Der Irak-Feldzug

Wie schon gesagt "Off Topic"
Antworten
Benutzeravatar
Krupp
*SSM - Generaloberst* (Administrator)
Beiträge: 4220
Registriert: 20.08.2002, 16:29
Wohnort: im Sd.Kfz.181

Beitrag von Krupp »

Hi Wever

Das ist so, bis îm Irak wieder alles in geregelten Bahnen abläuft, wird noch einige Zeit verstreichen.
Ich hoffe, dass nun die Amis nicht auch noch Syrien angreifen werden.

Ich denke nicht, dass die Syrer lust empfinden, sich gegen die Amis anzulegen und hoffe da auf eine friedliche Lösung!

Gruss & Thx für den Bericht :wink:

Krupp
Bild
*Fucked up beyond all Recognition*
Benutzeravatar
Wever
General
General
Beiträge: 1829
Registriert: 28.07.2002, 23:39
Wohnort: Rheinland

Beitrag von Wever »

The Independent 06.05.2003 / ZNet 08.05.2003

Krieg vorbei?
George Bush gibt das Ende des Kriegs bekannt - aber wissen
das auch die Schiiten und die Badr-Brigade?

von Robert Fisk


Wenn irakische Zivilisten in die Gesichter amerikanischer
Soldaten blickten, könnten sie darin Stärke, Freundlichkeit u.
Wohlwollen sehen, so Präsident Bushs berühmte Worte, die er
am Donnerstag an die Welt richtete. Falsch, Mr. Bush - was sie
dort sehen, ist die Okkupation. Das ist das Ende des Irakkriegs -
oder nicht? Wer glaubt, George Bush junior sei glaubwürdig mit
dieser Aussage (Donnerstagabend letzte Woche auf dem
Flugzeugträger Abraham Lincoln hatte er wörtlich erklärt, die
hauptsächlichen Kampfoperationen seien beendet), der soll
einfach mal die nette kleine, düstere Ansprache von
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vom Vortag - vor
US-Truppen in Bagdad - genauer unter die Lupe nehmen. Auf
den ersten Blick ist Rumsfelds Rede gespickt mit den üblichen
Mythen: Scharen von Irakern seien gekommen, die Amerikaner
bei der Befreiung Bagdads zu begrüßen oder: der Marsch auf
Bagdad sei der schnellste Marsch auf eine Hauptstadt in der
modernen Militärgeschichte (stimmt nicht, die Israelis schafften
sowas 1982 in 3 Tagen). Die wichtigste Aussage indes ließ
Rumsfeld ganz zum Schluss eher beiläufig einfließen: Die
Amerikaner hätten nun noch die Aufgabe, die Netzwerke der im
Land operierenden Terroristen auszurotten. Wie bitte? Was für
Terror-Netzwerke? Und wer soll hinter diesen ominösen
Terror-Netzwerken stecken, die angeblich im Irak operieren, fragt
man sich. Ich hätte eine Idee: Es gibt sie gar nicht - noch nicht.
Aber Donald Rumsfeld weiß (der US-Geheimdienst wird es ihm
gesagt haben), dass die Widerstandsbewegung gegen die
US-Okkupation im Irak ständig wächst. Die irakischen
Schia-Muslime, verstärkt durch tausende irakischer im Iran
ausgebildeter Badr-Brigadisten, glauben nämlich, die
Amerikaner seien nur scharf auf das irakische Öl. Und die
Schiiten sind zornig über die Behandlung der Bürger Iraks durch
die Amerikaner. Letzte Woche wurden innerhalb von nur 3 Tagen
mindestens 17 sunnitische Demonstranten getötet - zwei der
Toten waren nicht mal 11 Jahre alt. Darüberhinaus ist man
wenig beeindruckt von Washingtons Versuchen, eine
pro-amerikanische Interims-Regierung zusammenzukleistern.
Diese Gefühle sind schon während des Kriegs zum Ausdruck
gekommen. Natürlich geht es in Ordnung, sagten uns damals
die Schiiten, die Amerikaner sollen Saddam ruhig beseitigen.
Dass er ein Schurke ist, bezweifelte hier niemand. Aber sofort
wurde nachgeschoben, man würde auch die Amerikaner am
liebsten von Hinten sehen. Hinzu kommt: Die meisten zivilen
Opfer der amerikanischen u. britischen Bombardierungen waren
Schiiten - vor allem in bzw. um Nasiriyah u. Hillah. Dies ein
weiterer Grund, weshalb die Amerikaner bei ihrem Einmarsch in
Bagdad nicht mit Blumen u. Musik empfangen wurden.
Stattdessen riss ein gepanzertes US-Fahrzeug die berühmte
Saddam-Statue um. Wenn irakische Zivilisten in die Gesichter
der amerikanischen Soldaten blickten, könnten sie darin Stärke,
Freundlichkeit u. Wohlwollen sehen, so Präsident Bushs
berühmte Worte, die er am Donnerstag an die Welt richtete.
Falsch, Mr. Bush - was sie dort sehen, ist die Okkupation.
Schon jetzt wird klar, einiges am fortschreitenden
Besatzungsprozess kommt einem bekannt vor. Zu einer Reihe
brutaler Zwischenfälle ist es gekommen - und stets stehen die
Amerikaner engelsrein da. Siehe die israelische Okkupation von
Gaza u. Westbank: auch dort ist nie der Besatzer schuld, wenn
Zivilisten sterben müssen. Der Fahrer u. der alte Mann, die von
US-Soldaten nahe einem Bagdader Checkpoint erschossen
wurden, die junge Frau u. das kleine Mädchen, die
schwerverletzt wurden - Channel 4 wurde Augenzeuge dieser
Tragödie -, für keinen von ihnen hat sich die USA entschuldigt.
Im Süd-Irak erschießt man eine ganze Familie in ihrem Auto. Im
Palestine-Hotel werden Kameraleute getötet. In Falludschah
mäht man 15 Iraker nieder, darunter mindestens 1 Kind. Für die
Amerikaner ist es stereotyp immer Notwehr. Merkwürdig
allerdings, dass bei allen Vorfällen fast kein Amerikaner (oder
gar keiner) ernsthaft zu Schaden kam. Natürlich wird es
sicherlich noch ein paar Bewaffnete geben, die die Amerikaner
