Es war in der Nacht zum 20.Juli, als die Meldung bei der Abteilung eintraf, daß Russen ostwärts Dünaburg, im Abschnitt der 270. Inf.Division, durchgebrochen wären und mit 90 bis 100 Panzern in Richtung der wichtigen Rollbahn Dünaburg-Rossitten vorstießen.

Geboren: 27 Mai 1922 in Zweibrucken
Auszeichnungen:
- Eisernes Kreuz I & II
- Ritterkreuz
- Eichenlaub
- Verwundeten Abzeichen in Gold,
- Panzer Abzeichen in Silber
Abschüsse: 150 – 200 Feindpanzer
Die Kompanie Carius setzte sich in Marsch. Gegen elf Uhr erreichte sie die Eisenbahnbrücke über die Düna.
Hier stießen zu den 6 Tiger I noch 2 weitere, so das Carius nun 8 Tiger I zur Verfügung hatte.
Auf dem Versorgungsstützpunkt der Abteilung, einem Friedhof westlich der Rollbahn, fünf Kilometer nordostwärts Dünaburg, versorgte die 2.Kompanie, während die 1. Unter Oberleutnant Bölter bereits abmarschierte.
*Macht langsam, Otto* rief Bölter dem Kameraden zu. Bis ihr kommt, haben wir die Sache schon alleine erledigt.
Gegen Mittag hatten Carius‘ 8 Tiger versorgt und rollten auf der Straße Richtung Polozk nach Osten. Unerbittlich brannte die Hochsommersonne auf die Panzer herunter und briet die Männer Im Inneren der Stahlkolosse.
Plötzlich vernahm Leutnant Carius Kampflärm aus nördlicher Richtung.
*He, Kerscher, hörst Du das ? Abschüsse, Herr Leutnant! Panzerkanonen* rief Kerscher zurück.
* Wir setzen uns in den Kübel & sehen nach *
Mit Kerscher fuhr Otto Carius dem Kampflärm entgegen. Was er bald darauf sah, ließ ihn entsetzt nach Luft schnappen. Auf der Rollbahn Dünaburg-Rossitten befand sich alles in Kopfloser Flucht nach Südwesten.
Lkw, Pkw & Kräder fuhren durcheinander, bis obenhin vollgepackt. Niemand hielt an. Endlich erwischten sie einen Unteroffizier, der im Straßengraben angekeucht kam. Der meldete ihnen, das die Russen durchgebrochen und in die vor ihnen liegende Ortschaft eingedrungen seien.
Sie fuhren auf das Dorf zu. Hier stießen sie auf einen Oberleutnant von einer Sturmgeschützabteilung.
Seine Abteilung befand sich nördlich Krivani. Beim Versuch, nach Süden durchzubrechen, hatte sie sieben StuG verloren. Der Oberleutnant sollte Entsatzkräft herbeirufen.
* Fahren Sie zu Ihrer Einheit zurück. In spätestens 2 Std. hauen wir Sie raus! * versprach Leutnant Carius.
Otto Carius führte nun seine Kompanie an das Dorf heran. Auf der Anhöhe kurz vor Kriwani, machte er halt und besprach den Einsatz mit den Zugführern und Kommandanten. Er sagte:
* Wir werden das Ding folgendermaßen drehen:
2 Panzer fahren mit Vollgas in das Dorf und überraschen den Ivan, der keinesfalls zum Schuß kommen darf. Leutnant Nienstedt führt die restlichen 6 Tiger nach.
Nienstedt, Sie bleiben so lange am Hinterhang stehen, bis ich weitere Befehle erteile. Hauptsache, daß der Herrgottsfunker nicht schläft.
* Nienstedt, es ist Ihr erster Einsatz bei uns und Sie müssen sich das eine merken; es klappt alles, wenn Sie nur warten können. Die beiden ersten sind Kerscher & ich , sonst wäre alles klar? * Noch einmal wurde die Funkverständigung geprüft und dann die Motoren angeworfen. Carius & Kerschers Tiger rumpelten los. Sie gerieten ins Blickfeld der Sowiets, doch kein Schuß fiel.

