„Der zweite Weltkrieg“ , Raymond Cartier, „ Kriegstagebuch des OKW“, diverse Pc-Games und natürlich das gute alte Internet, was zu ca. 40 % des Gesamttextes beitrug.
SIZILIEN – Operation Husky, 10. Juli 1943
Historischer Hintergrund und Einführung
Der Feldzugplan, der schließlich in der Invasion der Alliierten in Sizilien mündete, war das Ergebnis einer ausgedehnten Debatte auf höchster Ebene über die Art der Kriegführung. Auf einer Seite standen die Engländer, auf deren Schultern bis zu jenem Zeitpunkt die Verteidigung im Westen gegen die Deutschen gelastet hatte. Für England war die Auseinandersetzung weitgehend eine Frage des Überlebens der eigenen Nation, das selbst nach dem Eintritt der Amerikaner in den Krieg Ende 1941 noch längst nicht feststand. Während die unmittelbare Bedrohung einer Invasion durch Deutschland sich mit dem Beginn von Operation Barbarossa verringerte, ging der Kampf um die Lufthoheit über den Britischen Inseln weiter. Was den lebenswichtigen Nachschub und militärische Hilfe betraf, war England auf den langen Seerouten von den USA abhängig. Die Anwesenheit der Amerikaner als Verbündete würde nicht viel nützen, solange die Deutschen den Atlantik mit ihren U-Booten kontrollierten. Logik und strategische Erwägungen erforderten zunächst eine Sicherung der Seewege durch die alliierten Marineverbände, um das gigantische Kriegsmaterial in die englischen Arsenale zu schaffen, von wo aus sie schließlich bei der Zerschmetterung der deutschen "Atlantikmauer" und für den Wiedereinmarsch der Alliierten nach Europa eingesetzt werden sollten. Die Situation im Mittelmeer war etwa dieselbe im kleineren Maßstab, denn auch das Schicksal der Soldaten in der Wüste hing von der Aufrechterhaltung der Nachschublinien ab.
Was den Landkrieg im Westen anging, waren alle Augen auf die sich hinziehende Gefechte in den Wüsten Nordafrikas gerichtet, wo sich die britischen Generäle Wavell, Montgomery und Alexander ich gegen das strategische Genie von Hitlers Gefolgsmann Rommel stemmten. Nach den peinlichen Geschehnissen um Dünkirchen mußte die britische Armee die Kunst der modernen Kriegführung in der Wüste gegen einen sehr starken Gegner neu erlernen. Sie sollten zwar nie die Raffinesse und kühne operative Brillanz der deutschen Panzerverbände erreichen, doch mit der Zeit entwickelten sie ihre Strategie - und die war auf ihre eigene Ausrüstung und auf die eigenen Männer zugeschnitten. Die englischen Panzer konnten sich mit den Deutschen am Boden nicht messen, doch zusammen mit den Vereinigten Staaten war man zahlenmäßigen im Vorteil. Für die Infanterie hatte das kleine Inselkönigreich England nur begrenzte personelle Mittel. Diese Tatsache ist die Begründung für eine gewisse Vorsicht und einen Mangel an Aggressivität seitens der britischen Generäle. Diese Tendenz war in der Persönlichkeit von General Montgomery doppelt vertreten, der mangelnde Schnelligkeit und Kühnheit durch methodische Planung und gute Organisation wettmachte. Damit möchte ich den Engländern keineswegs eine zögerliche Haltung unterstellen. "Monty" hatte das Herz eines Löwen, und seine Soldaten führten einen langen und störrischen Offensivfeldzug unter massiv erschwerten Bedingungen in der Wüste. Als die amerikanischen Soldaten mit "Operation Torch" (Fackel) dazukamen, war die englische Armee auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit während des gesamten Krieges. Mit einer Zermürbungsstrategie in der Verteidigung und methodischen Vorstößen schaffte es Montgomery, die Deutschen zu entnerven und nach Tunesien zurückzudrängen, während die Amerikaner aus der anderen Richtung durch Algerien heranrückten. Im Grunde war es die See- und Luftüberlegenheit der Alliierten, die den Sieg in Tunesien ermöglichte, doch darüber hinaus fanden die Alliierten eine Arena vor, in der Ihre materielle Überlegenheit gut zum Tragen kam. Als die Achsenmächte im Mai 1943 kapitulierten, hatten die Alliierten ihren ersten größeren Sieg in einem Landfeldzug errungen.
Es ist interessant zu beobachten, wie die im Tunesienfeldzug angewandte Strategie auf den Feldzug in Sizilien übertragen wurde. Auch hier sollten die Engländer als Hauptstreitmacht der Invasion den Löwenanteil an Land- und Seeaufgebot stellen. Montgomery beanspruchte den Hauptstoß die Küste Siziliens hinauf für sich, während die Amerikaner mit ihren Manövern feindliche Reserven binden und seine Flanke schützen sollten. Wieder einmal wurde eine langsam zermalmende, oftmals qualvolle Zermürbungsschlacht gegen einen Feind geschlagen, der nicht bereit war, große Verstärkungsverbände ins Gefecht zu schicken, weil die Alliierten die absolute Seehoheit hatten.
Doch anstelle eines weiteren Sieges der Alliierten unter vollständiger Kapitulation des Feindes, wie in Tunesien, gelang es den Deutschen noch einmal, über die Meerenge von Messina zu entweichen und einen Tag Galgenfrist herauszuholen. Was war schiefgelaufen? Warum war es den Alliierten nicht gelungen, die Schlacht von Sizilien entscheidend zu gewinnen? Die Antwort liegt in den strategischen Grundüberlegungen der Alliierten und teilweise in der Rivalität zwischen den koalierenden Armeen und ihren verschiedenen Zweigen, die erst jetzt langsam zutage trat, den Verbündeten aber im weiteren Verlauf des Krieges enorm zu schaffen machen sollte.
Das nächste Mal zu sehen in unserer Reihe : Die Pläne der Alliierten
Gruß
mAjO
