Sizilien 1943 , Operation Husky

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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Majo
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Sizilien 1943 , Operation Husky

Beitrag von Majo »

Da ich, wie ich meine, nun genügend Texte über die Ostfront verfasst wurden( was nicht im geringsten negativ ist) habe ich mir gedacht, einmal einen Text über die Invasion Siziliens zu schreiben. Dabei heraus kamen 14 Seiten geballtes Material, was ich nun schrittweise hier im Forum veröffentlichen will, um euch nicht auf einmal so viel Wissen aufzudrücken. Nun also, nach einer Woche, bin ich froh es hinter mir zu haben. Ich hoffe, dass dies ein Ansporn für bestimmte Member ist auch mal etwas „selbst“ zu schreiben. Abschließend noch meine Quellen:
„Der zweite Weltkrieg“ , Raymond Cartier, „ Kriegstagebuch des OKW“, diverse Pc-Games und natürlich das gute alte Internet, was zu ca. 40 % des Gesamttextes beitrug.

SIZILIEN – Operation Husky, 10. Juli 1943

Historischer Hintergrund und Einführung

Der Feldzugplan, der schließlich in der Invasion der Alliierten in Sizilien mündete, war das Ergebnis einer ausgedehnten Debatte auf höchster Ebene über die Art der Kriegführung. Auf einer Seite standen die Engländer, auf deren Schultern bis zu jenem Zeitpunkt die Verteidigung im Westen gegen die Deutschen gelastet hatte. Für England war die Auseinandersetzung weitgehend eine Frage des Überlebens der eigenen Nation, das selbst nach dem Eintritt der Amerikaner in den Krieg Ende 1941 noch längst nicht feststand. Während die unmittelbare Bedrohung einer Invasion durch Deutschland sich mit dem Beginn von Operation Barbarossa verringerte, ging der Kampf um die Lufthoheit über den Britischen Inseln weiter. Was den lebenswichtigen Nachschub und militärische Hilfe betraf, war England auf den langen Seerouten von den USA abhängig. Die Anwesenheit der Amerikaner als Verbündete würde nicht viel nützen, solange die Deutschen den Atlantik mit ihren U-Booten kontrollierten. Logik und strategische Erwägungen erforderten zunächst eine Sicherung der Seewege durch die alliierten Marineverbände, um das gigantische Kriegsmaterial in die englischen Arsenale zu schaffen, von wo aus sie schließlich bei der Zerschmetterung der deutschen "Atlantikmauer" und für den Wiedereinmarsch der Alliierten nach Europa eingesetzt werden sollten. Die Situation im Mittelmeer war etwa dieselbe im kleineren Maßstab, denn auch das Schicksal der Soldaten in der Wüste hing von der Aufrechterhaltung der Nachschublinien ab.

Was den Landkrieg im Westen anging, waren alle Augen auf die sich hinziehende Gefechte in den Wüsten Nordafrikas gerichtet, wo sich die britischen Generäle Wavell, Montgomery und Alexander ich gegen das strategische Genie von Hitlers Gefolgsmann Rommel stemmten. Nach den peinlichen Geschehnissen um Dünkirchen mußte die britische Armee die Kunst der modernen Kriegführung in der Wüste gegen einen sehr starken Gegner neu erlernen. Sie sollten zwar nie die Raffinesse und kühne operative Brillanz der deutschen Panzerverbände erreichen, doch mit der Zeit entwickelten sie ihre Strategie - und die war auf ihre eigene Ausrüstung und auf die eigenen Männer zugeschnitten. Die englischen Panzer konnten sich mit den Deutschen am Boden nicht messen, doch zusammen mit den Vereinigten Staaten war man zahlenmäßigen im Vorteil. Für die Infanterie hatte das kleine Inselkönigreich England nur begrenzte personelle Mittel. Diese Tatsache ist die Begründung für eine gewisse Vorsicht und einen Mangel an Aggressivität seitens der britischen Generäle. Diese Tendenz war in der Persönlichkeit von General Montgomery doppelt vertreten, der mangelnde Schnelligkeit und Kühnheit durch methodische Planung und gute Organisation wettmachte. Damit möchte ich den Engländern keineswegs eine zögerliche Haltung unterstellen. "Monty" hatte das Herz eines Löwen, und seine Soldaten führten einen langen und störrischen Offensivfeldzug unter massiv erschwerten Bedingungen in der Wüste. Als die amerikanischen Soldaten mit "Operation Torch" (Fackel) dazukamen, war die englische Armee auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit während des gesamten Krieges. Mit einer Zermürbungsstrategie in der Verteidigung und methodischen Vorstößen schaffte es Montgomery, die Deutschen zu entnerven und nach Tunesien zurückzudrängen, während die Amerikaner aus der anderen Richtung durch Algerien heranrückten. Im Grunde war es die See- und Luftüberlegenheit der Alliierten, die den Sieg in Tunesien ermöglichte, doch darüber hinaus fanden die Alliierten eine Arena vor, in der Ihre materielle Überlegenheit gut zum Tragen kam. Als die Achsenmächte im Mai 1943 kapitulierten, hatten die Alliierten ihren ersten größeren Sieg in einem Landfeldzug errungen.

Es ist interessant zu beobachten, wie die im Tunesienfeldzug angewandte Strategie auf den Feldzug in Sizilien übertragen wurde. Auch hier sollten die Engländer als Hauptstreitmacht der Invasion den Löwenanteil an Land- und Seeaufgebot stellen. Montgomery beanspruchte den Hauptstoß die Küste Siziliens hinauf für sich, während die Amerikaner mit ihren Manövern feindliche Reserven binden und seine Flanke schützen sollten. Wieder einmal wurde eine langsam zermalmende, oftmals qualvolle Zermürbungsschlacht gegen einen Feind geschlagen, der nicht bereit war, große Verstärkungsverbände ins Gefecht zu schicken, weil die Alliierten die absolute Seehoheit hatten.

Doch anstelle eines weiteren Sieges der Alliierten unter vollständiger Kapitulation des Feindes, wie in Tunesien, gelang es den Deutschen noch einmal, über die Meerenge von Messina zu entweichen und einen Tag Galgenfrist herauszuholen. Was war schiefgelaufen? Warum war es den Alliierten nicht gelungen, die Schlacht von Sizilien entscheidend zu gewinnen? Die Antwort liegt in den strategischen Grundüberlegungen der Alliierten und teilweise in der Rivalität zwischen den koalierenden Armeen und ihren verschiedenen Zweigen, die erst jetzt langsam zutage trat, den Verbündeten aber im weiteren Verlauf des Krieges enorm zu schaffen machen sollte.



Das nächste Mal zu sehen in unserer Reihe : Die Pläne der Alliierten


Gruß


mAjO
:wink:
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Krupp
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Beitrag von Krupp »

Hi Majo

Guter Bericht :!: :!: und meine Anerkennung für die viele Arbeit :wink:
Über diese Thematik (Sizilien - Rom) wird beim nächsten HS-Up Date eine 3.Teilige Kampagne erscheinen :D

Gruss & weiter so

Krupp

PS: Das sich da vielleicht einige Member rein hängen und ebenfalls Berichte schreiben ist möglich, aber für dass sind wir ja da :D :wink:
Nimm Dir ruhig Zeit und blos kein Stress :!:
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Majo
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Beitrag von Majo »

Danke für das Lob Krupp. :D In Kürze werde ich aber leider nicht mehr so viel Zeit haben--> Schule geht wieder los !!!! :? Da ich aber noch genügend Stoff zum veröffentlichen habe, werde ich mich bis zu den nächsten Ferien gerade noch so herüberretten können. :wink:

Gruß mAjO
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Majo
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Beitrag von Majo »

So und hier der zweite Teil der Reihe.!!!