beschießen. Tatsachen weisen darauf hin, es sind nicht
allzuviele. Tatsache ist andererseits, dass sich daran in
nächster Zukunft mit ziemlicher Sicherheit etwas ändern wird -
dann wird es nämlich viele Schützen geben. Man braucht sich
nur anzuhören, wie die irakischen Schiiten für die libanesische
Hisbollah schwärmen, um zu begreifen, wieviel diese Leute von
der Kunst des Partisanenkampfs als Widerstandsform
verstehen. Leute, die sich in den Iran gerettet hatten oder durch
die harte Schule von Saddams Folterkeller gingen, werden
kaum Befehle von Ex-General Jay Garner annehmen. Garners
Frei-Tripp nach Israel, bei dem er in den höchsten Tönen die
Zurückhaltung der israelischen Armee in den besetzten
palästinensischen Gebieten pries, ist vielen Irakern nicht
entgangen. Und den Leuten hier ist auch äußerst bewusst, dass
die großen US-Konzerne schon jetzt auf dem Sprung sind,
Millionen aus dem kaputten Irak herauszuholen. Um die
entsprechenden Entscheidungen zu treffen, hat man nicht mal
irgendeine Interims-Regierung abgewartet. Stattdessen hat die
'US Agency for International Development' (US-Agentur für
internationale Entwicklung) die multinationalen US-Konzerne
ermutigt, sich ein (irakisches) Angebot zu ersteigern - von
Straßeninstandsetzungen bis zur Schulbuchbeschaffung. Der
Zuschlag für einen Management-Kontrakt über den Hafen von
Um Kasr ging bereits an das US-Unternehmen 'Stevedoring
Services of America' - ein dicker Fisch von $4,8 Millionen. Und
US-Ölmanager - viele davon Kumpels von George Bush u.
seiner Regierung - werden binnen Wochenfrist im irakischen
Ölministerium erwartet (übrigens eines von zwei irakischen
Ministerien, das die Amerikaner wundersamerweise vor den
Brandschatzern retten konnten).
Nein, der Irak ähnelt derzeit keiner Möchtegern-Demokratie. Er
erinnert vielmehr an die Tragödie, die die Briten in Griechenland
erwartete, als 1944 die deutsche Besatzung dort zu Ende ging.
Ebenso wie Saddam, hatte Hitler damals dafür gesorgt, dass
beim Abzug genug Waffen frei herumlagen, mit denen ein
Partisanenkrieg gegen die neuen Herrscher geführt bzw.
angeheizt werden konnte. Churchill hatte sich entschlossen, die
nationalistische Regierung George Papandreous (sozusagen
der Ahmed Chalabi Griechenlands) zu unterstützen, aber auch
die Partisanen der kommunistischen ELAS drängten an die
Macht. Schließlich hatten sie seit Beginn der deutschen Invasion
1941 gegen die Nazis gekämpft. Jetzt befürchteten sie - siehe
die muslimischen Schiiten heutzutage im Irak - vom neuen
alliierten-freundlichen Regime von der Macht ausgeschlossen
zu werden. Die Befreiung Athens war daher schnell in eine
offene Feldschlacht zwischen britischen Truppen (im Falle Irak
sind es die Amerikaner) u. Kommunisten umgeschlagen.
Letztere waren seit Jahren durch die Sowjetunion unterstützt
worden. Setzen Sie anstelle des damaligen Russland nun eben
Iran. Churchill behauptete damals, es sei ihm um die Freiheit zu
tun. Die Demokratie sei keine Hure, die sich von jedem Mann
mit Thompson-Gewehr auf der Straße aufgabeln lasse. Die
Briten verhängten das Kriegsrecht (etwas, was den Amerikanern
noch bevorstehen könnte). Und Churchill klang viel weniger
benevolent, als er dem britischen Kommandeur in einer
Geheimbotschaft mitteilte, er solle nicht zögern, sich so zu
verhalten, als wäre er in einer eroberten Stadt. In den
verschiedenen Kämpfen kam es immer wieder zu
Verhandlungsversuchen, zum Versuch einen Mediator zu finden
- nicht unähnlich den verzweifelten Verhandlungstreffen
zwischen Irakis u. Amerikanern letzte Woche in Falludschah.
Letztendlich war es Churchill nur möglich, die Ordnung
wiederherzustellen, als es ihm gelang, Stalins geheime
Zustimmung zu erhalten, Griechenland könne im westlichen
Europa verbleiben. Die Zeche zahlten Bulgarien, Ungarn, Polen
u. andere osteuropäische Länder. Natürlich stimmen die
Parallelen nicht Eins zu Eins. Ein wesentlicher Unterschied
besteht beispielsweise darin, dass der Staat, der die
Amerikaner jetzt heraushauen könnte (so wie damals die
Sowjets England), ausgerechnet Iran ist. Aber der Iran wird die
Rolle des ungeliebten Verbündeten kaum spielen können,
schließlich zählt auch er zu Bushs 'Achse des Bösen' - und
muss befürchten, auf Amerikas 'Hit-Liste' der Nächste zu sein.
Ich wage eine kleine Vorhersage:
Mr. Bush sagt, der Krieg ist vorbei - also zumindest etwas in der
Art. Der schiitische Widerstand erwacht u. greift die Amerikaner
im Irak an. Natürlich hat uns Mr. Rumsfeld schon davor gewarnt.
Man wird sagen, genau das ist es - jenes berühmte
Terror-Netzwerk, das noch zu bekämpfen ist im Irak. Und Iran u.
sicher auch Syrien wird man beschuldigen, die Terroristen zu
unterstützen. Auch Frankreich hat damals ähnlich gehandelt - in
seinem Krieg (1954 - 1962) gegen die FLN in Algerien. Damals
war Tunesien der Sündenbock - und Ägypten. Also bleiben Sie
dran: Teil II des Irakkriegs wird nicht lange auf sich warten
lassen - genannt: 'Die nächste Stufe im Krieg gegen den Terror'.


