Südfront 1942

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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Majo
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Südfront 1942

Beitrag von Majo »

Südfront 1942—Die sowjetischen Winteroffensiven 1942-43

Am 19. November 1942 entfesselten die Russen eine der erfolgreichsten militärischen Offensiven des Zweiten Weltkriegs. Die Operation unter dem Decknamen "Uranus" sollte das erbitterte Patt bei Stalingrad durchbrechen und darüber hinaus die 6. deutsche Armee ihrerseits einkesseln und vernichten. Diese hatte im vorangegangenen Sommer eine Spur der Verwüstung durch die südlichen Steppen gezogen und die Sowjets an den Rand der Wolga gedrängt.



Die deutsche Sommeroffensive "Fall Blau" war eine klassische Bewegungskampagne gegen einen in dieser Strategie weit unterlegenen Gegner. Die Deutschen eroberten das gesamte südliche Rußland binnen weniger Monate! Die Russen gaben schließlich ihren Versuch auf, sich mit Manövern gegen überlegene deutsche Panzertruppen verteidigen zu wollen und versuchten statt dessen, die Deutschen in Zermürbungsgefechte zu verwickeln. Das war eine bittere Lektion für die Russen. Stalingrad war ein perfektes Beispiel für diese Zermürbungsstrategie. Die Deutschen schickten unsinnigerweise ihre mobilen Einheiten in Straßenkämpfe, in denen ihre militärische Überlegenheit nicht zum Tragen kam. Mit Stalingrad als Köder planten die Sowjets dann ihr eigenes Bewegungsgefecht - nicht gegen die deutschen Panzerkorps, Virtuosen auf diesem Gebiet, sondern gegen die schwachen Nachschublinien, die diese versorgten. Diese waren nur dünn von einem Gegner bewacht, der ausmanövriert werden konnte. Während Paulus im Schutt von Stalingrad kämpfte, wurden die langen Flanken im Norden und Süden seiner 6. Armee von den Rumänen verteidigt. Diese unglücklichen Truppen waren einfach zu schwach, um gegen den sowjetischen Angriff eine Verteidigungsstellung halten zu können, und sie besaßen weder die Ausrüstung noch die notwendige Erfahrung für ein Bewegungsgefecht. Der daraus resultierende Sieg der Sowjets wurde zum Wendepunkt für den Krieg im Osten.

Als die Deutschen bemerkten, daß ihr Bewegungskrieg in den Steppen in einen Zermürbungskrieg in Stalingrad mündete, hätten sie ihren Angriff abbrechen und ihre mobilen Einheiten als Reserve vereinigen sollen. Die mageren Reserven hinter den italienischen und rumänischen Armeen waren völlig unzureichend, um sich der Flut der Roten Armee, welche die Operation "Uranus" ausgelöst hatte, entgegenzustemmen. Auch nachdem die Sowjets die Kunst des Bewegungsgefechts erlernt hatten, blieb ein Aspekt ihrer Offensiven erhalten: ihr Hang und ihre Fähigkeit zu wirklich massiven Angriffen. Bei der Operation "Uranus" wurden annähernd 400 sowjetische Panzer in der nördlichen Zange eingesetzt. Ihnen standen etwa 100 veraltete tschechische Panzer der 1. rumänischen Panzerdivision und 30 bis 40 strategische Panzer der erschöpften 22. deutschen Panzerdivision gegenüber. Der erste strategische Fehler der Deutschen bei Stalingrad war demnach eine falsche Positionierung ihrer Truppen und eine falsch gewählte Strategie für die mobilen Einheiten.

Der russische Plan sah vor, in einem großen Zangenangriff durch die dünnen Linien der rumänischen Armeen zu stoßen und sich bei Kalatsch am Don zu vereinigen. Die Deutschen hätten sofort nach Beginn der Schlacht die Absicht der Russen erkennen müssen, denn immerhin hatten sie zahllose ähnliche Bewegungsgefechte mit Zangenangriffen und Einkesselungen selbst durchgeführt. So hätten sie sicher durch eine angemessene Reaktion den russischen Angriff erneut niederschlagen können. Eine Analyse der ersten deutschen Reaktion auf diese Situation zeigt, daß die erfahrenen deutschen Generäle Weichs, Paulus und später Manstein instinktiv die erforderliche strategische Wende zu einem Bewegungsgefecht mit den mobilen Einheiten erkannten. Doch leider waren diese aus Arroganz dem ausgebrannten Trümmerhaufen Stalingrad zugewiesen worden.