Die Pläne der Alliierten

Die alliierte Planung der Operation, die schließlich zur Befreiung Siziliens führte, wurde erst fertiggestellt, als der Tunesienfeldzug in Afrika in seine entscheidende Phase ging. Auf höchster Ebene neigten die Engländer dazu, sich weiterhin dem Schauplatz im Mittelländischen Meer zu widmen. Churchill sprach immer wieder vom "weichen Unterleib Europas" und sah im Geiste einen großartigen Feldzug zur Befreiung Italiens, Kretas und Griechenlands vor sich, um schließlich über die Balkanländer in das Herz Europas vorzudringen. Da er das Wiederaufleben der russischen Stärke vorausahnte, wollte er mit dem Weg über den Balkan eine "starke rechte Schulter" gegenüber Rußland behaupten und vor allem den Verlust Osteuropas nach dem Kriege verhindern. Churchills Sichtweise wurde später durch die Geschichte bestätigt, als der Eiserne Vorhang hochgezogen wurde. Doch damals, 1943, hatten die Amerikaner eine völlig andere Vorstellung davon, wie man einen Krieg zu führen hatte.

Die US-Strategen drängten auf einen sofortigen massiven Schlag zur Befreiung Frankreichs, doch den Engländern schmeckte dieser Gedanke gar nicht, denn sie glaubten, die "grünen" amerikanischen Truppen würden an den Stränden dezimiert, wenn eine Invasion Frankreichs zu früh käme. Sie verwiesen auf das Desaster bei Dieppe, wo die kanadische Armee - die als eine der besten Infanterien des Krieges überhaupt galt - es nicht geschafft hatte, auf französischem Boden Fuß zu fassen, sondern im Gegenteil hohe Verluste hatte hinnehmen müssen. In den Augen der Engländer waren die Kampfkünste der Amerikaner am Boden noch von der Niederlage am Kasserine-Paß geprägt. Woher nahmen die Amerikaner die Hoffnung, es mit 40 deutschen Divisionen im Westen aufnehmen zu können? Die Briten widersetzten sich also 1943 den US-amerikanischen Plänen einer Invasion Frankreichs und drängten statt dessen auf ein bescheideneres Operationsziel im Mittelmeerraum. Dort konnte man die entscheidende Überlegenheit der Alliierten im See- und Luftkampf besser nutzen, da es dem Feind auf diesem Boden verwehrt war, nach Ausbruch der Kämpfe größere Verstärkungstruppen in den Kampf zu schicken.

Die USA akzeptierten die britischen Vorschläge eines weiteren Engagements im Mittelmehr nur sehr zögerlich, und die Feldzugplanung geriet angesichts dreier verschiedener Optionen ins Stocken. Nach der Räumung Afrikas sollten die dortigen Stützpunkte und Häfen als Sprungbrett für weitere Offensiven dienen - mit dem Ziel, Italien auszuschalten. Die naheliegendste Lösung war natürlich eine direkte Invasion der italienischen Halbinsel, doch man verwarf diese, vor allem weil die afrikanischen Luftstützpunkte zu weit entfernt lagen und somit keine direkte Luftunterstützung der Invasion möglich war. Hier sollte man daran erinnern, daß die verschiedenen Zweige der alliierten Streitkräfte damals nicht ohne Rivalitäten auskamen. Das betraf einerseits Luftwaffe, Marine und Heer, andererseits aber auch die britisch-amerikanischen Beziehungen an sich. Was hätte die Air Force bei einer direkten Invasion Italiens zu tun? Sie würden warten müssen, bis Flugplätze auf dem Festland eingenommen würden, und könnten erst dann direkte taktische Unterstützung im Gefecht anbieten. Und was noch schwerer wog: Sie würden der riesigen Armada an dünnhäutigen Truppentransportern auf dem Weg zum Schlachtfeld keinen ausreichenden Schutz bieten können. Die Deutschen konnten dagegen aus der Luft die alliierte Flotte angreifen und würden dabei auf wenig Widerstand stoßen. Die Briten träumten immer noch schlecht von den Bildern der Stuka-Bomber, wie sie bei Dünkirchen auf die Evakuierungsflotte hinabtauchten. Und diesmal gäbe es keine Royal Air Force, die dem Feind am Himmel hätte Paroli bieten können. Eine direkte Invasion Italiens wurde also schon frühzeitig verworfen.

Die beiden Inseln Sizilien und Sardinien lagen beide in akzeptabler Entfernung zu den alliierten Luftstützpunkten Nordafrikas und wurden damit immer mehr als mögliche Ziele einer Invasion in Betracht gezogen. Isoliert vom Festland, boten sie keine Möglichkeit für das Versenden größerer Verstärkungstruppen und waren darüber hinaus auch wegen der Seeüberlegenheit der Alliierten interessant. Wäre die Insel erst einmal eingenommen, könnte sie mit ihren wichtigen Flugplätzen und Häfen als Ausgangspunkt für den Hauptvorstoß in den "weichen Unterleib Europas" dienen. Aber welche Insel sollte man zuerst erobern?

Italien und Deutschland sahen Sardinien als größte Bedrohung an. Fiele die Insel in Feindeshand, wäre jegliche Verteidigung der unteren italienischen Halbinsel so gut wie unmöglich, denn die alliierten Truppen könnten weit nördlich der eigenen Stellungen an Land gehen. Obwohl sie Sardinien in Betracht zogen, glaubten die alliierten Planer letztlich aber nicht, daß die Insel in puncto Häfen, Flugplätze und Infrastruktur ausreichte, um die erforderliche See- und Luftunterstützung für eine große, vorrückende Armee zu ermöglichen. Diese Voraussetzungen fanden sich nur in Sizilien, wo mit Syrakus, Palermo, Trapani, Catania und Messina mittelgroße Häfen zur Verfügung standen und wo es auch mehr als genügend Flugplätze gab, um einen vernünftigen Schutz aus der Luft für die mittleren und unteren Regionen des italienischen Festlands zu gewährleisten. Eine Eroberung Siziliens diente darüber hinaus im Gegensatz zu Sardinien auch noch der Sicherung der lebenswichtigen Schiffahrtsrouten. Die Briten erinnerten sich daran, wie ihr störrisches Festhalten an Malta zahlreiche Flugeinsätze gegen die auf dem Seeweg nach Nordafrika vorrückenden Deutschen ermöglicht hatte. Falls es der Achse gelänge, starke Luftstützpunkte in Sizilien zu halten, könnten sie dasselbe mit den nach Sardinien und Italien vorrückenden Alliierten machen. Logistische Überlegungen gaben also letztlich den Ausschlag für Sizilien als nächstes Ziel der Alliierten, obwohl die Militärstrategen später gern ausgefeilter Finten und Ablenkungsmanöver rühmten.

