Königstiger!

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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[stg]Kubana
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Königstiger!

Beitrag von [stg]Kubana »

Im Jahre 1943 hatten die deutsche Panzerwaffe zwei wirkungsvolle Kampfpanzer auf allen Kriegsschauplätzen zum Einsatz gebracht. Der entstandene T-34 Schock vom Winter 1941/42 schien überwunden zu sein. Doch die technische Überlegenheit des Panthers und des Tigers auf dem Gefechtsfeld gegenüber den amerikanischen, englischen und russischen Kampfpanzermodellen, brachte der Truppe nur taktische, aber keine strategischen Erfolge ein. Die technischen Kinderkrankheiten, Materialmangel und die viel zu geringen Stückzahlen, die vom Panther und Tiger produziert wurden, reichten nicht aus, um langfristig militärisch gegen einen Gegner bestehen zu können, dessen Industrie ein Vielfaches der deutschen Stückzahlen an Panzerfahrzeugen monatlich ausstieß. Ferner kam hin zu, das die alliierten Reaktionen auf den Panther- und Tiger-Panzer nicht ausblieben. Die russischen Streitkräfte rüsteten den T-34 mit einer 85mm Kanone aus und die amerikanischen Streitkräfte verbesserten den Sherman entsprechend. Doch schon 1942 setzten die ersten deutschen Überlegungen ein, einen Panzerkampfwagen VI Tiger II Ausführung B (Sonderkraftfahrzeug 182) zu bauen, der als Nachfolgemodell des Tigers I eingesetzt werden sollte.

Das Heereswaffenamt in Berlin wollte für die Panzertruppe ein Kampfwagen entwickelt haben wissen, der die technischen Eigenschaften der Kampfpanzerfahrzeuge Tiger und Panther mit einander sinnvoll verbindet. Ferner sollte die Neukonstruktion einem alliierten Panzer in allen technischen Leistungsparametern überlegen sein. Dabei standen im wesentlichen die Beweglichkeit, die Feuerkraft und der Panzerschutz im Vordergrund der angestrebten Entwicklung. Interessanterweise wurden bei der Tiger-Nachfolgeentwicklung die Punkte Feuerkraft und Schutz sehr gut umgesetzt. Der Faktor Beweglichkeit des Kampffahrzeugs, mit der späteren Bezeichnung Königstiger, blieb aber auf der Strecke.



Militärische Forderungen



Im Januar 1943, also rund sechs Monate vor der Kursk-Offensive, forderte Hitler einen neuen Tiger-Panzer mit einer verlängerten 8,8 cm Kanone und einer Frontpanzerung von 150mm. Das Heereswaffenamt hatte bereits zu diesem Zeitpunkt die Spezifikationen dieses Kampfwagens erarbeiten lassen, die der Industrie als Vorgaben zur Konstruktion überlassen wurden. Wie beim Tiger I erhielten die Unternehmen Henschel und Porsche den amtlichen Auftrag, einen Konstruktionsvorschlag für einen neuen Panzer einzureichen, der mit einer 8,8 cm-Kampfwagenkanone (KwK) mit 71 Kaliberlängen (8,8 cm/L71) versehen war. Porsche wollte auf der Basis des Konstruktionsentwurfes des VK 4501 (P) realisieren, gab aber nach kurzer Zeit dieses Bestreben auf und entwickelte auf der Basis des Prototyps VK 4502 (P) einen neuen Kampfwagen. Diese Konstruktion besaß einen größeren und nach hinten versetzten Turm, einen vorn eingerüsteten Motor und ein elektrische Getriebe. Revolutionär an dieser Konstruktion war, das der Motor hinter einer 150mm, homogenen Panzerung war und einen zusätzlichen ballistischen Schutz der Panzerfahrzeugbesatzung bot. Trotz des guten technischen Entwurfs, scheiterte diese Konstruktion an dem vorgesehenen elektrischen Getriebe. Zu Realisierung dies Getriebes wurde ein hoher Kupferanteil benötigt, der ab 1943 im Deutschen Reich nicht mehr zur Verfügung stand. Kupfer war zu einer Mangelware geworden. Um diesen Mangelerscheinungen Rechnung zu tragen, verfügte das Heerswaffenamt im Februar 1943, dass so viele Baukomponenten wie nur möglich von Tiger und Panther übernommen werden sollten. So wurden die Kühlanlage und der Maybach-Motor HL 230 P 30 vom Panther und Scheibenbremsanlage vom Tiger übernommen.