[ Übersetzt von: Andrea Noll | Orginalartikel: "War Over?" ]
"Es gibt eine Form von Toleranz beim Menschen, die nichts anderes ist als ein Mangel an Würde." Joseph Schumpeter
Luede
Fahnenjunker
Fahnenjunker
Beiträge: 223
Registriert: 23.03.2003, 16:47
Wohnort: Führerbunker Langenbogen
Kontaktdaten:

Beitrag von Luede »

Gut zu wissen, dass es auch unter den Amerikanern noch normale Menschen gibt. Solche Leute halten mich immer davon ab, allgemein alle Amerikaner zu hassen. Allerdings sind es nur wenige Intellektuelle, denn die Mehrzahl der Amerikaner ist dumm wie Brot und durch die Regierung leicht zu manipulieren. Wahrscheinlich ist das amerikanische Bildungssystem mit Absicht so mies, damit die Amis auch ja nicht mehr wissen als sie wissen sollen.

Sehr interessant fand ich den Vergleich mit Griechenland. Das war mir vorher garnicht so bewusst. Ich stimme dem Autor in jedem Fall völlig zu. Solche Leute, die ihre Meinung sagen, leben in den "demokratischen" USA sehr gefährlich. Meinungsfreiheit wird dort z.B. damit bestraft, indem man bestimmte Promis nicht zur Oskarverleihung einläd oder schlimmeres. Vielleicht explodiert in der Redaktion von The Independent bald zufällig eine Bombe, natürlich von irakischen Terroristen gelegt...
Zutrauen würde ich den Amis alles.
Benutzeravatar
Wever
General
General
Beiträge: 1829
Registriert: 28.07.2002, 23:39
Wohnort: Rheinland

Beitrag von Wever »

:D Hallo Luede!

Der "Independent" ist eine britische Zeitung. Aber, Du hast trotzdem recht: ist ja auch nicht schlecht, daß es neben Mister Blair immerhin noch Robert Fisk gibt. :wink: 8)
http://news.independent.co.uk/world/fisk/
Beste Grüße
Wever
"Es gibt eine Form von Toleranz beim Menschen, die nichts anderes ist als ein Mangel an Würde." Joseph Schumpeter
Benutzeravatar
Wever
General
General
Beiträge: 1829
Registriert: 28.07.2002, 23:39
Wohnort: Rheinland

Beitrag von Wever »

DER STANDARD
Samstag, 17. Mai 2003, Seite 34 Kommunikation

"Lynchs Befreiung war bloß inszeniert"
BBC-Doku attackiert US-Medienpolitik im Irak

London - Bald nach der spektakulären Befreiungsaktion der
US-Soldatin Jessica Lynch aus irakischer Kriegsgefangenschaft
Anfang April wurden Stimmen laut, die die US-Version der
Ereignisse infrage stellten: Das Krankenhaus, in dem die
19-Jährige lag, sei nicht bewacht gewesen, irakische Ärzte
hätten sich gut um Lynch gekümmert und hätten sogar wenige
Tage vor der Aktion versucht, die junge Frau den US-Streitkräften
zu übergeben.

Die BBC-Dokumentation "War Spin" am kommenden Sonntag
bestätigt nicht nur diese Version der Ereignisse, sondern zeigt
den Fall Lynch als Medienskandal, in dem die USA aus
innenpolitischen Gründen ganz nach Vorbild des Filmes "Wag
the Dog" Hollywood-artig die Aktion inszeniert und damit die
britische Seite zutiefst verärgert haben. Der gesamte Einsatz
wurde von einem US-Kameramann gefilmt. Wenige Stunden
später wurde eine geschnittene Fassung des Videos verbreitet,
das Originalmaterial aber weggesperrt.