Weichs, der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B bei Starobjelsk, wollte sich sofort mit der 6. Armee hinter den Don zurückziehen und das XIV. Panzerkorps der Deutschen am Tschir positionieren, um die nördliche Zange der Russen aufzuhalten. Statt dessen schickte Paulus die Panzer dem XI. Korps zu seiner Linken zu Hilfe, da plötzlicher Treibstoffmangel sie davon abhielt, weiter nach Westen vorzustoßen. Alle deutschen Korpskommandeure, besonders Seydlitz-Kurtzbach, wünschten sich einen sofortigen Rückzug von ihren festen Verteidigungspositionen und ein Bewegungsgefecht gegen einen Feind, den sie wieder und wieder hierin geschlagen hatten. Selbst wenn sie schnell reagiert hätten, wäre es schwergefallen, den Vormarsch der Russen zu stoppen. Doch was die deutschen Generäle nicht besiegen konnten und sie dauerhaft behinderte, war der lähmende Einfluß Hitlers auf höchster Ebene.

Hitlers einzige eigene Kampferfahrung beschränkte sich auf den Ersten Weltkrieg, in dem der Zermürbungskrieg die einzig bekannte Kampfstrategie war. Obwohl die deutsche Strategie des Blitzkriegs die moderne Kriegführung revolutioniert hatte, bestand Hitler auf einem eisernen Festhalten der schwer errungenen russischen Gebiete und weigerte sich, auch nur einen Quadratmeter wieder preiszugeben. Er rechtfertigte seine Strategie mit ökonomischen Gründen: der Kaukasus mußte wegen des Öls gehalten werden; Stalingrad wurde gebraucht, um den russischen Güterverkehr auf der Wolga zu unterbinden. Doch keiner dieser Gründe war kriegsentscheidend. Nur ein Sieg über die Rote Armee hätte zu einem Gewinn des Krieges führen können. Mit jedem weiteren Jahr gewann die Rote Armee an Stärke, bis sie gegen Ende des Krieges nahezu unbesiegbar und die stärkste Militärmacht der Erde war. Wenn Pattons Wunsch in Erfüllung gegangen wäre, sich am Ende des Zweiten Weltkrieges mit den Russen zu messen, so hätten sie ihm vermutlich den Kopf abgerissen!

Allerdings hatte die Rote Armee 1942 den Zenit ihrer Möglichkeiten noch nicht erreicht. Es zeigten sich jedoch schon bemerkenswerte Anzeichen der Stärke, die sie bald entwickeln würde. Ein kurzer Moment der Verwirrung und Görings heimlicher Einfluß auf Hitler machten die über Monate errungenen Erfolge Deutschlands an der Ostfront zunichte. Gerade als es Weichs gelungen war, eine zögernde Zustimmung Hitlers für ein Bewegungsgefecht zu erhalten, garantierte Göring dem Führer eine Versorgung der 6. Armee aus der Luft. Dies war nicht das erste Versprechen, das der Reichsmarschall nicht einlösen konnte. Es war ihm auch nicht gelungen, die sich gerade formierende Royal Air Force in der Luftschlacht um England zu besiegen.

Görings Rat unterminierte die Überlegungen im OKH. Hitler berief sich darauf, um seinen Beschluß zu rechtfertigen. Er untersagte jeglichen Rückzug aus Stalingrad und besiegelte damit das Schicksal der Deutschen. Für die mobilen Einheiten war es unmöglich, ein Abreißen der Nachschublinien zu verhindern, und die daraus resultierende Nachschubknappheit hatte fatale Folgen. Die Armee verlor ihre Manövrierfähigkeit und sah sich gezwungen, sich gegen einen mit Nachschub gut versorgten Feind in einem zermürbenden Stellungskrieg zu verteidigen, der darüber hinaus auf diese Methode der Kriegführung spezialisiert war.