Den Wettbewerb, um einen neuen Panzer, gewann das Unternehmen Henschel in Kassel im Oktober 1943 mit seinem Modellentwurf, nach dem der Porscheentwurf auf Eis gelegt wurde. Lediglich 50 Porsche-Panzertürme wurden noch gefertigt und auf die ersten Tiger II, sprich Königstiger, aufmontiert. Ab dem 51. Tiger wurde Henschel-Türme aufgesetzt. Der Porsche-Turmentwurf läßt sich an den gebogenen Panzerplatten erkennen, die diesem eine runderne Form geben. Diese Türme waren schon für VK.4502(P)-Entwurf gebaut worden. Die ersten Königstiger-Prototypen wurden im Oktober 1943 fertiggestellt und zur Erprobung freigegeben. Durch die teilweise Verwendung von Baukomponenten, die im Tiger und Panther eingebaut waren, hofften die Konstrukteure Kinderkrankheiten vorbeugen zu können und Erprobungszeiten zu verringern. Dies traf nicht im vollem Umfang zu. Insgesamt dauerte die Erprobung durch die Panzertruppe nur volle drei Monate, bevor im Januar die Serienfertigung des Königstigers in Kassel anlief. Geplant war es 140 Königstiger im Monat für die Truppe zu liefern. Diese Zahl wurde nie erreicht. Die Produktion vom Tiger I und dem Königstiger lief in den ersten Monaten bei Henschel noch zeitgleich. Die Produktion des Tigers I wurde aber in der zweiten Jahreshälfte 1944 endgültig eingestellt.



Konstruktionsmerkmale Wannenpanzerung




In jeder Hinsicht war der Tiger II eine beachtliche Konstruktion. Seine Konstruktionsmerkmale sollten den Panzerfahrern einen größtmöglichen Schutz vor panzerbrechender Munition bieten und die eingerüstete KwK 8,8 cm L71 sollte mit nur einem Schuß jeden alliierten Kampfpanzer vernichten können. Alleine die Panzerwanne des Königstigers war 10,28 Meter lang und hatte eine Breite von 3,76 Metern. Der Bug und die Fahrerfront des Königstigers waren um 40 Grad geneigt und wiesen einem massive, homogene Panzerungsstruktur aus. Die Fahrerfront war 150mm stark gepanzert. Dies war die stärkste Panzerung die in einem Kampfpanzer je verwendet wurde. Durch die Neigung um 40 Grad hatten auftreffende panzerbrechende Geschosse eine Durchgangsstrecke von 233 mm zurückzulegen, um in den Kampfraum des Königstigers einzudringen. Der gesamte Bugbereich hatte ein Panzerung 100mm Stärke erhalten. An dieser Stelle hatten panzerbrechende Granaten immer noch eine Durchgangsstrecke von 156mm zurückzulegen. Die beiden Seiten (oben und unten) des Königstigers waren mit einer Neigung von 90 und 65 Grad versehen worden. Die Panzerungsstärke lagen an diesen beiden Stellen bei 80mm. Die Durchgangsstrecken sind an der oberen Seite mit 80mm und an der unteren Seite mit 88mm angegeben. Auch das Heck des Königstigers wurde gegen Trefferlagen gehärtet. Die Panzerung im Heck war 60 Grad angewinkelt und hatte dem nach eine Durchgangsstrecke für Geschosse von 92mm aufzuweisen. Der Wannenboden vorn hatte eine Panzerung von 40mm und hinten von 25mm Stärke. Damit war ein guter Schutz vor Minendetonationen realisiert worden. Die Wannenoberseite hatte eine durchgehende Dicke von 40mm. Diese Maßnahme sollte den Königstiger vor Luftangriffen von amerikanischen und englischen Jagdbombern schützen, deren 20mm starken Bordwaffenmunition, die oft nur dünnen Panzerung von Panzerfahrzeugen, einfach durchschlugen. Seitlich war das Kettenlaufwerk durch aufsetzbare Wannenschürzen aus Panzerstahl geschützt. Die Kettenschürzen bedeckten aber nur den oberen Teil des Laufwerks. Diese aufmontierbaren Schutzplatten boten nur einen wirkungsvollen Schutz vor Infanteriewaffen und Artilleriesplittern. Gefertigt wurde die Wanne und auch der Turm des Königstigers sind nach dem Bauprinzip des Schweißens und Verbockens hergestellt, was der Konstruktion eine bessere Stabilität gegen Trefferlagen verlieh. Insgesamt war die Konstruktion 10.28 Meter lang und 3,755 Meter (mit Kettenschürzen) breit. Die Höhe des Königstiger betrug 3,090 Meter. Besonders Augenmerk verdient dabei die 800mm breite und aus 92 Gliedern bestehende Panzerkette. Diese ermöglichte es dem fast 70 Tonnen schweren Panzer sich auch im schweren Gelände bei Matsch, Schnell und im Feld leicht fortzubewegen. Der Bodendruck lag bei nur 1,02 kg pro Quadartzentimeter. Die Kettenglieder dieser neu entwickelten Kette waren für die Besatzung leicht zu wechseln. Ersatzkettenstücke wurden, wie bei allen deutschen Panzern üblich, am außen mitgeführt. Oftmals wurden Ersatzkettenstücke seitlich an der Wanne und am Turm befestigt und gaben somit einen zusätzlich ballistischen Schutz. Die Panzerwanne hatte eine Bodenfreiheit von 495mm vorne und 510mm hinten. Der Fahrer- und die Funkerposition waren wie beim Tiger I angeordnet.