An der spanischen Küste wurde die Leiche eines Offiziers angeschwemmt. Er trug falsche Dokumente, die besagten, der nächste Angriff der Alliierten würde gegen Sardinien und Griechenland geführt, während die Operation in Sizilien als Verschleierung dieser beiden wirklichen Ziele diente. Obgleich die Wirksamkeit dieser geheimdienstlichen Maßnahme bezweifelt werden darf, gibt es doch Anzeichen dafür, daß die Deutschen selbst auf sehr hoher Ebene von einer ernsthaften Bedrohung Sardiniens überzeugt waren. Als Gegenmaßnahme schickten sie die wieder zusammengestellte 90. Leichte Division auf die Insel und plazierten zwei Fallschirmjägerdivisionen auf Flugplätzen in Südfrankreich, um im Falle einer Invasion einen Gegenangriff auf Sardinien zu starten. Weitere Soldaten wurden nach Griechenland umgeleitet, so daß unter dem Strich eine allgemeine Ausdünnung der Truppen in Italien und Sizilien dabei herauskam.

Der Plan der Alliierten für die Invasion Siziliens wurde mehrmals überarbeitet. Beteiligt waren hochrangige Persönlichkeiten, u.a. Eisenhower, Patton, Montgomery. In seiner ursprünglichen Form sah der Plan eine Reihe von Landungen über mehrere Tage vor, wobei jeden Tag eine oder zwei Divisionen an verschiedenen Punkten zuschlagen sollten. Die erste Landung sollte im Südwesten der Insel erfolgen, unter Luftunterstützung für die einmarschierende Division. Damit wollte man die Aufmerksamkeit des Feindes vom nächsten Hauptziel, Palermo, ablenken. Zwei US-Divisionen sollten in diesem Hafen zuschlagen und ihn sichern, bevor eine gepanzerte Division nachrücken sollte. Dann sollten die Engländer im Südosten landen und in nördlicher Richtung vormaschieren, während die Amerikaner entlang der Küstenstraße nach Osten vorstießen. Hauptziel dieser Landungen war die Sicherung der Hafenanlagen und Flugplätze auf der Insel. Langfristiges Ziel des Feldzugs war die Eroberung von Messina gegenüber der Spitze der italienischen Halbinsel. Wäre Messina einmal besetzt, säßen alle feindlichen Streitkräfte auf der Insel in der Falle. Warum also nicht Messina direkt angreifen?

Eine direkte Landung bei Messina wurde für unmöglich gehalten, weil es der einzige Punkt der Insel war, der außerhalb der Reichweite der alliierten Luftstützpunkte in Nordafrika lag. Außerdem war es die am besten verteidigte Hafenbastion der Insel, mit reichlich Flugabwehr- und Artillerieunterstützung zu beiden Seiten der Meerenge und starken deutschen Fliegerverbänden ganz in der Nähe. Im Rückblick glauben viele Experten, daß eine Landung bei Messina tatsächlich möglich gewesen wäre, doch drei Gründe sprachen gegen eine solche Maßnahme: Erstens war die italienische Marine noch immer ein hervorragender Verband mit sechs Schlachtschiffen, einem Dutzend Kreuzern und ca. 60 Zerstörern und Torpedobooten - ganz zu schweigen von 60 weiteren U-Booten. Aufgrund der Bombenattacken der Alliierten hatte Admiral Riccardi seine Schwadrone aus Taranto, Messina und Neapel abziehen und nach La Spezia im Norden verlegen müssen. Die Alliierten mußten einkalkulieren, daß die Italiener sich zum Kampf stellen würden, falls man eine Invasion einleitete. Die Erfahrungen der USA mit den Japanern im Pazifik waren ernüchternd gewesen, und auch die Engländer erinnerten sich noch mit gesundem Respekt an die Italiener, die in den Gewässern um die Iberische Halbinsel ebenfalls von der deutschen Luftwaffe unterstützt worden waren. Italien hatte eine ausgezeichnete Marine mit den starken Schiffen Roma, Littorio und Vittorio Veneto (obgleich alle drei Schiffe am 5. Juni von Jagdbombern des Typs "Flying Fortress" beschädigt wurden). Trotz allem - gab es nicht auch Grund zu der Annahme, daß Italien nicht alles und jeden für die Verteidigung des Vaterlands aufs Spiel setzen würde? Nach Beendigung des Feldzugs und nachdem die Zögerlichkeit der italienischen Marinebefehlshaber bewiesen war, konnte man natürlich leicht behaupten, daß die eindeutige Seeüberlegenheit der Alliierten den Ausschlag gegeben hätte. Im Rückblick ist klar, daß die Alliierten die italienische Marine im Hafen hätte einschließen und die Batterien an der feindlichen Küste vernichtend schlagen können - und das führt uns zum zweiten Grund, warum man sich gegen Messina entschied.

Zu diesem Zeitpunkt des Krieges hatte das Heer die Wirksamkeit der Feuerunterstützung durch die Marine noch nicht erkannt. Die Marine hatte zwar eine untergeordnete Rolle bei den Landungen von "Operation Torch" gespielt, das war aber nicht vergleichbar mit dem Bombardement in der Normandie. Um das Überraschungsmoment beizubehalten, schickte man den Landungen in Sizilien nicht einmal ein Marinesperrfeuer voran! Tatsächlich war es genau diese Schlacht, die den Wert der Unterstützung durch Marinefeuer auf kurze Entfernung für angreifende Truppen unter Beweis stellte. Patton äußerte sich später lobend über die hervorragende Unterstützung, die seine Soldaten bei Gela erhalten hatte. Das Eingreifen der Marine war so entscheidend, daß eine erfolgreiche Landung ohne sie letztlich nicht möglich gewesen wäre. Aber diese Lektion mußte damals noch gelernt werden. In der Planungsphase sprach man in Bezug auf die Marine immer wieder von den schwierigen Navigationsbedingungen um die Meerenge von Messina. In letzter Konsequenz hätten die Deutschen diese Gewässer sogar verminen können, um die Durchfahrt der Alliierten zu verhindern. Man sprach von den starken Verteidigungsanlagen des Hafens und erinnerte sich an Dieppe. Man beklagte die bis an die Zähne bewaffneten Flugabwehreinheiten und Küstenbatterien zu beiden Seiten der Meerenge, die dem Feind ausgedehnte Feuerfelder boten und nicht aus der Luft angegriffen werden konnten. Das war der dritte Grund, warum die Messina-Pläne verworfen wurden.

In Messina hätten sich die Invasionstruppen außerhalb der schützenden Fliegerabschirmung befunden. Gepaart mit den beiden erstgenannten Gründen führten die Aussichten einer feindlichen Luftüberlegenheit über der Landungsstelle schließlich dazu, daß man sich gegen Messina entschied. Ironischerweise war die Deckung aus der Luft für die Truppen bei "Operation Husky" später bestenfalls lückenhaft; die Achsenmächte waren punktuell gar überlegen, besonders im extremen östlichen Teil des britischen Sektors. (Die Deutschen setzen den Alliierten aus der Luft derart zu, daß sich deren Luftlande-Verstärkungstruppen der Alliierten schließlich eigenem Flakfeuer ausgesetzt sahen!)