Um die Situation zu retten, ernannte Hitler Generalfeldmarschall Erich von Manstein zum Oberbefehlshaber der neu gegründeten "Heeresgruppe Don". Der erfahrene Veteran von Feldzügen in Frankreich und auf der Krim galt allgemein als vielleicht bester Stratege des deutschen Heeres. Er sah sich nun der Aufgabe gegenüber, die zerrissene deutsche Südfront neu zu bilden und ein noch schlimmeres Unglück zu verhindern, indem er die strategisch bedeutsamen Nachschublinien zu Kleists 1. Panzerarmee weiter südlich sicherte.

Als Manstein eintraf, bemühte er sich verzweifelt, die bereits begangenen strategischen Fehler auszubügeln. Er erkannte, daß die russische Bewegungsschlacht in eine zeitweilige Flaute geriet. Obwohl die Flanken der Achsenmächte immer noch einladende Ziele für sowjetische Angriffe boten, müßten die Russen eventuell innehalten, um die durch die Offensive bereits erzielten Vorteile zu konsolidieren. In dieser Phase wollte Manstein zuschlagen. Die Operation "Wintergewitter" sollte ein schnelles Bewegungsgefecht entwickeln, um durch den dünnen Außenring der russischen Verteidigung zu brechen und die 120 Kilometer entfernte, eingekesselte 6. Armee zu unterstützen. Ohne es zu wollen, erhöhte Stalin die Chancen von Mansteins Erfolg, indem er die sofortige Liquidation der eingekesselten Deutschen forderte. So wurden schlagkräftige Panzer- und Infanterieeinheiten, die den deutschen Gegenschlag hätten abschwächen können, zum sowjetischen Angriff auf die eingekesselten Deutschen beordert. Man muß aber die Entscheidung der Sowjets, das Bewegungsgefecht an dieser Stelle aufzugeben, nachsichtig beurteilen. Sie gingen davon aus, etwa 80.000 Deutsche eingekesselt zu haben, die sie jetzt, da die Deutschen vom Nachschub abgeschnitten waren, in einer schnellen Zermürbungsattacke zu überwältigen hofften. Tatsächlich aber waren es annähernd 300.000 Deutsche, die trotz ihrer desolaten und gefährlichen Lage ein beachtliches Durchhaltevermögen und eine starke Moral zeigten.


by mAjO

P.S.: Weitere Posts zu "Mansteins Plan" und der "Opertion Saturn" folgen. :wink:
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Beitrag von Ciceri »

cool, fand ich gut den beitrag. wusste sogar manche sachen noch nicht, danke :P
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Bacchus
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Re: Südfront 1942

Beitrag von Bacchus »

Majo hat geschrieben: Wenn Pattons Wunsch in Erfüllung gegangen wäre, sich am Ende des Zweiten Weltkrieges mit den Russen zu messen, so hätten sie ihm vermutlich den Kopf abgerissen!



na na na
Also den Beitrag find ich gut, aber auf diesen Satz möchte ich schon näher eingehen. Die Russen hatten zweifellos die besseren Panzer und mehr davon, aber in der Luft sah es wenn mich nicht alles täuscht besser für die westlichen Allierten aus. Und auch zur See hatten bestimmt die westlichen Allierten die Nase vorne und mit der Niederwerfung von Japan hätte Russland dann im westen die britische Flotte gehabt und im Osten die US Pazifikflotte. Und was ich bisher über Patton gehört habe hätte dem keiner so leicht den Kopf abgerissen.

Bin gespannt auf weitere Beiträge zu diesem Thema
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Majo
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Beitrag von Majo »

@ Bacchus: So ganz stimmt das nicht!!! Die Russen waren zwar auf See noch nicht ganz so stark, aber was hätte den Alliierten die absolute Seehoheit genutzt, wenn man gegen ein" Hydra" kämpft. Immerhin hatten die Russen alle Ostblockländer unter ihre Gewalt gebracht und das war ein gewaltiges Menschenpotenzial. Die Engländer hätten es nie mit den Russen aufnehmen können und die Amerikaner hatten trotz der fortschrittlichen Technologie( --> Atombombe) riesige Verluste einstecken müssen. Zudem hatte der Krieg aus den Bauern zu Beginn des Krieges einen harten Kern von erfahrenen Soldaten gemacht. Die russische Armee war die schlagkräftigste seinerzeit.
Insofern hätte es einen langen blutigen Krieg geben können, der Gott sei Dank niemals stattgefunden ist. Er wäre nämlich mitten unter uns ausgetragen worden.


by mAjO :wink:
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Beitrag von Ciceri »

Wer ist bzw. war Pattons???