Motor und Getriebe



Im Heckbereich des Königstigers war der V 12-Zylinder Maybach HL 230 P30 Benzinmotor eingerüstet und durch eine Feuerschutzwand vom Kampfraum der Besatzung getrennt. Der Motor leistete 700 PS bei einer Drehzahl von 3.000 Umdrehungen pro Minute. Allerdings hatte der Motor nur einen Hubraum von 23.092 ccm, leistete aber eine Höchstgeschwindigkeit von 41,5 km/h. Die Dauergeschwindigkeit auf der Straße ist aber mit 38 km/h angegeben. Im Gelände sind nur 15 bis 20 km/h möglich gewesen. Die Leistungen des Maybach-Motor lagen zuerst bei 8,6 PS pro Tonne. Die späteren Verbesserung durch die Einrüstung eines neuen und 50 PS stärkeren Motors mit der Bezeichnung Maybach HL 230 P 45 brachte nicht die erforderlichen stärkeren Leistungen. Dieses Leistungsspektrum erwies sich als zu schwach für den Königstiger. Doch in Ermangelung eines neuen Motors hatten die Konstrukteure keine andere Wahl. Das Getriebe des Königstigers stammte von Maybach OLVAR und hatte die Bezeichnung B “401216” erhalten. Es hatte acht Vorwärts und vier Rückwärtsgänge mit einer günstigen Übersetzung erhalten, die einen Einsatz im schweren Gelände erleichtern sollten. Allerdings war das Getriebe für eine Höchstleistung eines 1.000 PS starken Motors ausgelegt. Dieser 1.000 PS starke Motor sollte ab 1945 zur Verfügung stehen. Zu einer Konstruktion des Motors mit einer zusätzlichen Turboaufladung kam es jedoch nicht. Ein weiterer Nachteil ist der hohe Benzinverbrauch des Motors. Mit einer Tankfüllung von 860 Litern konnte der 69,8 Tonnen schwere Königstiger gerade einmal zwischen 120 (Gelände) und 170 (Straße) Kilometer zurücklegen. Bei besonders kalten Temperaturen stieg der Verbrauch nochmals stark an. Dann konnten schon 1.000 Liter Sprit auf 100 Kilometer Marschweg vom Königstiger verbracht werden. Der Kraftstoffvorrat wurde auf sechs Tanks verteilt, die innerhalb der Wanne eingerüstet waren. Eine Kraftstoffübernahme/-abgabe von einem Kampfpanzer zum anderen, war mit Hilfe einer elektrischen Kraftstoffpumpanlage möglich. Dieses sollte den Königstiger-Besatzungen auf dem Gefechtsfeld ermöglichen von liegengebliebenen eigenen und gegnerischen Fahrzeugen Kraftstoff zu übernehmen. Eine technische Eigenschaft, die aufgrund des vorherrschenden Kraftstoffmangels seit Ende 1943 in Deutschland, sicherlich Sinn machte. Die Motorleistung reichte aus, um Steigungen bis zu 35 Grad zu bewältigen und Hindernisse mit einer Höhe von 850mm zu überklettern. Ohne technische Vorbereitungen durch die Besatzungen konnte der Königtiger auch stehende oder fließende Gewässer bis zu einer Tiefe von 1,6 Metern durchwaten. Der Panzer war leichter zu lenken und zu fahren als der Tiger I. Getriebebedienung und Motorsteuerung fielen leichter als beim Vorgängermodell aus. Allerdings waren die Bedienungsanordnungen und Instrumentierung an gleicher Stelle wie beim Tiger I. Die technische Maßnahme sollte dazu beitragen, dass Tiger I-Besatzungen problemlos auch auf dem Tiger II eingesetzt werden konnten.