Es waren also die Sorgen über die Stärke der italienischen Marine, das Fehlen eines historischen Präzedenzfalles für Nahunterstützung von See und die mangelnde Luftabschirmung, die schließlich den Ausschlag in der Entscheidung gegen Messina gaben. Sie hatte die alles zermahlende Zermürbungsschlacht zur Folge, in die der Feldzug schließlich mündete, trotz Pattons brillanter Leistungen an den Flanken. Die alliierten Offiziere spürten instinktiv, daß Messina der Schlüssel zum Erfolg der Operation war. Es mangelte ihnen jedoch an der Entschlossenheit, dieses Ziel direkt anzugreifen. Diese zögernde Haltung hatte ihre Begründung auch in dem lang anhaltenden, zähen Ringen um Nordafrika. In jenem Feldzug war es trotz der alliierten Überlegenheit zu erbitterten Seeschlachten gekommen. Der Verlust eines einzigen Schiffes konnte die Waage damals zugunsten einer der beiden Seiten kippen. Anstatt sich an den Plänen für Messina zu beteiligen, wählte die Marine einen anderen Plan, der ihr besser ins Konzept paßte.

Die Seeoffiziere beider Seiten richteten ihr Augenmerk danach auf Palermo. Hier gab es einen guten Hafen für die Aufnahme des tonnenschweren Nachschubs für die Soldaten an Land, und die Stadt lag deutlich innerhalb des Radius für die Luftunterstützung. Bei der Marine wußte man, daß es eines starken Fürsprechers bedurfte, um Heer und Luftwaffe diesen Plan zu verkaufen, und so gewann man schließlich die Unterstützung des amerikanischen Generals Patton für eine Landung in Palermo. Nachfolgende Landungen waren bei Syrakus und Catania auf der anderen Inselseite vorgesehen, und man hoffte, daß die Truppen der Achse von einem Ort zum anderen würden rennen müssen, wenn die Divisionen auf D+2 und D+5 landeten. Als Montgomery sich die Pläne ansah, bemängelte er jedoch, daß Landungen an zwei verschiedenen Punkten den Feind nur dazu einlüden, sich beide Truppenteile einzeln vorzunehmen. Er bevorzugte eine stärkere erste Landung, im Gegensatz zu den kleineren Aktionen im ursprünglichen Plan, und setzte sich schließlich durch. Die Engländer sollten an der Südostspitze landen und sich nach Norden Richtung Messina vorarbeiten, während die Amerikaner im Westen Flankenschutz bei Gela und Licata lieferten. Montgomery sprach anschaulich von Schwert und Schild, wobei der Schild der amerikanischen Soldaten das englische Schwert abschirmen sollte. Ganz im Sinne von "Monty" sollte Alexander die alliierten Truppen führen und der Löwenanteil an Soldaten und Material aus England stammen. Patton schmeckte diese Nebenrolle für seine amerikanischen Soldaten gar nicht, doch er entschied sich stillzuhalten, seine Befehle auszuführen und "schneller als Montgomery in Messina zu sein".

Nach zähen Verhandlungen und noch mehr Arbeit schmiedete man schließlich folgenden Plan: Die Engländer sollten mit vier Infanteriedivisionen zwischen Syrakus und der Südostspitze der Insel an Land gehen (5., 50., 51. britische und 1. kanadische). Die 231. Infanteriebrigade war ebenfalls Bestandteil in der Schlachtordnung der Engländer. Die Amerikaner würden mit drei Infanteriedivisionen bei Gela und Licata landen (1., 3. und 45.) und die 2. Panzerdivision nachfolgen lassen. Alle Landungen sollten von nächtlichen Fliegerbomben begleitet werden, um die wichtigsten Brücken einzunehmen und feindliche Reaktionen gegen die Landungsgebiete zu verhindern. Die Planungsgruppe "Task Force 141" hatte nicht einmal zwei Monate Zeit, alle Einzelheiten auszuarbeiten, doch sie schaffte es. Noch im Siegesrausch von Tunesien, erhofften sich die Alliierten in Sizilien leichtes Spiel. Doch sie hatten die Rechnung ohne das schwierige Gelände und die starken Ressourcen des Feindes gemacht. Der erwartete Blitzsieg erwies sich als hohles Gebilde, als die Deutschen ihre Verteidigungskünste bewiesen und eines der besten Rückzugsgefechte des gesamten Krieges zeigten, wahrscheinlich nur noch übertroffen von dem hervorragend geleiteten Rückzugs Kleists mit seiner 1. Panzerarmee aus dem Kaukasus.


Der nächste Teil handelt von : Die Pläne der Achsenmächte


Gruß

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Beitrag von Majo »

Hallo alle zusammen ,hier ist der dritte Teil der Reihe:


Die Pläne der Achsenmächte

Die Italiener betrachteten mißtrauisch ihre uneingeschränkte Abhängigkeit von den Deutschen bei der Verteidigung ihres Vaterlandes, und das mit Recht. Historisch gesehen wurden die Deutschen nach der italienischen Kapitulation im September 1943 zur Besatzungsmacht, eine Aussicht, die vielen altgedienten italienischen Offizieren vor Schlachtbeginn durch den Kopf gegangen sein mag. Die Italiener wollten ihren Nationalstolz und ihre Ehre in der Verteidigung Ihrer Heimat unter Beweis stellen und bestanden darauf, die deutschen Soldaten unter das Oberkommando der italienischen Führung zu stellen. Die Deutschen sagten Ja und Amen, bis sich nach Ausbruch der Kämpfe schnell zeigte, daß die italienische Armee der Aufgabe nicht gewachsen war und man mit Nationalstolz allein keine Schlacht gewinnen kann.

Die italienischen Streitkräfte unter General Alfredo Guzzoni waren in zwei Korps unterteilt. Das XII. war Westsizilien zugeteilt, wobei die Divisionen Aosta und Assiete von einem Großteil der 15. Panzergrenadierdivision unterstützt wurden. Im Osten hatten die Divisionen Livorno und Napoli Hermann Görings Panzerdivision an ihrer Seite. Dazu war eine Reihe "mobiler Gruppen" an bedrohten Punkten der Insel verstreut, um die Küstendivisionen in den frühen Stunden der Invasion zu unterstützen. Diese Soldaten waren zentral postiert, um an jedem beliebigen Punkt der Küstenlinie reagieren zu können, doch als es letztlich soweit war, waren sie nicht in der Lage, dem Angriff der Alliierten Entscheidendes entgegenzusetzen. Der Verteidigungsplan für die Insel basierte auf den Küstendivisionen, die die Stellungen so lange halten sollten, bis die mobileren italienischen und deutschen Verbände einträfen, um einen massiven Gegenschlag zu führen. Dieser Plan erschien Guzzoni, dem fähigen Strategen mit dem Hauptquartier seiner Sechsten Armee in Enna, weise; doch Tatsache war, daß einfach nicht genügend gut ausgerüstete, mobile Soldaten zur Verfügung standen, um den Vormarsch der Alliierten nach der Landung zu stoppen.

Die Entstehungsgeschichte dieser Aufstellung geht auf Mussolini persönlich zurück, nämlich auf die berühmte "Badehosenrede" des "Duce". Nach der Inspizierung seiner Truppen auf Sardinien schlug er vor, die Verteidiger weiter im Landesinnern zu sammeln, so daß sie im Falle eines feindlichen Angriffs die Möglichkeit hätten, einen Gegenangriff zu starten und den Feind zurück aufs Meer zu treiben. Mit seinen eigenen Worten steckte dahinter die Idee, den Eindringling anzugreifen, "während er seine Badehose auszieht und bevor er sich anziehen kann". Trotz seiner eigenen unbarmherzigen Züge traute Mussolini seinen Soldaten nicht mehr viel zu, befänden sich die Alliierten erst einmal gut gefestigt auf italienischem Boden. Doch bei seinen Vorgaben, von denen Guzzonis Schlachtordnung stark beeinflußt wurde, vergaß er, einen Bericht von General Ambrosio, dem Chef des italienischen Generalstabs, zu berücksichtigen.