Wie es aussehen würde zeigt das Spiel Iron Storm, da ging der erste Weltkrieg bis 1967 und man springt in das geschehen ein. Es wäre sehr grausam geworden, da da nicht so schnell jemand aufgegeben hätte, Russland und die Alliierten waren zu der Zeit ja sehr groß und fast auf der ganzen Welt vertreten. Russland zwar nicht ganz so, aber mit der Zeit schon mehr.
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Beitrag von Majo »

Wie es aussehen würde zeigt das Spiel Iron Storm, da ging der erste Weltkrieg bis 1967 und man springt in das geschehen ein. Es wäre sehr grausam geworden, da da nicht so schnell jemand aufgegeben hätte, Russland und die Alliierten waren zu der Zeit ja sehr groß und fast auf der ganzen Welt vertreten. Russland zwar nicht ganz so, aber mit der Zeit schon mehr.
.......em , du meinst wohl eher den " 2. Weltkrieg" , oder?????! :wink:

So, und die Frage" Wer war Patton ?",tja da kann ich nur sagen"schau mal im Biografieteil nach". Um es aber schon einaml vorwegzunehmen. Patton war wohl der fähigste amerikanische Panzergeneral( Ende des Krieges "4 Sterne"). Seine absolute Abneigung und sein Wunsch einmal gegen die Russen zu kämpfen, machten ihn nicht nur auf der russischen Seite unbeliebt!!!!! Ein Beispiel wäre z.B. seine angeberische Behauptung, " er könne mit seiner 3.Armee in 30 Tagen Moskau genommen haben".


Gruß mAjO
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Beitrag von Majo »

Wie versprochen, die Fortführung der Geschehnisse auf das Wesentliche reduziert,auch wenn es fast schon wieder 2 Seiten geworden sind ( Word-Doc )!!!!!!!! :roll:


Mansteins Plan

Für den Entlastungsschlag gab es nur zwei erfolgversprechende Routen. Die erste verlief nahe des Zusammenflusses von Tschir und Don, wo die ersten mobilen Einheiten unter der Führung von Hermann Balcks 11. Panzerdivision dem belagerten XLVII. Panzerkorps zu Hilfe eilten. Diese Route barg zwei große Probleme: Erstens übte die 5. Panzerarmee unter Romanenko einen starken Druck auf die Tschir-Front aus, und die dünnen deutschen Linien am oberen Tschir boten weiterhin einladende Ziele für die andauernden sowjetischen Angriffe. Zweitens bestand die Notwendigkeit, einen großen Strom, den Don, zu überqueren, um den Angriff auszuführen. Die Anfälligkeit der nördlichen Flanke veranlaßte Manstein schließlich, diese Option zu verwerfen. Ironischerweise war es dieselbe Schwäche, die auch die zweite Möglichkeit zum Scheitern verurteilte.

Die andere Vorstoßmöglichkeit war von Kotelnikowo aus, wo Reste der 4. rumänischen Armee von der eintreffenden 6. Panzerdivision der Deutschen verstärkt wurden. An der allgemeinen Effektivität gemessen war dies vielleicht die stärkste mobile Einheit auf diesem Kriegsschauplatz. Damit mußte zwar ein größeres Gebiet abgedeckt werden, aber der Vorstoß hätte eine sichere nördliche Flanke am Don erhalten. Falls genug Truppen für den Angriff zusammengezogen werden könnten, wäre vermutlich auch die südliche Flanke geschützt gewesen. Das Problem aber wurde durch die Weigerung Hitlers verstärkt, die notwendigen Reserven bereitzustellen.