Die Lynch-Affäre "sei gewaltig aufgeblasen" und symptomatisch
für die PR-Politik der USA im Irakkrieg, wird der britische
Sprecher in Doha, Simon Wren, im Guardian zitiert. Auch sonst
sei die US-Seite mit der Wahrheit sparsam umgegangen und
habe Journalisten oft im Dunkeln gelassen. Die Regierung Blair
habe das Weiße Haus gedrängt, die Pressearbeit ehrlicher zu
gestalten, sei aber abgeblitzt. (ef)
"Es gibt eine Form von Toleranz beim Menschen, die nichts anderes ist als ein Mangel an Würde." Joseph Schumpeter
Benutzeravatar
Krupp
*SSM - Generaloberst* (Administrator)
Beiträge: 4220
Registriert: 20.08.2002, 16:29
Wohnort: im Sd.Kfz.181

Beitrag von Krupp »

Abend Wever

Na das ist ja dicke Post!?!?!
Um gut aussehen zu können, wird die Weltöffentlichkeit verarscht und macht uns glauben, was für heldenhafte Taten da verübt worden sind.......Kopfschüttel....armes Amerkia :(

Thx für den Bericht Wev :wink:

Gruss

Krupp
Bild
*Fucked up beyond all Recognition*
Luede
Fahnenjunker
Fahnenjunker
Beiträge: 223
Registriert: 23.03.2003, 16:47
Wohnort: Führerbunker Langenbogen
Kontaktdaten:

Beitrag von Luede »

Oh du hast Recht, die Independent ist ne britische. Das Pendant bei den Amis ist da die New York Times, die schreibt glaube auch manchmal die Wahrheit :lol:
Überhaupt die ganzen Times sollen ja relativ realitätsbezogen sein. Nur leider wird nur ein geringer Teil der Amis die Times lesen, denn die meisten sind zu dumm um Zeitungen mit höher-als-Bild-Niveau zu lesen, falls sie überhaupt lesen können.
Armes Amerika.. irgendwann gehen sie daran zugrunde :twisted:
Benutzeravatar
Wever
General
General
Beiträge: 1829
Registriert: 28.07.2002, 23:39
Wohnort: Rheinland

Beitrag von Wever »

Soldaten haben Angst, nachts nach draußen zu gehen
Robert Fisk

The Independent 31.05.2003 / ZMag 02.06.2003

http://www.zmag.de/article/article.php?id=660

Ich war Freitagabend unterwegs in die schiitisch-muslimische
Iraker- Stadt Nasiriyah, als plötzlich 3 amerikanische Soldaten
vor unser Auto sprangen. "Auto anhalten! Auto anhalten!" schrie
einer u. fuchtelte mit seiner Pistole vor der Windschutzscheibe
herum. Ich schrie den Fahrer an, sofort anzuhalten. Der Fahrer
sah nicht, wie sie auf die Straße kamen - ich auch nicht. Von
hinten tauchten jetzt noch zwei Soldaten auf - mit auf das
Fahrzeug zielenden Gewehren. Ich zeigte unsere Ausweise. Der
Offizier, mit einem dieser Camouflage-Schlapphüte, war höflich
aber kurzangebunden. "Sie hätten unseren Checkpoint
eigentlich sehen müssen", schnarrte er, dann: "Schönen
Aufenthalt in Nasiriyah. Aber gehen Sie nach Einbruch der
Dunkelheit nicht nach draußen. Es ist nicht sicher". Ich glaube,
was er meinte, war, wenn es draußen dunkel ist, ist es nicht
sicher für amerikanische Soldaten. Stunden später ging ich
tatsächlich auf die Straßen Nasiriyahs. Ich besorgte mir einen
Chicken Burger. Die Irakis, die mich in einem
heruntergekommenen Café bedienten, hätten nicht freundlicher
sein können. Wie üblich entschuldigte man sich für die
dreckigen Tische u. den Mangel an Servietten, und dann war da
noch das übliche schmutzige Viereck an der Wand, wo wohl bis
vor zwei Monaten das Portrait Saddam Husseins gehangen hat.
Was hier los ist? Die "Befreier" betreten bereits den Dschungel
der Besatzung, während unsere Herren und Meister in London
u. Washington noch immer von Sieg und Mut tönen. Ich zitiere
Tony Blair, der an jenem Tag 60 Meilen südlich in Basra zu
britischen Truppen sprach: Sie (die Soldaten) "fahren fort zu
versuchen, etwas aus diesem Land zu machen, das Sie befreit
haben".

Einige Stunden zuvor hatte mich in Nasiriyah ein Milizionär
Ahmed Chalabis angeschrien, die Amerikaner würden die
Menschen "demütigen". So hätten sie "einen Mann dazu
gezwungen, vor seinen Freunden auf allen Vieren zu kriechen,
nur weil die ihren Befehlen nicht gehorcht haben". Wenn das so
weiterginge, würde es zur Revolte kommen, so seine Warnung.
Ich kann nicht entscheiden, ob die Geschichte wahr ist oder
falsch, und ich gebe zu, jeder Schiit, den ich in Nasiriyah
getroffen habe, sprach mit Wärme von den britischen Soldaten
weiter im Süden. Aber fest steht, schon jetzt ist etwas furchtbar
schiefgelaufen. Selbst der Wächter des örtlichen Museum, den
ich zuvor im Auto mitgenommen hatte, sagte, der einzige
Kriegsgrund sei das Öl. "Hundert Tage Saddam waren besser
als ein Tag Amerikaner", brüllt er mich an. Ich bin nicht seiner
Meinung. Schließlich haben die Amerikaner seine
Schiiten-Brüder nicht zu zehntausenden abgeschlachtet, so wie
Saddam vor 12 Jahren. Aber hier ist offensichtlich schon eine
neue "Wahrheit" am entstehen. Washington kann eigentlich nur
hoffen, dass das Beinhaus mit Leichen, das gerade weiter
nördlich aus der Wüste gegraben wird, einen posthumen neuen
Grund für den Konflikt liefert. "Jetzt kann man endlich die
Wahrheit aussprechen...". Wir kannten die Wahrheit schon
längst - seit damals, als George Bush senior dieselben armen
Menschen dazu aufrief, gegen Saddam zu kämpfen und sie
dann einfach ihren Schlächtern überließ. "Saddam war eine
Schande für den Irak", sagt mir ein Mann, als wir neben 400
Schädeln und Knochen in einer Schulhalle bei Hillah stehen.
"Aber sterben lassen haben die hier die Amerikaner".