Am 8. Mai empfahl Ambrosio eine noch leidenschaftlichere Verteidigung und nannte das "die moderne Methode". Der Plan sah vor, die Landung bereits an der Küste zu zerschlagen und den Feind schon am Strand zu besiegen - um bei der Metapher des Duce zu bleiben: den Feind beim Aufwachen angreifen, bevor er aufstehen kann. Ambrosio wies darauf hin, daß es aufgrund der schwachen italienische Panzerverbände und der eingeschränkten Mobilität der Soldaten sehr unwahrscheinlich war, den Feind noch stoppen zu können, wenn er sich erst einmal an Land festgesetzt hätte. Außerdem verfügte die italienische Armee überhaupt nicht über entsprechend ausgerüstete Stoßtruppen, um einen solchen Angriff führen zu können.

Es ist interessant, daß es ein Jahr später in Frankreich zu einer ähnlichen Meinungsverschiedenheit kam, als Rommel sich für eine robuste Verteidigung an den Stränden aussprach, während von Rundstedt für eine Sammlung von Panzerreserven im Landesinneren plädierte und einen Gegenangriff starten wollte, sobald der Ort des Feindangriffs lokalisiert worden war. Es gibt aber auch Rechtfertigungsgründe für die Nichtbeachtung der weisen Voraussicht General Ambrosios. Bei einem Gegenangriff direkt am Landungspunkt hätte die gesamte Küstenlinie befestigt werden müssen. Außerdem hätte man ein Mindestmaß an Artillerie und Panzerabwehrwaffen benötigt, um den landenden alliierten Verbänden mit ihren Panzereinheiten etwas entgegenzusetzen. Diese Waffen fehlten jedoch im italienischen Inventar. Am Strand aufgestellt, hätten ein paar Flakdivisionen mit 88mm-Geschützen Wunder bewirken können, insbesondere weil der Plan der Alliierten kein einleitendes Marinefeuer vorsah. Doch die einzigen verfügbaren Kanonen dieser Art strotzten an der lebenswichtigen Straße von Messina vor sich hin.

Merkwürdigerweise zogen die Deutschen keine Lehren aus Sizilien, trotz der Bemühungen Rommels. Bei den Landungen in der Normandie war das deutsche Oberkommando sich so uneins wie nie, welche Anti-Invasionsstrategie zu verfolgen sei. Doch auf Sizilien blieb den Italienern kaum eine Wahl. Ohne die Möglichkeit einer Abwehr des Angriffs am Strand blieb nur der Gegenangriff aus dem Landesinnern. Und wo sollten die Italiener ihre Stoßtruppen hernehmen? Mit dem Eintreffen von Hermann Görings Division und der 15. Panzergrenadierdivision auf der Insel lag die Antwort auf der Hand. Diese Soldaten wären sicherlich in der Lage gewesen, die Verteidigung zu stärken und den entscheidenden Schlag gegen die feindliche Landung zu führen.

Der deutsche Befehlshaber, Feldmarschall Albert Kesselring, glaubte, daß die Alliierten eine Invasion Siziliens favorisierten, obwohl Hitler Sardinien für das wahrscheinlichste Ziel hielt. Kesselring riet, alle deutschen Soldaten in einer einzigen Stoßtruppe zusammenzufassen, um die Wirkung zu maximieren. Doch infolge der politischen Konstellation mußte er sich Guzzonis Plan anschließen. Da alle mobilen italienischen Truppen auf der Insel verteilt werden sollten, würden sich die Deutschen aufteilen müssen, um beide italienische Korps zu unterstützen. Optimal wäre es gewesen, alle deutschen Verbände in einem einzigen Korps zu vereinigen, jedoch nicht im Westen, wie Kesselring es riet. Die Truppen im Westen würden durch einen Angriff der Alliierten irgendwo im Osten sofort abgeschnitten, doch umgekehrt traf dies nicht unbedingt zu. Der ideale Standort für ein deutsches Korps wäre im Osten gewesen, nahe Syrakus, Catania und den großen Flugplätzen, über die man schnell Verstärkung hatte einfliegen können, z.B. Students in Südfrankreich stationierten Elite-Fallschirmjäger.

Letztlich war die Verteidigung der Achse ein Kompromiß, nämlich mobile Truppen auf beiden Seiten der Insel. Hätten die Alliierten an ihrem ursprünglichen Invasionsplan festgehalten, Divisionen über knapp 500 km Küstenlinie zwischen Palermo und Syrakus verteilt zu landen, wäre Guzzonis Aufstellung ideal gewesen. Sie garantierte wenigstens ein Mindestmaß an Reaktion für jeden Strand in diesem Gebiet. Und daß der Plan der Alliierten vorsah, gestaffelte Sturmangriffe über mehrere Tage hinweg zu führen, hätte sich nur zum Vorteil des Feindes ausgewirkt. Truppen in der Nähe eines Landeortes können zwar verstärkt werden, doch darf man bezweifeln, ob die Achsenmächte ihre gesamten Reserven gleich gegen den ersten Landeangriff gerichtet hätten, wenn dessen begrenztes Ausmaß frühzeitig erkannt worden wäre. Guzzonis Aufstellung war derart maßgeschneidert als Gegenmaßnahme auf den ursprünglichen Plan, daß schon gemutmaßt wurde, aufgrund geheimdienstlichen Versagens wären der Achse die alliierten Pläne vor der Schlacht in die Hände gefallen. Andere vermuteten, der Originalplan sei dem Feind absichtlich zugespielt worden, um den Verteidiger noch mehr zu verwirren. Wenn dem so war, hatte die Täuschung wahrhaft dramatische Auswirkungen, denn Montgomerys Änderung in letzter Minute war die alles entscheidende.

Die Weisheit hinter Montgomerys Plan wurde erst im Nachhinein deutlich. Aufgrund der weit verstreuten Positionen der feindlichen Streitkräfte stand ein alliierter Speerstoß als konzertierter Angriff von vornherein fest. Als Guzzoni seine Armee in eine östliche und eine westliche Gruppe teilte, hatten die Alliierten die Auswahl, ob sie einen massiven Schlag an einem Ende der Insel oder am anderen führen sollten und sahen sich dabei nur der Hälfte der mobilen feindlichen Truppen gegenüber. Die Achsenmächte fanden eine derart breite Landezone vor (knapp 130 km von einem Ende zum anderen), daß sie nur einen einzigen starken Gegenangriff aufbieten konnten, als die Invasion schließlich kam. Was sie mit einer anderen Aufstellung hätten erreichen können, ist nur eine der vielen Fragen, die man sich nun stellen kann.

Das nächste Mal wird das eigentliche Geschehen beschrieben: Die Schlacht :D




Gruß

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P.S.: Hoffe es hat euch bisher gefallen. Steckt nämlich viel Arbeit dahinter.
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Beitrag von Majo »

Hier nun Teil Nr.4

Die Schlacht

Die der eigentlichen Invasion vorausgehende Fallschirmlandung erfolgte durch die 1. englische und die 82. US-Luftlandedivision. Die Springer wurden in der Dunkelheit weit verstreut und blieben daher weitgehend uneffektiv. Viele landeten im Meer oder in zerklüfteten Gegenden. Wenn überhaupt, erreichten nur ein paar ihr eigentliches Ziel, und bei den nachfolgenden Landeversuchen begannen die schießfreudigen Alliierten an der Küste ihre eigenen Luftlandesoldaten abzuschießen. Als die Landungen schließlich erfolgten, sorgten sie in taktischer Hinsicht für ein wenig Überraschung, wenngleich die Italiener den Angriff im Grunde erwarteten. Eine Armada von 2590 Schiffen läßt sich nur schwer verbergen. Am Vortag der Schlacht sichteten Flugzeuge der Achse sechs Konvois, die gerade Malta verließen.

