Deutsche Kräder (BMW R75 + Zündapp KS750)

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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Kappla
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Deutsche Kräder (BMW R75 + Zündapp KS750)

Beitrag von Kappla »

Krad BMW R 75
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Um die Infanterie beweglicher zu machen, wurden bereits Anfang der 30er Jahre Beiwagenkräder in vielen europäischen Armeen eingesetzt.
Das Kraftrad, abgk. Krad, galt seit Anfang der Heeresmotorisierung als wirtschaftliches Transportmittel für den einzelnen Soldaten. Das Krad im war Nachfolger des Pferdes im Truppendienst. Denn das Krad wurde als „mechanische Pferd“ angesehen. Auch war das Krad in Beschaffung und Unterhalt billiger als ein Pkw. Mit dem Beiwagengespann bestand bald die Möglichkeit einen Kradtrupp von 2 oder 3 Mann zu transportieren. Bald wurde auch ein S.M.G. motorisiert ins Gefecht gebracht. Das Solo-Krad diente im 1. Weltkrieg primär dem Verbindungsdienst zwischen Truppe und Stäben. Hingegen wurde das MG-Beiwagen-Krad (ab 1914) als Fahrzeug der beweglichen Truppenluftabwehr (z.B. Fliegerschutz von Kolonnen) verwendet, das Patrouillienkrad als Sicherungsfahrzeug an den Nachschubwegen.
Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wurde 1935 eine Kradschützentruppe aufgestellt. Ihre Aufgabe sollte darin bestehen, mit jedem Beiwagenkrad drei Vollausgerüstete Soldaten in kürzester Zeit in vorderster Front in Stellung zu bringen.
Die bis in die ersten Jahre des Zweiten Weltkrieges für das Militär verfügbaren Motorräder und Beiwagenkräder waren Konstruktionen für den zivilen Strassenverkehr, die militärgrau lackiert und militärisch ausgerüstet wurden.
Bedingt durch die große Typenvielfalt fielen viele Fahrzeuge mangels ausreichender Ersatzteilversorgung nach kurzer Einsatzzeit aus. Ein Einsatz abseits befestigter Wege unter erschwerten geographischen und klimatischen Verhältnissen war nur sehr beschränkt möglich.
Bereits im November 1937 fanden beim OKH (Oberkommando Heer) Besprechungen mit der Industrie BMW und Zündapp zu diesem Thema statt.

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Folgende Bedingungen für das neu zu konstruierende Krad mit Seitenwagen wurden dabei verlangt und niedergeschrieben:

1. Die Bereifung des Volkswagens (Reifendimension 4,50 x 16) sollte Verwendung finden.
2. Die Schutzbleche müssen so dimensioniert werden, dass auf Vorder- und Hinterrad Gleit-schutzketten aufgelegt werden können.
3. Der Tankinhalt soll für eine Fahrstrecke von 350 km reichen.
4. Die Höchstgeschwindigkeit bei voller Belastung wird mit 95 km/h, die Dauergeschwindigkeit auf Autobahnen mit 80 km/h festgelegt.
5. Eine Bodenfreiheit von mindestens 150 mm ist einzuhalten.
6. Das Gespann muss mit 500 kg Zuladung belastbar sein, von denen 250 kg (Fahrer mit Beifahrer und Packtaschen) für das Krad und die restlichen 250 kg für den Beiwagen berechnet waren.
Als im Jahre 1939 die Deutsche Heeresverwaltung die Entwicklung eines schweren gelände-gängigen Gespannes fordert, kann BMW schon mit praktischen Vorschlägen aufwarten. Ein bereits 1934 anlässlich einer Winterfahrt eingesetztes Gespann mit angetriebenem Seiten-wagenrad rief in Fachkreisen große Beachtung hervor. Jahrelange Vorarbeiten haben dieses Antriebssystem Serienreif gemacht.

Deshalb gehört dieses Antriebssystem für BMW zum absoluten muss.
Weiter soll die einige Jahre vorher entwickelte Teleskopgabel verwendet werden. Der Vorteil gegenüber der Vorderrad-Blattfederung ist ein sehr schnelles und weiches Ansprechen im Gelände. Als Rahmen soll ein zerlegbares Rohrgestell zum Einsatz kommen.
Im Frühjahr 1941 kommt ein kraftvoll aussehendes ´Arbeitspferd´ an die Front. Dieses verfügt neben leichtester Lenkfähigkeit über alle bekannt guten BMW-Fahreigenschaften. Infolge der völligen Kapselung aller beweglichen Teile, einschließlich Teleskopgabel und Kardanwellenantriebes, bleibt die Maschine unter allen Fahrbedingungen unempfindlich und von größter Zuverlässigkeit. Selbst stundenlanges Kolonnenfahren im Schrittempo, Wasserdurchfahrten, das Befahren von Steilhängen oder auch Schnellfahrten auf der Autobahn haben keinen Einfluss auf die Betriebssicherheit.