Die Heeresgruppe A (die 1. Panzerarmee und die 17. Armee) befanden sich auf sicheren Positionen im Kaukasus, und Hitler stellte widerwillig die 23. Panzerdivision bereit. Als Manstein zusätzlich die 16. motorisierte Division anforderte, verweigerte Hitler die Bereitstellung und beließ die Division bei Elista, um das ausgedehnte Gebiet der Nachschublinien für die Heeresgruppe A zu schützen. Er versprach statt dessen den Einsatz der 17. Panzerdivision bei Orel, die er allerdings nahe Millerowo abzog und dem sich bildenden deutschen Korps am oberen Tschir zur Verfügung stellte. Vielleicht war diese Entscheidung begründet. Es mehrten sich Anzeichen für eine beginnende sowjetische Offensive in diesem Gebiet. Wenn die Division jedoch in diesem Gebiet verblieben wäre, hätte sie womöglich den sowjetischen Vormarsch auf Morozowosk und Tazinskaja bremsen können. Hätte Hitler die 17. Panzerdivision für die Wintergewitteroffensive freigegeben, dann hätte die daraus resultierende Schwäche der Front am oberen Tschir Manstein dazu gezwungen, sie durch die 6. Panzerdivision zu ersetzen. Durch den Wegfall der stärksten Streitmacht wäre seine Operation "Wintergewitter" zerstückelt worden. In Wirklichkeit konnte die 17. Panzerdivision Kotelnikowo nicht rechtzeitig erreichen, und als sie es erreichte, konnte sie vor dem Abbruch des Angriffs wenig ausrichten. Hitlers Einmischung, die in der ungeeigneten Stationierung der wenigen, schlagkräftigen Manövereinheiten endete, die den Deutschen noch geblieben waren, verdammte den Entlastungsschlag "Wintergewitter" zum Scheitern.

Der schließlich am 12. Dezember begonnene Angriff zeigte trotz innewohnender Schwächen dramatische Resultate. Da die Russen den Fehler begingen, ein Zermürbungsgefecht einzuleiten, um eine baldige Liquidation des Kessels zu erreichen, blieben ihnen zu wenig mobile Einheiten, um dem deutschen Vorstoß zu begegnen. Die Wintergewitteroffensive schnitt sich durch die 51. Armee der Sowjets und erreichte den Fluß Aksaj binnen weniger Tage. Der anfängliche Erfolg des deutschen Vormarsches brachte das sowjetische Oberkommando (STAWKA) aus dem Konzept und veranlaßte es zu zwei wichtigen Entscheidungen. Die schwere 2. Gardearmee, die auf Wunsch Stalins die eingekesselten Deutschen zerschmettern sollte, wurde statt dessen zum Fluß Myschkowa geschickt, um das deutsche "Wintergewitter" abzuwehren. Zweitens wurden die Ziele der nächsten sowjetischen Offensive "Saturn" geändert. Das war vielleicht die schicksalhafteste Entscheidung des Unternehmens.

Der letzte Teil folgt morgen, wenn ich es bis dahin schaff :lol:

Und dann gibt es Feeeeeeerrrrriiiiiieeeeeeeennnnnnn. Jipiijeijey.

Gruß und viel Spaß bei allen, die morgen ihren letzten Schul-bzw. Arbeitstag haben!!!! :wink:


mAjO
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Krupp
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Beitrag von Krupp »

Tach Majo

Schöner Bericht, mach weiter so und weiter wünsche ich Dir schöne, erholsame Ferien :D

Ich muss noch eine Woche durchbeissen, dann ist auch mal Schluss mit arbeiten....ufffff

Gruss

Krupp
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Beitrag von Majo »

Sorry, hab euch ein bisschen warten lassen--> irgendwie war die Internetverbindung bis heute unterbrochen. Kleines Trostpflaster: der Schluss des Textes: Operation Saturn

Operation Saturn

Während Hermann Balck damit beschäftigt war, die Frontlinie am Tschir zu halten, solange die Operation "Wintergewitter" voranschritt, entwickelte sich eine neue, mächtige russische Bedrohung am mittleren Lauf des Don. Die Sowjets hatten die Sektoren gegenüber der italienischen 8. Armee eine Zeitlang verstärkt und mit neuen Einheiten die rechte Flanke Romanenkos gesichert, während die 5. Panzerarmee weiter vorstieß. Sie formierten deshalb eine neue Armee, die 3. Gardearmee, um die wachsende Lücke zwischen der 5. Panzerarmee und der 1. Gardearmee am Don zu schließen. Das erlaubte der jetzt gut verstärkten 1. Gardearmee, sich seitlich nach Westen zu wenden und der nächsten sowjetischen Großoffensive mit dem Codenamen "Saturn" anzuschließen. Eine gewaltige sowjetische Panzerfaust bereitete sich darauf vor, durch die Linien der italienischen 8. Armee zu brechen und nach Rostow zu marschieren. Nicht weniger als vier neue Panzerkorps (das 17., 18., 24. und 25.) mit über 500 Tanks wurden für den Angriff zusammengezogen. Sie wurden von starken Infanterie- und Gardeschützendivisionen unterstützt.