Als die Landeoperationen endlich anliefen, ging alles bemerkenswert einfach. Die meisten italienischen Küstendivisionen bestanden aus unterrangigen, kriegsmüden Soldaten. Trotz punktuell hartnäckigen Widerstandes schmolz ein Großteil dieser Truppen schon in den ersten Stunden der Schlacht dahin. Nun wurde alles, was die Generäle teilweise hitzköpfig diskutiert hatten, dem Test der Realität unterworfen. Guzzoni befahl seinen Gegenangriff auf die Amerikaner in Gela, dem einzigen Ort, an dem seine Truppen nah genug am Feind waren um zuzuschlagen. Die Torheit seiner Aufstellungen im Westen der Insel war mittlerweile offensichtlich geworden. Die 15. Panzergrenadierdivision wurde unverzüglich Richtung Enna beordert, wo Guzzoni sie als seine allerletzte mobile Reserve zu verwenden hoffte.

Gela, die mittlere der drei amerikanischen Strandzonen und Landepunkt von Teilen der 1. US-Infanteriedivision, wurde zum Brennpunkt des einzigen ernsthaften Gefechts um die Kontrolle über die Insel. Eine in Nicemi stationierte italienische mobile Gruppe und die Division Hermann Göring setzten Panzer am Strand ein und sorgten für einen verheerenden Gegenschlag in den frühen Stunden der Invasion. Wäre nicht die genaue und rechtzeitige Intervention intensiven Marinefeuers gewesen, hätte dieser Gegenangriff die amerikanische Linie möglicherweise aus den Angeln gehoben. Als sich die Kontrahenten in den Kämpfen in der Nähe der Strände zu sehr mischten und Marineunterstützung damit unmöglich machten, griffen die Amerikaner zu einem letzten Mittel: neu angelandete Artilleriebataillone richtetet ihre Geschütze schnurgerade aus und belegten die vorrückenden feindlichen Formationen mit direktem Feuer aus einer Entfernung von bisweilen weniger als 500 Metern. Als die Deutschen den Angriff abbrachen und sich auf höher gelegenes Terrain zurückzogen, nahmen die Kreuzer und Zerstörer das Feuer in enger Koordination mit den Beobachtern an Land wieder auf. Der Angriff kostete die Division Hermann Göring etwa die Hälfte ihrer insgesamt 90 Panzer. Dies war der einzige Gegenangriff, der die Aussichten der Alliierten an Land bedrohte. Am 12. Juli war Gela eingenommen, und die Amerikaner rückten ins Landesinnere vor. Die 3. Division bewegte sich nach Agrigento im Westen, während die 45. Division Scoglitti und die Flugplätze bei Biscari und Comiso sicherte.

Das Ergebnis von Gela hätte sich an einem beliebigen Punkt der Insel wiederholen können, obwohl keine der beiden Seiten dies vor der Schlacht hatte wissen können. Das entscheidende Element im Gefecht war die höchst effektive Seeunterstützung, die den Feind beim Heranrücken zerschmetterte und ihm auch beim Rückzug stark zusetzte. Die Kreuzer und Zerstörer mit ihren 4-, 6- und 8-Zoll-Geschützen hatten genügend Durchschlagskraft, um die gepanzerten Kampffahrzeuge noch vor dem Angriff auf die amerikanischen Stellungen zu zerstören. Das Heer war so angetan von der Seeunterstützung in dieser Schlacht, daß sie als Ausgangspunkt für die wichtige Rolle der Marine beim Bombardement in der Normandie bildete.

Der Marine war es gelungen, den Angriff Hermann Görings zurückschlagen, einer Division mit furchterregendem Ruf, den sie sich zum damaligen Zeitpunkt des Krieges allerdings größtenteils noch gar nicht verdient hatte. Tatsächlich bestand der Kern der Division damals aus neuen Rekruten und relativ "grünen" Soldaten. Außerdem hatte die Division nur etwa 65% ihrer eigentlichen Stärke und nur eines seiner beiden Panzergrenadierregimenter dabei. Viele verloren unter dem Marinefeuer die Nerven, rannten davon und erlangten ihre Fassung erst wieder, als sie auf höherem Gelände in Sicherheit waren. Und wer sonst bot den alliierten Seeverbänden Paroli? Nur die deutsche Luftwaffe, die ernsthaften Druck auf die Landestellen ausübte und große Schäden anrichtete. Die Alliierten schienen ihre anfänglichen Überlegungen, daß man über den Stränden auch Deckung aus der Luft benötigte, vergessen zu haben. Aufgrund der schon erwähnten Rivalitäten operierten die amerikanischen und britischen Luftverbände getrennt voneinander, und es gab keine zentrale Koordination dieser lebenswichtigen Unterstützung. Die Marschälle der beiden Air Force-Verbände glaubten, mit strategischen Bombenabwürfen und Langstreckenangriffen die Luftüberlegenheit über der Insel sichern zu können. Also konzentrierten sich die Deutschen mit ihren exzellenten Jagdbombern einfach auf die Strandregionen und drangen so mühelos in den weit verstreuten Luftschutzschirm der Alliierten ein.

Die an der Schlacht beteiligten Marineeinheiten der Achse beschränkten sich auf U- und E-Bootangriffe auf die Ankerplätze der alliierten Flotte. Die Kreuzer Newfoundland und Cleopatra wurden beschädigt, vier Handelsschiffe und ein Tanker versenkt. Auf der anderen Seite verloren die Italiener aber neun U-Boote. Die Luftwaffe versenkte am 10. Juli den Zerstörer Maddox. Diese Verluste nahmen sich bescheiden aus angesichts der riesigen alliierten Flotte, die ebenso gut vor der Küste Messinas hätte liegen können. Doch es gibt noch ein altes Sprichwort, das auf beide Seiten in dieser Schlacht zutrifft: "Leben ist das, was passiert, nachdem man seine Pläne gemacht hat."

Da Strategiespiele naturgemäß auch geschichtliche Fragen aufwerfen, sei diejenige nach dem Schicksal der Amerikaner bei Gela erlaubt, hätten die deutsche Truppen an jenem schicksalhaften Julimorgen angegriffen. Fügt man die 15. Panzergrenadierdivision und die Kampfgruppe Schmaltz der Division Hermann Göring hinzu, wäre aus Gela wohl ein zweites Dieppe geworden - oder zumindest eine wesentlich blutigere Wunde für die Alliierten, ungeachtet der Seeunterstützung. Doch die 15. Panzergrenadiere befanden sich weit entfernt im Nordwesten der Insel zum Schutz von Palermo und Trapani. Als die Invasion kam, konnten sie nur eines tun: sich so schnell wie möglich nach Osten zurückziehen. Und kurz darauf hätten auch die am Angriff bei Gela beteiligten Truppen nach Osten abgezogen werden müssen, weil die Deutschen es sich nicht leisten konnten, einen engen Gürtel um die von den Amerikanern kontrollierten Strände zu schnallen. Der rasche Vorstoß der Engländer nach Osten drohte die Linien der Achse schon bald zu durchtrennen. Montgomerys Plan funktionierte.