Die Realität sieht so aus: Die Lügen, die uns in den Irak-Krieg
verwickelt haben, entfernen sich mehr u. mehr von jenen
Männern, die die amerikanischen u. britischen Armeen nach
Mesopotamien geschickt haben. Mr. Blair tauchte diese Woche
in Basra auf - mit seiner leicht churchill-haften Rhetorik
("Tapferkeit"), seinem Gerede von "Blutvergießen und den realen
Verlusten" und einer Trauerrede vonwegen britische Soldaten,
die "nie mehr heimkehren werden". Wer hat denn diese Briten
zum Sterben in den Irak geschickt? Und wenn sie 'reale Verluste'
sind, wo sind dann bitte die realen Massenvernichtungswaffen -
die für Blair noch so real waren, als er in Kriegsstimmung war,
aber jetzt, da der Krieg kaum vorbei ist, schon so unreal? Mr.
Blair meint, wir werden sie schon noch finden, nur Geduld.
Donald Rumsfeld, der amerikanische Verteidigungsminister,
hingegen erklärt uns, die Waffen hätten womöglich zum
Zeitpunkt des Kriegs gar nicht existiert. Die innenpolitischen
Nachwehen in London u. Washington diesbezüglich halten an.
Viel gefährlicher jedoch die Reaktion im Irak selbst. Das frische
Graffiti an einer Wand des Bagdader Slums 'Sadr City' (vormals
'Saddam City') erzählt seine eigene Geschichte: "Bedroht die
Amerikaner mit Selbstmordattentaten", steht da lakonisch. Ich
habe es am Mittwoch gesehen.

Nicht schwer zu erkennen, wie hier die Wut wächst. So ist die
Straße von Nasiriyah nach Bagdad nachts nicht mehr sicher.
Räuber treiben auf den Schnellstraßen ihr Unwesen, streifen
durch die Straßen Bagdads. Mir fällt dabei eine seltsame
Symmetrie auf: Unter den verhassten Taliban konnte man Tag
und Nacht durch Afghanistan fahren. Jetzt kannst du dich bei
Dunkelheit dort nicht mehr bewegen - du wirst bestohlen,
vergewaltigt, ermordet. Unter dem verhassten Saddam genau
das Gleiche: Unter ihm konnte man in weiten Teilen des Irak
gefahrlos herumfahren, Tag und Nacht. Das ist nun vorbei.
"Befreiung" made in USA ist zum Synonym für Anarchie
geworden.

Dann ist da noch dieses Confetti aus Tageszeitungen, das
täglich auf Bagdads Bürgersteigen ausliegt. Die Zeitungen teilen
ihren Lesern mit, wieviel die USA durch ihre Geschäfte am Krieg
verdienen. Die irakischen Flughäfen werden versteigert, die
Hafenmeisterei des Ports von Umm Kasar hat sich ein
US-Unternehmen für $8,4 Millionen geschnappt. Ein Lobbyist
dieses Unternehmens war ganz zufällig George Bushs
stellvertretender Assistent, als Bush noch Gouverneur von Texas
war. Auch Halliburton, zufällig die alte Firma von Vize-Präsident
Dick Cheney, hat umfangreiche Verträge (Löschen irakischer
Ölquellen, Errichtung von US-Basen in Kuwait, Transport
britischer Panzer) abgeschlossen. Und die Verträge über den
Wiederaufbau des Irak wird höchstwahrscheinlich der Gigant
Bechtel absahnen. Dessen senior Vize-Präsident ist niemand
anderes als der pensionierte General Jack Sheehan, der auch
in Bushs 'Verteidigungspolitischem Beirat' sitzt. Die Firma
Bechtel ist übrigens jene Firma, die - wie die
UN-Abrüstungsaktion im Vorkriegs-Irak ergab (was Washington
sofort zensierte) -, Saddam früher mal geholfen hat, eine Anlage
zur Äthylen-Herstellung zu bauen; Äthylen braucht man zur
Senfgasproduktion. Im Bechtel-Vorstand sitzt zudem der frühere
US- Außenminister George Schultz, der - wieder so ein Zufall -
dem Beratergremium des 'Committe for the Liberation of Irak'
(Komitee zur Befreiung des Irak) vorsitzt, und dieses Komitee
unterhält natürlich enge Kontakte ins Weißen Haus. Der
Wiederaufbau Iraks kostet vermutlich $100 Milliarden. Diese
Kosten - und jetzt kommt das Allerfeinste - werden die Iraker
selbst bezahlen müssen, aus ihren künftigen Öleinnahmen,
was wiederum den US-Ölgesellschaften zugutekommt.