Die Ereignisse an der Myschkowa sollten dramatische Auswirkungen auf den Plan der Russen haben. Die hartnäckige Verteidigung der eingeschlossenen 6. Armee der Deutschen veranlaßte Stalin, weitere Stoßtruppen für die Operation "Klotso" (Ring) zur schnellen Liquidation der eingekesselten deutschen Armee zusammenzuziehen. Die neuen Truppen waren zähe sibirische Gardeeinheiten unter der erfahrenen Führung von Malinovskij. Unglücklicherweise hatte die deutsche Wintergewitteroffensive der 51. und 57. Armee der Russen derart zugesetzt, daß diese verzweifelt Verstärkung anforderten. Deshalb schickte Stalin ihnen zur Unterstützung die Gardearmee, die ursprünglich zur Liquidation des Kessels vorgesehen war. Malinovskijs Truppen bezogen Stellung an der Myschkowa und brachten das "Wintergewitter" zu einem schmerzlichen Stillstand. Zur gleichen Zeit änderte STAWKA die Operationsziele der Saturnoffensive. Scheinbar sollte die deutsche 6. Armee weiter geschwächt werden, indem man sie von den Flugplätzen abschnitt, die für den Nachschub dringend erforderlich waren. Die mobilen Einheiten sollten zunächst einen Haken nach links schlagen und nach Morozowsk und Tazinskaja marschieren. Sobald diese Flugplätze gesichert wären, sollten die mobilen Einheiten zusammengezogen werden, um nach Rostow vorzustoßen.

Als der STAWKA-Befehl eintraf, versetzte er das Hauptquartier der Südwestfront in gehörige Aufregung. Vatutin setzte sich energisch für die Verfolgung der ursprünglichen Ziele der Saturnoffensive ein, doch Stalin intervenierte persönlich und befahl ihm, die Änderung der Pläne zu akzeptieren. Die Sowjets verloren die treibende Kraft ihrer "indirekten Annäherung", indem sie die Offensive auf begrenzte Ziele richteten. Der neue Angriff war viel direkter, und die Deutschen sollten gleichfalls eine sehr direkte Antwort darauf finden.

Der jetzt "Kleiner Saturn" genannte russische Angriff durchbrach die italienischen Einheiten und marschierte weiter nach Süden und Osten. Den Deutschen war es mittlerweile gelungen, einige Reservedivisionen unter dem XVII. Korps und eine ad hoc gebildete Einheit unter Hollidt zusammenzustellen. Als die Russen vorrückten, zogen sie sich mit den Resten der italienischen 8. und rumänischen 3. Armee zurück. Einen Tag zuvor hatte Hoth der gefangenen 6. Armee eine Botschaft der Hoffnung gesendet: "Haltet aus - Wir kommen!" Jetzt war er nicht mehr in der Lage, dieses Versprechen einzulösen. Manstein erkannte die Wucht dieser neuen russischen Attacke, und ihm war bewußt, daß es Balck nicht gelingen konnte, die Front mit nur einer guten Panzerdivision (der 11.) wiederherzustellen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Niederlage einzugestehen. Er erteilte Hoth den Befehl, die 6. Armee aufzugeben, um das XLVIII. Panzerkorps im Norden zu verstärken.

Trotz Hitler zeigten die Deutschen noch einmal einen Abglanz ihrer brillanten Fähigkeit, Bewegungsgefechte zu führen. Die 6. Panzerdivision überquerte den unteren Lauf des Don und marschierte ihn hinauf, um sich der 11. Panzerdivision von Balck anzuschließen. Die beiden vereinigten Panzerdivisionen trafen auf die Spitze der Saturnoffensive. Sie packten das führende 24. sowjetische Panzerkorps unter der Leitung von Badnow und setzten ihm derart zu, daß Stalin daraufhin befahl, alle Panzerkorps nur noch paarweise einzusetzen. (Der arme Badnow entkam mit den armseligen Überresten seines Korps. Später wurde es neu aufgestellt und mit dem "Gardestatus" ausgezeichnet, da es die Feuerprobe im Feld gegen die beiden besten deutschen Divisionen bestanden hatte.)

