehr verfügte, führte in der Folge zu der falschen Schlussfolgerung, die Panzerstärken müssten nicht allzu hoch sein, zumal sie nicht für einen Kampf gegen Feindpanzer vorgesehen waren. Dies zeigte sich 1939 im mongolisch-mandschurischen Grenzkonflikt (Halkin-Gol), als die russischen Modelle (die Rote Armee war den Mongolen “zu Hilfe geeilt“) die japanischen Panzer ohne Probleme zerlegten. Danach wurde halbherzig versucht, die Panzerung zukünftiger Modelle zu erhöhen. Schwere Kampfpanzer entstanden erst, als die Gefahr einer US-Invasion der Heimat deutlich wurde, aber auch da nur mit wenig Elan.
In den japanischen Planungen für den Pazifikkrieg spielten Panzer keine Rolle, da man mit einem amphibischen See- und Luftkrieg rechnete. Außerdem waren die Probleme mit der logistischen Unterstützung einer Panzertruppe bei den Entfernungen des pazifischen Raumes nicht zu lösen. Darüber hinaus schränkte die Natur (Dschungel, Gebirge, kleine Inseln) den Nutzen dieser Kampfeinheiten ein. So haben auch die Amerikaner nach den Erfahrungen auf Guadalcanal im Pazifik zumeist amphibische Panzer (LVT´s ) oder Unterstützungspanzer für die Infanterie (Sherman POA, Sherman 105 usw.) eingesetzt. Lediglich die kontinentalen Schauplätze Burma und Mandschurei wäre ein erfolgreichen Einsatz einer Panzerwaffe in größerem Umfang möglich gewesen.
Trotz allem kann man sagen, dass die japanischen Panzer sich als Infanterieunterstützung gut bewährt haben. Später wurden auch Selbstfahrlafetten gebaut. Diese wurden entwickelt, um eine bewegliche Panzerabwehr gegen die eindeutig stärkeren US-Panzer zu besitzen. Sie bestanden aus den Fahrgestellen bewährter Typen, die ein umgebautes Artillerie- oder Panzerabwehrgeschütz in einem meist offenen Kampfraum aufgesetzt bekamen (analog den deutschen „Marder I-II“). Übermäßig erfolgreich waren sie als Panzerjäger nicht, wohl aber als Kampfunterstützungsfahrzeuge.
Einer der größten Fehler der japanischen Militärs war es, veraltete Typen weiter zu produzieren, obwohl neue, bessere Panzer entwickelt und auch schon in Produktion waren. Dies geschah vor allem auf Druck der Infanteriekommandeure, die auf ihre gewohnten Panzer nicht verzichten wollten.
Typ 95 Ha-Go nach dem Gefecht

Insgesamt hat Japan vor 1940 2025 und zwischen 1940 und 1945 noch einmal 4424 Panzer aller Typen gebaut (allein Mitsubishi produzierte 3300 davon). Letzteres entspricht dem Ausstoß der italienischen Panzerproduktion im zweiten Weltkrieg. Für eine große Industrienation wie Japan war diese Menge lächerlich ( USA allein 1943 ca. 29500 Panzer, Japan 750) und zeigt, wie wenig diese Waffe den Militärs bedeutete.
Man darf die Qualität der Fahrzeuge nicht unterschätzen. So hat Japan bereits 1934 einen Dieselmotor für Panzer eingesetzt, zu einer Zeit, in der in keiner anderen Armee dieselgetriebene Panzer vorhanden waren. Darüber hinaus waren die Panzer sehr viel zuverlässiger und robusten als die meisten Modelle der dreißiger Jahre. Man kann sogar sagen, dass sie technisch ( nicht waffen- oder panzerungstechnisch) dem amerikanischen M4 ,dem Hauptgegner im Pazifik, leicht überlegen waren.
Eine interessante Rolle bei dem Japanern spielten Kettenfahrzeuge, die für Spezialaufgaben verwendet wurden, wie zum Beispiel dem Aufbau von Telegraphieverbindungen und im Bereich chemische Kriegsführung. Auch amphibische Schwimmpanzer sind eine japanische Entwicklung, die jedoch im Krieg keine größere Rolle gespielt haben. 1945 wurden schließlich Mehrstoffmotoren entwickelt und in den letzten Panzermodellen eingesetzt.
Organisatorisch waren die Panzer zumeist in Brigaden den einzelnen Armeen zugeteilt. Jede Infanteriedivision erhielt im allgemeinen eine Abteilung dieser Brigade zur Unterstützung unterstellt. Damit entsprach die japanische Panzertaktik durchaus internationalem Standard. Frankreich und England hatten ihre Panzerregimenter bis zur Niederlage Frankreichs ähnlich eingesetzt. Man darf in diesem Zusammenhang nie vergessen, dass die Taktik der zusammengefassten Waffengattungen mit einer autonomen Panzerwaffe, wie sie im Blitzkrieg angewandt wurde, eine Entwicklung Guderians aus den späten dreißiger Jahren war. Das Japan diese Taktik nicht übernommen hat, lag einfach an der Beschaffenheit des pazifischen Kriegsschauplatzes (siehe oben).
Ausgehend von der europäischen Panzerdoktrin entstanden leichte Kavalleriefahrzeuge und Infanteriepanzer. Die Nomenklatur erscheint auf den ersten Blick unverständlich, ist aber nicht komplizierter als die Englische.
„Panzer“ besaß nur die Infanterie, während die Kavallerietypen als gepanzerte Kettenfahrzeuge, „Jyu-Sokosha“ (engl.: tankette), bezeichnet wurden.
Die einzelnen Fahrzeugtypen waren nach dem Jahr ihrer Einführung bezeichnet. Die japanische Zeitrechnung beginnt 660 vor Christus. Die Bezeichnung für das Jahr 1932 ist somit 2592. Zur Bezeichnung wurden nur die letzten beiden Ziffern verwendet.
Darüber hinaus gab es ab 1935 für jede Art eines Panzers ein zweiteiliges Ideogramm. Die Bezeichnung des ersten Teils beschreibt das Einsatzspektrum oder das Grundmodell (bei Abarten mit entsprechendem Fahrgestell):
Te bedeutete sehr leichter Panzer (Tankette)
Ke bedeutete leichter Kampfpanzer
Ka bedeutete amphibischer Panzer (ab 1940 verwendet)
Chi bedeutete mittlerer Panzer, später Kampfpanzer
Ho bedeutete Selbstfahrlafette
Der zweite Teil des Ideogramms dient der genauen Bezeichnung des Fahrzeuges, da in einem Jahr durchaus mehrere verschiedene Panzertypen einer Art in Dienst genommen wurden. Er ist nichts weiter als eine Durchnummerierung nach den Buchstaben des japanischen Alphabets.
Darüber hinaus haben sich manchmal werksseitige Bezeichnungen durchgesetzt. Auch grundlegende Modifizierungen einzelner Typen wurden nach Durchführung zusätzlich im Namen vermerkt.
Soweit der allgemeine Teil.

Gruß
tom