Den Irakern ist das alles bewusst. Was werden diese Leute
wohl denken, wenn sie, so wie ich jetzt, an einer der großen
Schnellstraßen südlich, westlich von Bagdad stehen und die
langen Militärkonvois der Amerikaner vorbeiziehen sehen?
Denken sie vielleicht an Tom Friedmans jüngsten Essay in der
'New York Times', in dem dieser Kolumnist schreibt (nachdem
er die Armut im Irak Saddam zugeschoben hat, ohne die von den
USA gestützten 13-jährigen UN- Sanktionen auch nur mit einem
Wort zu erwähnen): "Das Beste An Dieser Armut: die Iraker sind
so erschöpft, dass die große Mehrzahl zweifellos bereit ist, den
Amerikanern die Chance zu geben, diesen Ort zu einem
besseren Ort zu machen". Solche Kommentare -
"Expertenkommentare" - der US- Ostküsten-Intelligenzija jagen
mir Angst ein. Denn wenn ich mir Amerikas beängstigende
Kontrolle über diesen Teil der Welt ansehe sowie seine
massive Feuerkraft, seine Basen u. Truppen überall in Europa,
auf dem Balkan, in der Türkei, in Jordanien, Kuwait, im Irak, in
Afghanistan, Usbekistan, Turkmenistan, Bahrain, Doha, Oman,
Jemen und Israel, dann denke ich, es geht gar nicht nur ums Öl
sondern eben auch um globale Macht - und wir sprechen hier
von einer Nation, die tatsächlich Massenvernichtungswaffen
besitzt. Kein Wunder hat mich dieser Soldat gewarnt, nachts
nicht nach draußen zu gehen. Er hat recht. Es ist hier nicht mehr
sicher. Und es wird noch viel, viel schlimmer.
"Es gibt eine Form von Toleranz beim Menschen, die nichts anderes ist als ein Mangel an Würde." Joseph Schumpeter
Luede
Fahnenjunker
Fahnenjunker
Beiträge: 223
Registriert: 23.03.2003, 16:47
Wohnort: Führerbunker Langenbogen
Kontaktdaten:

Beitrag von Luede »

Wie wahr, wie wahr....

Ob sich unsere deutschen Soldaten eigendlich bewusst sind, für was sie die meißte Zeit arbeiten? Für die Weltherrschaft der Amerikaner - genau so wie alle anderen NATO-Angehörigen. Wir sind in der NATO, weil wir unbedingt den "Schutz" der Amerikaner brauchen. Struck will aber die Bundeswehr abrüsten, weil Deutschland keine Feinde hat. Das ist doch ein Widerspruch. Dafür will er den Rest der Bundeswehr für Auslandseinsätze nutzen. Dabei muss man sich doch mal fragen: Welchen Nutzen hat eine Armee? - Ich denke doch, dass sie den Interessen ihres Landes dienen sollte. Was nutzt es, wenn deutsche Soldaten Kabul, Bosnien, Serbien und sonstwas verteidigen? Laut Kriegsrecht müssen das doch die Amerikaner. Doch die brauchen ihre Soldaten ja um ihr Weltreich noch mehr zu vergrößern, und die eroberten Gebiete dürfen dann wir verteidigen. Wenn ich Soldat wär, dann würde ich meinen Hintern in Kabul nicht riskieren, um eines Tages von einem Heckenschützen hinterrücks erschossen zu werden - und das zu Recht, denn ich kollaboriere mit den Amerikanern.
Es ist immer gut, wenn man sein Hobbi zum Beruf macht, und ich würde gerne Offizier bei der Bundeswehr werden, aber solange ich dann nicht für mein Land eintrete, sondern für die USA, wäre das unverantwortlich.

De Gaulle hat es uns vorgemacht: Austritt aus der NATO - die kann für Deutschland nur Unglück bringen. Halten wir uns lieber an das, was wir haben - die Freundschaft mit Frankreich und Belgien. Wenn wir die Bundeswehr durch einen höheren Militärhaushalt wieder lebensfähig machen würden, dann würde dieses Bündnis völlig reichen, um unsere Sicherheit zu garantieren - vor allem, weil Frankreich über Atomwaffen verfügt und ohne die geht es nach wie vor nicht.
Benutzeravatar
Wever
General
General
Beiträge: 1829
Registriert: 28.07.2002, 23:39
Wohnort: Rheinland

Beitrag von Wever »

:roll: Ist ein etwas knapper Fernsehhinweise, aber nun ja:

http://www.wdr.de/tv/diestory/

Gruß
Wever
"Es gibt eine Form von Toleranz beim Menschen, die nichts anderes ist als ein Mangel an Würde." Joseph Schumpeter
Benutzeravatar
Krupp
*SSM - Generaloberst* (Administrator)
Beiträge: 4220
Registriert: 20.08.2002, 16:29
Wohnort: im Sd.Kfz.181

Beitrag von Krupp »

Luede hat geschrieben:Wie wahr, wie wahr....

Ob sich unsere deutschen Soldaten eigendlich bewusst sind, für was sie die meißte Zeit arbeiten? Für die Weltherrschaft der Amerikaner - genau so wie alle anderen NATO-Angehörigen. Wir sind in der NATO, weil wir unbedingt den "Schutz" der Amerikaner brauchen. Struck will aber die Bundeswehr abrüsten, weil Deutschland keine Feinde hat. Das ist doch ein Widerspruch. Dafür will er den Rest der Bundeswehr für Auslandseinsätze nutzen. Dabei muss man sich doch mal fragen: Welchen Nutzen hat eine Armee? - Ich denke doch, dass sie den Interessen ihres Landes dienen sollte. Was nutzt es, wenn deutsche Soldaten Kabul, Bosnien, Serbien und sonstwas verteidigen? Laut Kriegsrecht müssen das doch die Amerikaner. Doch die brauchen ihre Soldaten ja um ihr Weltreich noch mehr zu vergrößern, und die eroberten Gebiete dürfen dann wir verteidigen. Wenn ich Soldat wär, dann würde ich meinen Hintern in Kabul nicht riskieren, um eines Tages von einem Heckenschützen hinterrücks erschossen zu werden - und das zu Recht, denn ich kollaboriere mit den Amerikanern.
Es ist immer gut, wenn man sein Hobbi zum Beruf macht, und ich würde gerne Offizier bei der Bundeswehr werden, aber solange ich dann nicht für mein Land eintrete, sondern für die USA, wäre das unverantwortlich.