Teile der vier britischen und kanadischen Divisionen, die zwischen Syrakus und Kap Passero landeten, knackten den zögerlichen Widerstand der 206. italienischen Küstendivision und begannen ihren schnellen Vorstoß. Die Häfen von Syrakus und Augusta waren zwar gut gegen Angriffe von See geschützt, besaßen aber kaum Verteidigungsanlagen zum Landesinneren hin. Die deutschen und italienischen Verteidiger in den Flak- und Artilleriestellungen schwanden schnell dahin, so daß die Häfen den Engländern praktisch kampflos in die Hände fielen.

Für die Achse bargen diese Vorstöße die Gefahr eines unmittelbaren Durchbruchs durch die Catania-Ebene, so daß sich Guzzoni gezwungen sah, seine mobilen Truppen von den amerikanisch kontrollierten Stränden nach Osten abzuziehen. Von jenem Zeitpunkt an verlegten sich die Achsenstreitkräfte auf eine defensive Verzögerungstaktik. Das XII. Korps, zur Abwehr von Landungen in Westsizilien postiert, war inzwischen eher eine Belastung als eine Hilfe in der Verteidigung der Insel. Guzzoni kommandierte kleine Teile des Bersaglieri-Regiments zum Kampf gegen die Amerikaner ab, um deren Vormarsch zu bremsen, und befahl dem gesamten XII. Korps den Rückzug. Die statischen Küstendivisionen und Hafenverteidigungsgruppen in Palermo und Trapani waren so gut wie verloren.

Am 14. Juli legten die deutschen Generäle ihre Handschuhe ab und übernahmen die Verantwortung für die Verteidigung Siziliens. Die Italiener hatten zwar ihren Willen mit der Anfangsaufstellung durchgesetzt, doch die deutschen Generäle hatten längst beschlossen, was sie tun würden, wenn die Invasion käme. General Warlimont, Chef des Operationsstabes beim OKH, kontaktierte den deutschen Verbindungsoffizier zu den Italienern, Senger und Etterlin. Dieser wurde ruhig, aber bestimmt darauf hingewiesen, daß die Deutschen fortan das Kommando über die Operationen in Sizilien übernehmen würden. Kesselring war von Anfang an klar, daß nicht genügend hartgesottene deutsche Soldaten auf der Insel waren, um eine so große und umfangreiche Landung wie die der Alliierten zu stoppen. Er ging schon früh davon aus, daß sich die Alliierten de facto auf der Insel etabliert hatten und nicht zurückgeschlagen werden konnten. Man konnte nur versuchen, die Insel so lange wie möglich zu halten und gleichzeitig einen umsichtigen Rückzug zu planen.

Hubes XIV. Panzerkorps sollte von seinem Hauptquartier in Italien aus mit seiner letzten Panzergrenadierdivision, der 29., an den Kampfschauplatz geschickt werden. Zusätzlich wollte man zwei Regimenter der 1. Fallschirmjägerdivision nahe Catania abwerfen, wo britische Luftlandetruppen gerade versuchten, die strategisch wichtige Brücke bei Primasole zu erobern. Die gegnerischen Fallschirmjäger landeten fast gleichzeitig - die 1. Luftlandedivision der Engländer gegen die 1. Fallschirmjägerdivision der Deutschen. Elitesoldaten fochten auf beiden Seiten einen heißen Kampf um die Brücke. 200 Rote Teufel mit fünf Panzerabwehrgeschützen erreichten die Brücke, wo sie von einem ganzen Bataillon deutscher Soldaten in ein Gefecht verwickelt und nach einem Tag hartnäckigen Widerstandes zum Rückzug gezwungen wurden. Die Deutschen hielten die Alliierten lang genug zurück, um eine feste Linie entlang der südlichen Ausläufer des Vulkans Ätna aufzubauen. Als die englische Infanterie vorrücken wollte, traf sie auf die Division Hermann Göring, die Kampfgruppe Schmaltz, zwei Fallschirmjägerregimenter, Teile der Neapel-Division und Hafenverteidigungsgruppen. Diese Truppen brachten den Vormarsch der Engländer zum Stoppen und zwangen Montgomery zur Anwendung eines Alternativplans.

Bevor er schwere Verluste in einer Zermürbungsschlacht riskierte, entschied sich Montgomery zu einem letzten Manöver. Da er nicht entlang der Ostküste vorrücken konnte, beabsichtigte er nun, den Ätna westlich zu umgehen. Die Straße nach Vizzini, ursprünglich für die 45. US-Division reserviert, wurde daher trotz der Proteste General Bradleys an die 1. kanadische Division gegeben. Es war klar, daß etwaige Manöver von den britischen Truppen ausgeführt würden, und nicht von den Amerikanern.

Doch General Patton hatte andere Pläne. Er nutzte den Zwischenfall aus, um Truscotts 3. Infanteriedivision in Agrigento zu postieren, wo er sie schnell mit neu gelandeten Kampfverbänden der 2. Panzerdivision verstärkte. Trotz gegenteilig lautenden Befehls schickte Patton einen Aufklärer nach dem anderen vor, bis er schließlich mit voller Mannschaft auf Palermo vorrückte. Die daraus resultierende Eroberung Palermos kam genauso überraschend für die Engländer wie für die Italiener und Deutschen. Pattons Vorstoß erscheint spektakulär, war aber letztlich größtenteils ein Blitzmarsch ohne großen feindlichen Widerstand. Wie zuvor erwähnt, befand sich das XII. Korps der Italiener bereits auf dem Rückzug gen Osten, um sich schließlich entlang der Nordküste zu postieren, wo sie später zu einem echten Hindernis werden sollte, als sie von deutschen Truppen unterstützt wurde.

In den folgenden Wochen wurde der Westen der Insel von den Amerikanern überrannt und gesichert, während die Engländer Stellung in der Umgebung des Ätna bezogen. Die Deutschen nutzten die Zeit zur Entsendung ihrer 29. Panzergrenadiere und der Errichtung einer festen Linie von San Stefano an der Nordküste bis Catania im Osten. Die Alliierten bissen sich an dieser Linie wochenlang die Zähne aus, während die Deutschen ihre Flucht über die Straße von Messina planten und ausführten. Die Küsten der Meerenge strotzten jetzt nur so von Flakgeschützen und Artillerie, die von Hubes Korps beigesteuert und von deutschen Jagdfliegern in Süditalien gedeckt wurden. Trotz der Versuche der Alliierten, die feindliche Linie mit vier verschiedenen Amphibienangriffen in den Rücken der Achse aus den Angeln zu heben, gerieten die Deutschen zu keinem Zeitpunkt ernsthaft unter Druck und setzten ihre Evakuierung fort. Es handelt sich um eines der herausragendsten Rückzugsgefechte des gesamten Krieges. Von dem Moment an, da Hube und Kesselring die Verantwortung übernahmen, bestimmten Sie das Tempo des Rückzugs und hatten alles unter Kontrolle. Die Alliierten hielten zwar den eroberten Boden, doch ihre Behauptung, einen Sieg errungen zu haben, war nicht fundiert.


