Michael Wittmann und die Amokfahrt mit dem Tiger I

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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Wever
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Beitrag von Wever »

Da in diesem Jahr auch die FAZ in einem ganzseitigen Artikel über Severloh berichtete, erinnere ich mich, erst vor einigen Tagen in dieser Zeitung den Brief eines Kriegsteilnehmers gelesen zu haben, der rein technisch gegen die bekannte Schilderung Einwände erhob. Es gilt ja zu bedenken, daß alle Tätigkeiten wie Munitionsnachschub und Rohrwechsel etc. von Severloh alleine bewerkstelligt werden mußten.

Andererseits sollen diese Bedenken gegen die ominöse Abschußzahl (man stelle die im Severloh-Buch genannte Zahl einmal der Zahl der Gesamtverluste der Amerikaner an dieser Landungszone entgegen... das kann schlicht nicht hinkommen...) nicht im geringsten daran kratzen, daß Hein Severloh zweifellos vorbildlich seinen Dienst absolviert hat.

Übrigens gibt es zahlreiche Gefechtsberichte, die von viel höheren Abschußzahlen Nachricht geben. Beispielsweise bei der Heeresgruppe Nord in Rußland. Hier finden sich Berichte, nach denen die Russen gewissermaßen eine Ladung Soldaten, Gulaghäftlinge und was sonst so zu greifen war, nach der anderen gegen deutsche Schützengräben haben rennen lassen, soweit es sich um Häftlinge handelte, sogar oft unbewaffnet (mit der einzigen Wahl, entweder in den Rücken, oder in die Brust geschossen zu werden...). Nicht wenige und beileibe nicht die schlechtesten deutschen Soldaten bekamen bei solchen Aktionen, bei denen sie hinter ihren MGs hockend buchstäblich Leichenberge produzierten, Nervenzusammenbrüche.
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Churchill
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Beitrag von Churchill »

Tag

Danke für deine Zustimmung Wever!!! :D

Aber mit deiner Aussage "Severloh habe seine Pflicht vorbildlich erfüllt" kann ich nicht übereinstimmen. es mag ja sein, dass er als Soldat seine Aufgabe als MG-Schütze erfüllt hatte, aber es gab dafür keinen Grund mehr. Alle seine Kameraden waren schon geflohen, und auch sein Freund den er immer wieder nannte, mir ist der Name entfallen :oops: , war schon weg. Er aber hielt immer noch drauf. Wenn jemand die Folge aus der Sendereihe "Spiegel TV" bezüglich des D-Days gesehen hat, dann weiß er, dass Severloh, nachdem alle Munition fürs MG verschoßen war, noch mit dem Karabiner 50 Schuß druafhielt. Er sagt selber, dass nur 5 Schuß nicht tödlich waren. Er hat auf gehört als er keine Munition mehr hatte. Es gab keinen Sinn mehr weiter zu Morden!. Er hat im Prinzip nur den Befehl "Halten bis zur letzten Kugel" ausgeführt und Glück gehabt, dass man ihn nicht tötete und er nach Amerika gekommen ist.

Falls jemand sagt, dass er damit die "Freiheit" seiner Kameraden gesichert hatte muss ich sagen, dass die meisten entweder tot oder sowieso schon in Gefangenschaft waren.

Gruß Churchill

P.S. Freue mich auf ne Antwort Wever!
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Wever
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Beitrag von Wever »

Na, das ist doch ganz einfach: der Mann war Soldat. Er hatte einen Einsatzort und einen Kampfauftrag. Und den hat er so gut es ging erfüllt. So einfach ist das für mich.

Wann ein Gefecht "nichts mehr bringt", ist eine sehr schwer zu beurteilende Frage. (An der Ostfront war es z.B. Usus, daß deutsche Soldaten, die an einem MG gekämpft hatten prinzipiell nach dem Gefecht massakriert wurden. Mal dumm gefragt: wann also brachte ein Gefecht für einen deutschen Soldaten an einem MG an der Ostfront "nichts mehr"?) Blätterst Du durch die kriegsgeschichtliche Literatur aller relevanten Nationen, so wirst Du in solchen Fällen immer auf Hochachtung und Respekt vor solchem Ausharren auch in ausweglosen Lagen stoßen. (Wobei natürlich klar ist, daß ausschließlich bei deutschen Soldaten, die ihre Pflicht erfüllt haben von "Bestien" die Rede ist...)