De Gaulle hat es uns vorgemacht: Austritt aus der NATO - die kann für Deutschland nur Unglück bringen. Halten wir uns lieber an das, was wir haben - die Freundschaft mit Frankreich und Belgien. Wenn wir die Bundeswehr durch einen höheren Militärhaushalt wieder lebensfähig machen würden, dann würde dieses Bündnis völlig reichen, um unsere Sicherheit zu garantieren - vor allem, weil Frankreich über Atomwaffen verfügt und ohne die geht es nach wie vor nicht.
Moin Luede

Das kann ich nur unterstreichen. Überall will man die Armee kürzen, dafür die eigenen Soldaten ins Ausland schicken.
Seid der Mensch auf der Erde lebt, gehts nicht ohne Krieg + Machtkämpfe, das wird sich auch nicht ändern.
Ein Land ohne Armee ist ein Land ohne Schutz, so doof das auch klingen mag.
Zu welcher Truppengattung würde es Dich denn reizen Luede?

Gruss

Krupp
Bild
*Fucked up beyond all Recognition*
Benutzeravatar
Wever
General
General
Beiträge: 1829
Registriert: 28.07.2002, 23:39
Wohnort: Rheinland

Beitrag von Wever »

Die Amerikaner beginnen nun, auch an der Heimatfront gegen das Böse unter Sonne zu kämpfen...
Heute bei Spiegel-online zu lesen:

Hass auf Muslime

Amerikaner malträtieren Pizzaboten

Weil sie dachten, sie hätten es mit einem Muslim zu tun, haben zwei Amerikaner bei Boston einen Inder schwer misshandelt. Sie empfahlen ihm, zurück in den Irak zu gehen.

Boston - Nach Angaben der Polizei wurde der 24-Jährige überfallen, nachdem er abends eine Pizza in New Bedford bei Boston ausgeliefert hatte. Zunächst hätten die beiden Angreifer vorgehabt, den jungen Mann auszurauben. Als er ihrer Meinung nach wie ein Muslim aussah, seien sie erst richtig gewalttätig geworden. Gary Souza, der Polizeichef von Fairhaven sagte: "Sie haben ihm gesagt, er solle zurück nach Irak gehen."

Die Täter gingen gegen den Pizzaboten brutal vor. Obwohl das Opfer versicherte, er sei Hindu, wurde er geschlagen, mit Zigaretten versengt, gefesselt und geknebelt. Schließlich packten die beiden 17-Jährigen ihn in den Kofferraum seines Autos und fuhren damit nach Fairhaven.

Unterwegs gelang es dem 24-Jährigen, sich zu befreien. Als das Auto anhielt, sprang er aus dem Kofferraum und schlug einen seiner Peiniger mit einem Hammer nieder, wie Souza berichtete. Daraufhin verletzte einer der Angreifer ihn mit einem Messer, ehe er davonrannte.
"Es gibt eine Form von Toleranz beim Menschen, die nichts anderes ist als ein Mangel an Würde." Joseph Schumpeter
Benutzeravatar
Krupp
*SSM - Generaloberst* (Administrator)
Beiträge: 4220
Registriert: 20.08.2002, 16:29
Wohnort: im Sd.Kfz.181

Beitrag von Krupp »

das sind genau die Auswüchse, die nicht sein sollten!!
So wird der Hass geschürt und das ist Grundfalsch....armes Amerika :(
Bei uns wurde diese Woche eine Bauernfrau überfallen, die frische Kirschen verkaufte.
Gem. Angaben der Frau handelte es sich um zwei südländisch aussehende Typen, die Sie niedergeschlagen haben und 2000Sfr. erbeuteten.
Sollen wir nun auch alle Südländisch aussehenden Personen niederknüppeln??? :roll:

Gruss

Krupp
Bild
*Fucked up beyond all Recognition*
Luede
Fahnenjunker
Fahnenjunker
Beiträge: 223
Registriert: 23.03.2003, 16:47
Wohnort: Führerbunker Langenbogen
Kontaktdaten:

Beitrag von Luede »

Hallo, Krupp

Mir ist erst jetzt deine Fage vom 24.6 aufgefallen. Also mich würde es am ehsten zu den Panzergrenadieren ziehen. Die sind zwar mit dem Marder 1 A3 von allen Gattungen die am schlechtesten ausgerüstete, aber das soll sich 2010 mit dem Marder 2 ändern. Panzer wären auch gut, allerdings hat man in Panzern nicht so die Übersicht und die Freiheit wie als Grenadier. Der Vorteil am Panzer liegt natürlich an dem Schutz. Wenn man gegen einen primitiven Gegner kämpft, ist man im Panzer fast unverwundbar. Bei hochentwickelten Gegnern bietet man im Panzer jedoch nur eine gute Zielscheibe, vor allem für Luftangriffe.