Teil 5 und damit der Abschluss kommt demnächst und handelt von den Alternativen zu den Operationen. 8)



Gruß

mAjO
:wink:
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Beitrag von Majo »

Und zu guterletzt:

DIE ALTERNATIVEN

Stand der Verlust Siziliens von vornherein fest? Zu Beginn der Schlacht hatten die Achsenmächte über zwölf Divisionen und 300.000 Mann auf der Insel. Ihnen standen etwas mehr als 400.000 alliierte Soldaten gegenüber, also ein Verhältnis von etwa 1,3 : 1. Stellen Sie sich vor, was auf einer Insel vergleichbarer Größe im Pazifik geschehen wäre, wenn diese von japanischen Soldaten verteidigt worden wäre! Obwohl ein Großteil des Personals der Achse aus den schlecht ausgerüsteten italienischen Küstendivisionen bestand, hatten die Deutschen überhaupt keine Probleme, die einmal errichtete Linie zu halten.

Die Entscheidung zur Aufgabe Siziliens wurde von den Deutschen am 14. Juli getroffen. Sie sandten genügend Verstärkung herbei, um die Straße von Messina offen zu halten und zogen sich dann in aller Seelenruhe zurück. Angesichts des zerklüfteten Geländes und der dreieckigen Form des Gebietes um Messina überrascht es nicht, daß der deutsche Plan erfolgreich verlief. Während Soldaten aus der Linie abgezogen wurden, wurde der automatisch aufgegebene Boden durch eine komprimierte Verteidigung entlang einer verkürzten Front ausgeglichen. So konnten die Deutschen denselben Grad an Widerstand aufrechterhalten, während sie Tag für Tag eine gewisse Anzahl Soldaten abzogen.

Es war das strategische Element des Geländes, das die Planer der Alliierten außer acht ließen. Es herrschten ideale Bedingungen für einen Rückzug, und gegen Soldaten mit der Erfahrung und den Führungsqualitäten der Deutschen schwanden die Optionen der Alliierten bis auf ein paar magere Landungen mit dem Ziel, die Verteidigung der Achse von See aus zu umfassen. Aber es waren zu wenige, und sie kamen zu spät. Die Deutschen versetzten ihnen ein paar Ohrfeigen und zogen sich dann in die nächste Verteidigungsstellung Richtung Messina zurück. Messina war der Schlüssel, und da die Alliierten das nicht erkannten, war ihr gesamter Plan zum Scheitern verurteilt. Jegliche Präsenz der Alliierten an Land nahe Messina hätte für die Streitkräfte der Achse auf der Insel das Todesgeläut bedeutet. Doch da es nie zu einem solchen Angriff kam, erreichten die Deutschen in dieser Schlacht ihr Ziel.

Hätten die Deutschen den Kampf um Sizilien für die Alliierten noch schwerer gestalten können? Was wäre gewesen, wenn Hitler eines seiner berühmten "Durchhalten oder Sterben"-Dekrete erlassen hätte? Es gab noch eine zweite Fallschirmjägerdivision (die 2.) in Südfrankreich, und Student hätte nur zu gern in das Geschehen eingegriffen. Die 90. Leichte und die Reichsführerdivision auf Sardinien und Korsika hätten nach Sizilien entsandt werden können, und in Norditalien befanden sich weitere Truppen anläßlich Operation "Alarich", der geplanten Entwaffnung der italienischen Armee, falls Italien kapitulierte. Diese Soldaten hätten die Landungen nicht stoppen können, weil sie sich bei Ausbruch der Ereignisse nicht auf der Insel befanden. Doch wären sie ins Gefecht geschickt worden, hätte die Schlacht um Sizilien eine lange und zähe Angelegenheit werden können.

Selbst ohne diese Verstärkungstruppen hätten die Achsenmächte weit besser abschneiden können. Wie oben erwähnt, hatten die Bemühungen, alle denkbaren Landezonen abzudecken, eine sinnlose Zerstreuung der italienischen, und besonders der deutschen mobilen Divisionen zur Folge. Es hätte auffallen müssen, daß die italienischen Truppen nicht in der Lage waren, einen ernsthaften Angriff zu stoppen. Der Alternativplan, alle mobilen Truppen an einem Ende der Insel (vorzugsweise im Osten) zusammenzuführen, wäre wesentlich besser gewesen. Die Alliierten wären so oder so an Land gekommen. Wären alle guten Einheiten der Achse zu einem einzigen Angriff gegen eine der Landungszonen zusammengeschlossen worden, hätten sie gute Erfolgsaussichten gehabt. Das Problem einer einzigen massiven Streitmacht lag jedoch im Gelände selbst. Die einzigen guten Straßen führten an den Küsten entlang. Im rauhen und zerklüfteten Landesinneren kam man dagegen nur langsam voran. Nach der Sicherung ihrer Landezone hätten die Alliierten ihre Truppen seitwärts an ihrer Front über die gute Küstenstraße verschieben können, und der Gegner hätte dieser Mobilität nur schwer etwas entgegenzusetzen gehabt. Das andere Trumpf-As der Alliierten war ihre eindeutige Herrschaft auf See, die Landungen an einem beliebigen Ort ermöglichte und die Deutschen daran hinderte, zu viele Truppen zur Abwehr des ersten Angriffs ins Feld zu schicken.

Alles ins allem hätten die Achsenmächte mehr deutsche Truppen benötigt, wenn sie Sizilien ernsthaft hätten verteidigen wollen. Im Mai bot Hitler vier Divisionen an, doch Italien lehnte aus den schon behandelten, politischen Gründen ab. Das maximale Verteidigungspotential hätte man gehabt, wenn Hubes gesamtes XII. Korps zusammen mit Students Fallschirmjägern schon vor Ausbruch der Schlacht auf der Insel gewesen wären. Damit hätte man fünf deutsche Divisionen auf der Insel gehabt (15. und 29. Panzergrenadiere, Hermann Göring, 1. und 2. Fallschirmjäger). Zwei weitere (90. Leichte und die motorisierte Reichsführerdivision) wären nach dem 14. Juli eingetroffen. Eine solche Aufstellung hätte die Zusammenführung einer schlagkräftigen deutschen Streitmacht ermöglicht, mit der der entscheidende Gegenschlag hätte geführt werden können. Dieser Streitmacht hätte es nach meiner Einschätzung im mindesten bedurft, um einen entscheidenden Sieg der Achse zu ermöglichen. Hätte der Geheimdienst der Alliierten eine Zusammenführung in jener Größenordnung auf Sizilien identifiziert, hätten die Alliierten ihren Invasionsplan wahrscheinlich noch einmal überdacht und statt dessen Sardinien oder eine Landung in Kalabrien in Betracht gezogen.

Hätten die Alliierten die Landung fortgesetzt und danach eine Niederlage wie in Dieppe erlitten, ist es schwer vorstellbar, was das aus der Sicht der Alliierten für den weiteren Kriegsverlauf bedeutet hätte. Ein wahrscheinliches Ergebnis wäre ein frühes Ende des Mittelmeerfeldzugs gewesen; und wenn diese Bedrohung verschwunden gewesen wäre, hätten sich die in Italien und Griechenland gebundenen deutschen Divisionen an den letzten wahrscheinlichen Punkt einer Invasion begeben können: Frankreich.


So das wars. Ich hoffe, dass ich das meiste angesprochen habe und alle Leser zufrieden gestellt sind mit den Informationen, die hier übermittelt wurden



Gruß

mAjO
:wink:
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