Lustig finde ich übrigens in dem Severloh-Buch die Passagen, wo Amerikaner zitiert werden, die es als unverschämt betrachteten, daß überhaupt in der Normandie auf sie geschossen wurde. Freilich spricht diese witzige Auffassung von sich selbst Bände über die Angloamerikaner schlechthin (im Englischen gibt es ja den Begriff "cant"...)
Zuletzt geändert von Wever am 30.06.2004, 20:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Lord

Beitrag von Lord »

Die Erklärung zu Laufwechseln und Munition findet sich schon in seinem Buch. Diese ist auch sehr glaubwürdig: Er hatte 2 Läufe zur Verfügung´die er im wechsel einsetzte. Da die Wellen aus GIs in größeren Abständen an den Strand kamen konnte er die Läufe immer wieder abkühlen lassen. Außerdem konnte er ja auch noch den Karabiner benutzen ( der ja auch überhitzte. wie lang hält so ein Teil?) . Ein Lauf ist ja nach 100 Schuß nicht kaputt sondern nur zu heiß. Für die Munition sorgte Oberfeldwebel Pieh, der anscheinend nichts besseres zu tun hatte als durch das ganze WN zu laufen und MG Muniton zu sammeln und zu Severloh zu bringen.
Zu deinem Argument mit den Gesamtabschußzahlen kann ich dir erwidern: Hast du denn gesicherte? :wink:


An der Ostfront is so viel passiert.... Beispiele brauche ich nicht nennen jeder kennt da ein paar unglaublich anmutende Storys.

MfG Lord
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Beitrag von Wever »

Na ja, die Verlustzahlen für den Omaha-Abschnitt sind doch bekannt. Ebenso selbstverständlich viele Gefechtsberichte über "rushende Russen". Aber ... das führt uns nun alles weit weg vom Thema "Panzerasse" :!: Wer Lust hat, kann ja einen thread zu diesen Themen aufmachen. :wink:
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Beitrag von Churchill »

Tag Lord, Tag Wever

@Wever

Wahrscheinlich hast du schon recht, das mit der Ostfront stimmt auch.

@Lord

Lord, vielleicht hälst du die Rage für dumm, aber was ist ein Lauf von dem du sprichst? Sind damit Munitonsgurte gemeint?

Gruß Churchill
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Beitrag von -=Slyder=- »

@ Churchill

Nein!! Der Lauf ist quasi das Stück Rohr, das die Patrone durchquert bis sie an der Mündung austritt. Da die Patrone Reibung verursacht, erwärmt sich der Lauf! Daher muss der Lauf nach einigen Schuss gewechselt werden, da er sich ansonsten verzieht.

Schaust du hier.

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Beitrag von Churchill »

Tag Slyder!

Danke, für die Information!! Ist ein geniales Bild!

Ich habe mal gehört, dass man mit dem MG-42 theoretisch 3000 :!: Schuss pro Minute verschießen könnte. Das wären 50 Schuß pro Sekunde! Das wäre ja totaler Wahnsinn! Und wie oft müsste man da den Lauf wechseln? Wieviele Läufe hatte so ein MG-Trupp und wieviele Leute hatte ein Kompletter MG-Trupp?

Gruß Churchill
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Beitrag von -=Slyder=- »

Churchill hat geschrieben:Tag Slyder!

Danke, für die Information!! Ist ein geniales Bild!

Ich habe mal gehört, dass man mit dem MG-42 theoretisch 3000 :!: Schuss pro Minute verschießen könnte. Das wären 50 Schuß pro Sekunde! Das wäre ja totaler Wahnsinn! Und wie oft müsste man da den Lauf wechseln? Wieviele Läufe hatte so ein MG-Trupp und wieviele Leute hatte ein Kompletter MG-Trupp?

Gruß Churchill
Hi,

die Feuerrate lag bei 25 Schuß in der Sekunde ~ 1500 in der Minute. Ich weiß nicht wie oft gewechselt wurde. Hatte bei der Bundeswehr mal eine Schulung am MG, ist aber zulange her. Sry.
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Beitrag von Churchill »

Tag Slyder!

Muss man bei MGs der Moderne immer noch den Lauf wechseln?

Gruß Churchill
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Beitrag von -=Slyder=- »

Hi,

denk ich doch!
.:SLYDER:.

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Beitrag von Churchill »

Tag Slyder

Braucht man dann für das moderne MG-2 der AMis mit dem 50.cal BMG kaliber einen Kran :lol: :lol: :lol:

Gruß Churchill
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