• Motor: 2 Zyl.
• Hubraum: 745ccm
• Drehzahl, normal/maximal:
• PS: 26
• Höchstgeschwindigkeit: 95 km/h
• Mindestgeschwindigkeit: 3 km/h
• Wasserdurchfahrt: bis 350mm
• Steigvermögen: 40%
• Gänge: 4 / 1 Geländegang / 1 Rückwärtsgang
- mit zusätzlicher Differentialsperre
• Bremse: Vorn Seilzug, hinten ATE Öldruck
• Gesamtgewicht: 840kg (Leergewicht 420kg)
• Kraftstoffverbrauch Strasse : 6,5 Liter/100 km
• Produktion: ca.16.500 Stk.
• Baujahr: 1940-46
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Krupp
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Zündapp KS 750

Beitrag von Krupp »

Krad Zündapp KS 750
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Die Zündapp KS 750 ist ein Motorradgespann, welches für den militärischen Einsatz geschaffen wurde. Hierbei bestimmten nur militärische Anforderungen, wie dieses Gespann zu bauen war, die Wirtschaftlichkeit der Herstellung wurde weniger berücksichtigt.
Es galt das Beste, allen Situationen gewachsene, am stärksten belastbare Gespann zu bauen mit dem höchsten Mass an Zuverlässigkeit.
Nur so konnte ein in seiner Art technisch perfektes Gespann mit Seitenwagenantrieb gebaut werden, wobei die Kosten nur zweitrangig waren.
Zuerst überlegte man bei Zündapp, ob die Zündapp KS 600 entsprechend zu modifizieren war, um den geforderten Ansprüchen gerecht zu werden.
Schnell erkannten aber die Konstrukteure, dass die KS 600 für eine Weiterentwicklung nicht mehr geeignet war.
Rahmen, Motor, Getriebe, Vordergabel und viele andere Bauteile hätten entsprechend verstärkt werden müssen. Bei Zündapp wurde man sich schnell darüber klar, dass nur eine Neukonstruktion des gesamten Krades zum gewünschten Ziel führen konnte.
Deshalb begann man ein neues homogenes Gespann zu entwickeln und hatte 1939 zwei Prototypen zur Verfügung, die vom OKH für Versuchsfahrten genutzt wurden.
Bei diesen beiden Gespannen waren der Hubraum bereits auf 700 ccm erhöht und die Zylinder beidseitig um je 5 ° angehoben worden, um mehr Bodenfreiheit zu erreichen.
Allerdings wurde der Hubraum später nochmals auf 751 ccm erhöht.
Bis 1940 war man mit der Weiterentwicklung beschäftigt und setzte dann erneut sieben Gespanne in einem längerem Fahrversuch ein. An dessen Ende bestätigte das OKH im April 1940 der Zündapp KS 750 die volle Truppenbrauchbarkeit.

Bis Mitte 1942 wurden die Gespanne im Farbton Dunkelgrau RAL 7021 an das Heer ausgeliefert.
Die Luftwaffe erhielt ihre Zündapp KS 750 im Farbton Schwarzgrau RAL 7019.
Für das Deutsche Afrika Korp wurden die dorthin gelieferten Gespanne 1941 -42 in Afrika-Beige RAL 8000 geliefert.
Ab 1943 wurden dann alle Heeresfahrzeuge in einem Dunkelgelb, ohne RAL Nr. - lackiert.

• Motor: 2 Zyl.
• Hubraum: 750ccm
• Drehzahl, normal/maximal:
• PS: 26
• Höchstgeschwindigkeit: 95 km/h
• Mindestgeschwindigkeit: 3 km/h
• Wasserdurchfahrt: bis 425mm
• Steigvermögen: 45%
• Gänge: 4 / 1 Geländegang / 1 Rückwärtsgang
• Bremse: Vorn Seilzug, hinten ATE Öldruck
• Antrieb: Hinter und Seitenwagenrad
- mit zusätzlicher Differentialsperre
• Gesamtgewicht: 840kg (Leergewicht 420kg)
• Kraftstoffverbrauch Strasse : 6 Liter/100 km
• Produktion: ca.18.695 Stk.
• Baujahr: 1940-46
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