Der Gegenangriff zur rechten Zeit genügte, die russische Offensive zu entschärfen und die auseinandergerissene Front für eine gewisse Zeit zu stabilisieren. Dennoch hatte die Operation eine unleugbare Wirkung - die deutsche 6. Armee war nun zum Untergang verdammt, und Hitler war schließlich auch noch gezwungen, Kleist den Befehl zum Rückzug der 1. Panzerarmee aus dem Kaukasus zu erteilen. Durch ihre indirekte Annäherung hatten die Russen einen überraschenden, strategischen Sieg errungen. Sie hatten eine Armee vernichtet und gleichzeitig eine andere zur Herausgabe aller im letzten Sommer eroberten Gebiete gezwungen. Die deutschen Streitkräfte mußten eine der bestürzendsten Niederlagen des Krieges hinnehmen und sollten sich nie mehr ganz von dem Verlust der 6. Armee erholen. Hitler aber war immer noch nicht bereit, das Scheitern von Paulus zu akzeptieren. Hartnäckig pochte er auf der Lagekarte auf einen Punkt dicht neben Charkow, an dem die letzte russische Offensive 1942 gestoppt worden war. Hitler beschloß, die besten deutschen Stoßtruppen für einen weiteren Rettungsversuch auszusenden, so als ob Mansteins Flehen um weitere Truppen doch noch erhört werden sollte.

Während Kleist seinen brillanten Rückzug nach Rostow unternahm, bestand Hitler auf dem Aufmarsch des SS-Panzerkorps und der berühmten Großdeutschland-Division bei Charkow, um nach Stalingrad zu marschieren. Wenn diese Idee auch im Rückblick ziemlich verrückt erscheinen mag, so hatte sie doch den Effekt, diese starken motorisierten Reserven in dieses Gebiet zu verlagern. Manstein konnte sie dann dazu verwenden, das "Wunder im Donez-Becken" zu vollbringen, den letzten bedeutenden Sieg der Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Die deutschen mobilen Einheiten, die im Westen die Saturnoffensive parieren sollten, wurden von Kleist verstärkt, um eine starke, gepanzerte Faust im Süden zu bilden. Im Norden konzentrierten sich die SS- und Großdeutschlanddivisionen westlich von Charkow. Die Russen schickten ihre dritte Phase der Winteroffensive unter dem Codenamen "Operation Stern" genau zwischen die beiden deutschen Verbände. Dort gerieten sie in eine sorgfältig gestellte Falle. Manstein begann mit seinen Panzern einen Zangenangriff, der die russische Offensive im Keim erstickte und dadurch die Südfront rettete.

Danach hatten die Deutschen ihr Vertrauen in die mobile Kriegführung unter der fähigen Leitung Erich von Mansteins erneuert. Sie besaßen nun eine gewaltige Panzertruppe bei Charkow, welche die südliche Zange in der nächsten Großoffensive im Osten bilden sollte: Operation "Zitadelle" bzw. Kursk-Offensive. Leider hatten die Russen andere strategische Pläne für diese Schlacht. Sie setzen der von den Deutschen als Bewegungsgefecht geplanten Schlacht ausgezeichnet befestigte Stellungen gegenüber. Die Russen favorisierten eine Zermürbungsschlacht. Anstatt des erwarteten, großen Sieges der Deutschen in einer Kesselschlacht entpuppte sich Kursk als Schwanengesang der Panzertruppen im Osten... doch das ist eine andere Geschichte.

Ich wünsche allen Membern, Moderatoren und ganz besonders den Admins natürlich auch erholsame Ferien. :wink:

@ Krupp : Dir wünsche ich natürlich auch schöne Ferien. Ich fliege jetzt erst mal mit zwei Kumpels von mir nach Südfrankreich( ab Sonntag). Ihr habt mich also erst in drei Wochen wieder. :cry: Ich hoffe ihr kommt auch ohne mich aus. :wink:


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