Konstruktionsmerkmale Turm



Die Königstiger-Turmkonstruktion stellte einen Meilenstein im Bau von Panzertürmen da. Der Turm erwies sich aufgrund der Formgebung und Festigkeit als eine sehr zuverlässige Konstruktion. Der Turm viel in der Konstruktion deutlich schmaler aus, als der des Tigers I. Die Raumaufteilung war nicht besonders groß und das Ladevolumen für Munition und Ausrüstungsgegestände waren relativ klein ausgefallen. Dennoch bot der Turm einen guten ballistischen Schutz vor panzerbrechenden Geschossen. Die Front des Turm war mit 180mm die stärkste Panzerung, die je bei einem eingesetzten Kampfpanzer im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite verwendet wurde. Lediglich Stumgeschütze und Jagdpanzer waren stärker gepanzert. Die Neigung der Turmfront betrug 80 Grad und wies eine Durchgangsstrecke von 182mm für panzerbrechende Geschosse auf. Diese Durchschlagskraft hatten nur russische Munitionsentwicklungen, die im Josef Stalin-Panzern zum Einsatz kamen. Die Blende wurde beim Henschel-Turm so ausgelegt, dass so ein Ablenken von auftreffenden Granaten in die Wanne (Granatfallen) einschlagen konnten. Beim Porsche-Turm waren allerdings die Fallen noch vorhanden. Der Henschel-Turm war schmaler im Frontbereich gestaltet als beim Tiger I, um diesen besser gegen gegnerische Aufklärung zu schützen und Trefferlage besser vermeiden zu können. Sie Seiten des Turms hatten eine Neigung von 70 Grad und eine Panzerungsstärke von 80mm erhalten. Die Durchgangsstrecke betrug an den Turmseiten nur 85mm. Das Turmheck hatte eine Neigungswinkel von 60 Grad und eine Panzerung von 80mm. Die Durchgangsstrecke betrug an dieser Stelle des Turms 92mm. Die Turm Oberseite war mit einer Neigung von 12 Grad und einer durchgängigen Panzerungsstärke von 40mm versehen worden. Diese Panzerungsstärken waren im deutschen Panzerbau einmalig und führten auch zu dem hohen Gewicht und Unbeweglichkeit des Königstigers. In die Turmoberseite waren die Rauchabzugsvorrichtung und die Beobachtungskuppel des Kommandanten eingelassen. Kommandant und Richtschütze bestiegen oder verließen den Panzer durch zwei verschiedene Panzerluken. Die des Kommandanten war rund und die des Richtschützen oval geformt. Neben diesen beiden Luken gab es eine Notausstiegsluke in der Größe von 52 cm x 47,6 cm, die sich im Heckbereich des Turm befand. Ein Entkommen war in Notlagen somit leicht aus dem Turm für die Besatzung möglich. Als Sekundärbewaffnung war auf dem Turm ein 7,92mm MG 42 montiert, welches sich auch zum Bekämpfen von Tieffliegern eignete. Es verfügte über eine Fliegerbeschußzielvorichtung, deren Kampfwert aber gering ausfiel. Für das Maschinengewehr wurden 5.850 Schuß in 39 Gurtsäcken innerhalb des Fahrzeuges (Wanne und Turm) mitgeführt. Ein Gurtsack hatte 150 Schuß Munition. In der Walzenblende befand sich ein MG 34, welches durch den Ladeschützen bedient wurde. Ferner wurde auch ein 23mm Nahkampfgerät an der Turmoberseite mitgeführt, welches auch schon beim Panther Verwendung fand und gegen Infanterieeinheiten wirken sollte.

