So wie es aussieht, werde ich hier mal den Anfang machen.......
Es war Mittag 12.00Uhr und die Sonne brannte unbarmherzig auf unsere Köpfe runter.
Ich fragte mich zu diesem Zeitpunkt, "wieso müssen wir gerade jetzt den 60km Marsch antreten, bei dieser Bruthitze"....
Aber da nützte alles nichts, Punkt 12.00Uhr marschierten wir los.
Wir trugen den gefleckten Kampfanzug, das Gewehr und die restlichen Soldaten Utensilien.
Lediglich auf den schweren Rucksack wurde verzichtet.
Die Kolonne unserer Kompanie zog sich in die Länge und wir marschierten durch kleine Dörfer, Feldwege und Auen.
Da mich dieser Marsch mehr als nur ankotzte, marschierte ich mit einem Kumpel am Ende der ganzen Kompanie, nur noch ein Feldwebel, der das Schlusslicht machte, war noch hinter uns.
So langsam kamen wir in hügeliges Gelände und der Anstieg zur ersten grossen Geländeerhebung begann.
Weiterhin war mein Kumpel und ich am Ende der Kompanie und so langsam verloren wir den Anschluss an unsere Vorderleute.
Der Feldwebel forderte uns auf, etwas mehr Tempo zu machen, was wir kategorisch ablehnten, wir waren sowas von sauer......
"Nun", sagte der Feldwebel, "wie Ihr wollte, bald ist der erste Stundenhalt und es kann nur in Eurem Interesse sein, da pünktlich einzutreffen"...
"Ich werde auf jeden Fall nicht weiter hinter Euch marschierend den Anschluss verlieren und wenn wir zurück sind, meine Herren, hat dies ein Nachspiel".....dies waren seine letzten Worte, danach machte Er Tempo und distanzierte sich von uns.
Mein Kumpel und ich dachten...lauf doch nur zu, Du Narr, wir haben keinen Bock.
Nach einer Weile sahen wir vor uns keinen Kameraden mehr und es kam uns nun doch etwas komisch vor.
Auch wir verschärften nun etwas das Tempo und sahen dann weit vorne bei einer Waldlichtung die ganze Kompanie sitzend und sich verpflegend.
Toll dachten wir, endlich Stundenhalt...Hurra!!!
Wir erhöhten unser Tempo noch einmal und wollten möglichst schnell mit unseren Kameraden die kurze Pause geniessen.
Als wir beinahe den Rastplatz erreicht hatten, sahen wir, wie sich die ganze Kompanie wieder erhob und der Kompaniekommandant den Befehl gab " Stundenhalt beendet, es geht weiter".
Wir trauten unseren Ohren nicht........und begannen zu fluchen

"Was gibt es da zu fluchen, meine Herren" sprach uns unser Leutnant an.
"Wir hatten keine Stundenrast, Herr Leutnant"......"das ist Euer Problem, würdet Ihr nicht am Schluss sondern mit der ganzen Kompanie marschieren, würdet Ihr jetzt nicht fluchen, weil Ihr keinen Stundenhalt machen könnt".
Es gab kein Pardon, wir mussten ohne Pause weiter marschieren!!
Die Steigung wurde immer heftiger und einige Kameraden wurden langsamer. Wir erreichten die Schneefallgrenze und hatten nun das vergnügen, im Schnee marschieren zu können

Ich kämpfte zu diesem Zeitpunkt auch schon etwas mit der Müdigkeit.
Nach weiteren 40Min. marsch stolperte ich über eine Wurzel und viel Kopfüber in den Schnee.
Mein heisses Gesicht tauchte in den kühlen Schnee und ich kam mir vor wie ein Ei, dass unter dem kalten Wasser abgeschreckt wurde.
Ein Kamerad half mir auf und fragte mich, ob es mir soweit gut geht.
Während ich mich aufrappelte bot Er mir an, dass ich mich hinten an seinem Spatenstiel halten könne, Er würde mich ein Stück ziehen.
Ich fand dies ein feiner Zug und nahm an.
So schleppte mich dieser Kamerad eine Weile und nach ca. 15.Min. liess ich den Spatenstiel los und lief von selbst weiter.
Ab diesem Punkt marschierte ich wie eine Maschine ohne weiteren Schwächeeinbruch und ohne murren und fluchen.
Es war inzwischen 20.00Uhr geworden und wir marschierten noch immer.
Nach einigen weiteren Steigungen ging es dann endlich bergab, was aber nun extrem in die Knie ging und auch die Füsse begannen sich mit schmerzen zu melden.
Es ging nun nur noch Talwärts, runter zum See, in dem sich der Mond spiegelte.
Nach weiteren 45Min. erreichten wir den See, da gab es einen kurzen halt.
Die Nacht war nun vollends eingebrochen und wir freuten uns jetzt schon auf unser Betten, aber soweit waren wir noch lange nicht.
Es wurde nun auf einer Asphaltstrasse um den See marschiert, dieser zog sich aber arg in die Länge.
Inzwischen war es Stockdunkel geworden, es war ca.22.00Uhr und wir waren noch immer nicht am Ziel.
Einige Kameraden hatten schon riesige Blasen an den Füssen und konnten kaum mehr gehen, aber Sie hielten durch und marschierten weiter.
Ich hatte das Glück, dass ich mein Schuhwerk sehr gut eingetragen hatte und sich meine Füsse gut an die robusten Militärschuhe gewöhnt hatten.
Punkt Mitternacht kamen wir wieder in unserem Basislager an, alle waren erschöpft und wollten eigentlich nur noch in die Federn fallen, aber nichts da.
„Auf einer Linie sammeln und ausrichten“ schrie der Feldwebel….“marsch, marsch, es ist noch nicht Nachtruhe“.
Die ganze Kompanie stand nun Gewehr bei Fuss und wartete weitere Befehle ab.
Der Kompaniekommandant, der selbstverständlich auch mitmarschiert war (war ein wirklich gutes Vorbild für uns) verkündete folgendes.
„Soldaten, Ihr habt eine gute Leistung vollbracht und ich bin zufrieden mit Euch,…………Ihr seid sicher alle Müde und wollt in die Falle, aber soweit ist es noch nicht.
Zuerst werden wie gewohnt die Schuhe geputzt, diese werde dann von den Korporälen auf Sauberkeit kontrolliert.
In der Kantine könnt Ihr Euch noch verpflegen, danach ist Nachtruhe.
Zugführer, übernehmt Eure Züge…marsch“
Danach ging es ans Schuhe putzen.
Die meisten waren so auf der Schnauze und gingen deshalb direkt in die Falle.
Auch ich hatte genug für heute und legte mich in meine Koje.
Die war der Tagesbericht unseres 60km (Luftlinie) Marsch, in Wirklichkeit waren es fast 90km Strecke, die wir zurück gelegt hatten.
Auch ich kam nicht ohne Blasen davon und zudem hinterliess der Gewehrriemen auch noch seine Spuren im Nacken und Halsbereich, aber dies störte mich um diese Zeit nicht mehr.
Ich schlief wie ein Stein.
Gruss
Krupp