Die Marine kommt für mich nicht in Frage. Ich hasse Wasser, ich fahre auch nie zum Badeurlaub oder so. Außerdem ist auf so einem Schiff ja auch nichts los. Der Bruder eines meiner Freunde ist Maat auf der Brandenburg (eine Fregatte). Er schiebt eigentlich nur Langeweile auf dem Schiff und ist seitdem ziemlich fett geworden. Die nehmen dort ihre Rechner mit aufs Schiff und spielen den halben Tag Computerspiele oder zocken an ner PS2. Da im Hubschrauberhangar kein Hubschrauber steht, haben die Matrosen den Boden mit Kunstrasen ausgekleidet. Wenn schönes Wetter ist, kann man den Hangar nach oben fahren und sich sonnen und saufen.
Rauchen und Saufen ist da überhaupt die Hauptbeschäftigung.

Zur Luftwaffe geh ich erst recht nicht. Luftangriffe haben immer etwas unehrenhaftes und vom Fliegen bin ich auch nicht besonders fasziniert.

Bei den Panzergrenadieren hat man am meißten zu tun und ist immer vorne dabei. Das schlimmste, das ich mir als Soldat vorstellen kann, ist in einer Kaserne zu versauern, so, wie es unsere Truppen derzeit im Kosovo tun. Die haben dort Ausgangssperre und Einsätze gibt es nur wenige. Die Soldaten müssen sich 6 Monate lang in der Kaserne langweilen. Die Offiziere haben mehr damit zu tun, ihre Soldaten irgendwie zu beschäftigen, als sich auf den militärischen Einsatz zu konzentrieren.
Die Panzergrenadiere vereinigen die besten Eigenschaften aller Truppenteile in sich: hohe Beweglichkeit, Panzerfahrzeuge, variable Einsatzmöglichkeiten, starke Bewaffnung - sowohl Offensiv als auch defensiv und man wird eben immer von Panzern unterstützt. Es heißt zwar, dass die Grenadiere die Panzer unterstützen sollen, aber mit Panzern kann man keinen Krieg gewinnen, nur mit Infantrie.

Wenn ich alt bin, kommt vielleicht auch Stabs- oder Versorgungsdienst in Frage, aber solange das noch nicht so ist, würde ich lieber bei der kämpfenden Truppe sein.

Ich würde natürlich auch bei der Bundeswehr studieren und mein Diplom als Ingeneur für Wehrtechnik machen.
Doch wie gesagt.. angesichts der politischen Lage muss ich es mir gut überlegen, ob ich wirklich zur BW gehe. Bis höchstens 23 wird man aufgenommen, noch 6 Jahre zeit..
Dumm ist auch, dass ich mich gerne politisch betätigen würde, das ist als Soldat kaum möglich und gehört sich auch nicht - die Armee muss immer unpolitisch sein.

Ich würde gerne in der Bundeswehr etwas verändern. Die Wehrpflichtigen sollen in der Armee nicht nur das Saufen und Rauchen lernen, sondern soldatische Tugenden und sie sollen als bessere Menschen aus der Armee wieder austreten. Werte wie Kameradschaft oder sog. "Teamwork" lernt man am besten bei der Armee. Ein bischen Idealismus würde nicht schaden. Ich vermisse auch das Traditionsbewusstsein in der deutschen Armee.
Offizier ist für mich kein Beruf, sondern eine Berufung. In jedem deutschen Offizier würde ich am liebsten eine mutige, ehrenhafte, pflichtbewusste und ritterliche Führungspersönlickeit sehen. Doch das kann ich leider nciht bestätigen. Auch im Offizierskorps herrscht wie in allen anderen Berufen Karrieregeilheit und Konkurenz - nichts mit Kameradschaft. Die Offiziere sind heutzutage viel zu unerfahren, das liegt auch daran, dass sie viel zu schnell aufsteigen. Wir hatten letztlich einen Oberst an der Schule, der gerademal 30 war. Aufgrund dieser, ich nenne es mal "Unreife" der Armee (die auch in allen anderen Armeen herrscht), passieren schwere fehler, die man leicht hätte vermeiden können. Man denke nur an die vielen Toten im Irak, die durch die eigenen Leute getötet wurden. Ich schätze unsere Soldaten jedenfalls viel höher ein, als die Amerikanischen. Die sind noch unerfahrener als unsere und verkriechen sich nur noch hinter ihrer Technik. Das einzige, was diese Männer beherrschen, ist nach dem Funkgerät zu greifen und Luftunterstützung anzufordern. Man sieht auch ständig, wie feige sie sind. Sie kümmern sich eher um ihr Leben, als um das der Zivilbevölkerung. Sie nehmen es in Kauf, wenn nach einem Luftangriff einige Zivilisten tot sind, wenn dadurch 2 Soldaten mehr überleben. Aber Ritterlichkeit war noch nie die Stärke der Amerikaner, und deshalb waren die Deutschen auch schon immer die besseren Soldaten. Ritterlichkeit hat auch etwas mit Kultur zu tun, und die fehlt den Amis ja völlig.

So, ich könnte stundenlang über dieses Thema reden, aber ich will hier erstmal einen Schlussstrich ziehen. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!
Benutzeravatar
Wever
General
General
Beiträge: 1829
Registriert: 28.07.2002, 23:39
Wohnort: Rheinland

Beitrag von Wever »

Nach dem die amerikanischen, von den Briten wie von Papageien nachgeplapperten Lügen in Sachen ABC-Rüstung des Irak immer offenbarer werden, sollte man vielleicht nicht nur vom Chemical Ali sprechen. Nicht vergessen werden dürfen hier der Chemical George Dabbelju und der Chemical Tony...

Beste Grüße!
Wever
"Es gibt eine Form von Toleranz beim Menschen, die nichts anderes ist als ein Mangel an Würde." Joseph Schumpeter
Antworten

Zurück zu „Off Topic“