Bis über die Mitte des Dorfes lies Carius fahren. Kerscher folgte dicht auf. Alles spielte sich nun blitzschnell ab.
Als Kerscher sah, daß die beiden, hier stehenden T-34, ihre Türm auf den Tiger seines Leutnants einschwenkten, feuerte er & schoß beide T-34 mit einem Schuß ab.
Schon hatte Carius das Ende des Dorfes erreicht und eröffnete nun das Feuer auf die hier stehenden, schweren & schwersten Panzer.
Schuß auf Schuß wurden hinausgejagt. Kerscher war herangekommen. Carius sichtete einen schweren Josef Stalin Panzer, der mit der Breitseite zu ihnen an einer Scheune stand.
* Auf ihn, Kramer *, Beim zweiten Treffer brannte dieser wuchtige Koloß, der eine 12,2cm Kanone mit Mündungsbremse trug und an einen Königstiger erinnerte. Weitere Panzer wurden getroffen. Das Getöse steigerte sich.
* Jetzt auf die Fahrzeuge Kerscher *, mit brüllenden Explosionen flogen die getroffenen Munitionswagen in die Luft. Lkw brannten oder wurden zersiebt. Das Geschmetter des Kampfes hallte den Männern in den Ohren.
Nienstedt, rücken Sie über die Anhöhe nach! * befahl Carius über Funk.
Nur zwei Feindpanzer konnten entkommen, die Kompanie sammelte nun im Dorf. Carius hatte mit seinen Tigern die StuG’s, wie versprochen, heraus gehauen.

Er ließ die vernichteten Feindpanzer zählen: Über Mittelwelle gab er die Meldung durch:
*17 Stalin Panzer & 5 T-34 abgeschossen!*
Es waren Panzer der 1.Panzerbrigade Josef Stalin. Diese Gruppe hatte die stählerne Sturmspitze der Russen gebildet. Das sie zerschlagen war, wußte die nachrückende Brigade noch nicht.
Hinter einer Bodenwelle lies Carius 6 seiner Tiger so in Stellung bringen, daß sie die Straße unter Feuer halten konnten.
Das warten auf das Sovietische Gros begann, Carius war in der z.Z. bei Kerschers Tiger als Funker zugestiegen, da sein Tiger als Deckung zurückblieb.
Dann sah Carius Rauchwolken und bald erkannte er durch die Schere russische Panzer.
Ihre Kanonen waren hochgezurrt, auf den Panzern aufgesessene Inf.
In den Abständen zwischen den Panzern, Lkw’s mit Munition & Sprit, eine Hochexplosive Mischung!
Wie zur Parade fuhren sie heran. Carius wartete, bis der günstigste Zeitpunkt gekommen war.
Feuer frei !* Was sich jetzt abspielte, war ein grausiges Schauspiel. Carius sprang aus dem Panzer heraus, um alles genauer sehen und seine Befehle geben zu können. Schuß auf Schuß verliess das Rohr der Tiger Gruppe. Auf der Straße flogen Spritlaster in die Luft, blieben getroffene Panzer liegen, knatterten pausenlos Munitionsdetonationen.
Das Feuer der Tiger ließ nicht mehr nach. Bald war die russische Kolonne ein einziges Flammenmeer. Dann war alles vorbei.
Otto Carius zählte 28 abgeschossenen Feindpanzer, das Chaos war vollständig.
Leutnant Carius fuhr zurück zum Gefechtsstand der Abteilung, Major Schwaner beglückwünschte Ihn zu diesem überwältigenden Erfolg, der dem Gegner an diesem einen Tag 49 Panzer gekostet hatte.
Die schwere Panzerbrigade war bei ihrem ersten Einsatz aufgerieben worden.
Ohne das Eingreifen der 2.Kompanie der s.Pzr.Abt. 502 & im speziellen von Leutnant Carius klugen Befehlen, hätte die 270.Infanteriedivision in Dünaberg größte Verluste erlitten.
Dies ein Gefechtsbericht mit Otto Carius, einem der zahlreichen Deutschen Panzerasse.
Gruss
Krupp