Munitionsbunker und Schwenksystem

Im hinteren Teil des Turm waren 22 8,8 cm Geschosse in Rohrhalterungen transportsicher untergebracht, welche nicht kompatibel mit den Tiger I Geschossen waren. Die restlichen 59 Schuß Munition lagerten in der Wanne der Königstigers. Der Turm konnte elektrisch oder manuell geschwenkt werden. Das elektrische Schwenksystem arbeitete in zwei Arbeitsstufen, ähnlich wie beim Tiger I Aus. E, je nach Drehzahl unterschiedlich schnell. Im ersten Gang bei 2.000 U/min. dauerte ein 360 Grad-Schwenk rund 19 Sekunden. Bei einer Umdrehungszahl von 1000 U/min dauerte der Schwenk 77 Sekunden. Der Richtschütze konnte den Turm auch mit der Hand drehen. Um eine 360 Graddrehung zu vollführen, mußte der Richtschütze 700 Mal das Handschwungrad drehen, obwohl auch ein Schwungrad zur Drehung des Turms für den Ladeschützen eingebaut war.

Position der Besatzung

Im Königstiger-Turm fanden Richtschütze, Ladeschütze und Kommandant Platz. Der Kommandant hatte seinen Sitz leicht nach hinten versetzt und konnte die Arbeitsabläufe von Richt- und Ladeschützen überwachen. Der Richtschütze hatte seinen Platz in Fahrtrichtung auf der linken Seite. Über eine eingebaute Zieloptik vom Typ TFZ 9d mit drei- und sechsfacher Vergrößerung konnten fahrende und stehende Ziele bekämpft werden. Das Zielfernrohr war monokular. Der Kommandant hatte Richtfernrohr mit dem die ungefähre Visiereinstellung der Kanone auf Ziele gelingen konnte. Endgerichtet wurde aber durch den Richtschützen. Ferner verfügte der Kommandant über sieben starre Fernrohre (keine Visierblöcke) in der Kuppel, von denen eines direkt nach vorne gerichtet war. Auch der Ladeschütze verfügte über eine starres Fernrohr, während für den Fahrer ein Periskop vorgesehen war, welches sich im Azemut um plus/minus 15 Grad und in der Höhe um plus/minus 5 Grad bewegen ließ. Ferner hatte der Schütze des Wannen-MG´s neben dem standardmäßigen Fernrohr, das um 15 Grad nach Rechts versetzt war.



Die 8,8 cm KwK 43 L71



Zweifelsohne versuchten die Deutschen einen Kampfpanzer zu schaffen, der aufgrund von Bewaffnung und Panzerung allen anderen alliierten Panzer überlegen war. Doch die Frage nach einer geeigneten Bewaffnung wurde bei der Konstruktion schnell entschieden. Nach dem sich die 8,8 cm auf dem Tiger I sehr bewährte, sollte das Kaliber beibehalten werden. Lediglich das Rohr erfuhr eine Verlängerung. Entwickelt wurde es von dem Unternehmen Friedrich Krupp AG in Essen, der die Erstellung des 6,6 Meter langen Geschützes dem Unternehmen Garny in Frankfurt übertrug. Schon die ersten Beschußversuchen an Beutepanzern alliierten Ursprungs, zeigten deutlich die hohe Leistungsfähigkeit des Geschützes mit 71 Kaliberlängen und einem halbautomatischen Verschluß. Aufgrund der langen Auslegung und des hohen Druckvolumens der KwK 8,8 cm und durch die Verwendung neuster Munitionsgenerationen (siehe Liste), konnten alle Frontalpanzerungen von Kampfpanzer, Sturmgeschützen und Panzerjägern mühelos durchschlagen werden. Selbst bei Kampfentfernungen über 2.000 Metern wurden die alle Frontalpanzerungen von Sturmgeschützen oder schweren Kampfpanzern sicher durchschlagen. Bei manchen Munitionstypen wurden Mündungsgeschwindigkeiten von 1.080 Metern in der Sekunde erreicht. Im Vergleich zur Tiger I- Kanone war die eine gewaltige Leistungssteigerung. Diese erreichte mit ihrer Munition Mündungsgeschwindigkeiten von nur maximal 809 Metern. Die Handhabung der Kanone war ähnlich wie die bei der 8,8 cm KwK, die im Tiger Verwendung fand. Somit entfielen lange Ausbildungszeiten für die Besatzungen des Königstigers. Ferner verfügte das zuverlässige Geschütz über einen zweifachen Mündungsfeuerdämpfer und über eine hohe Lebensdauer, die mit rund 6.000 Schuß angegeben war. Die Höchstschußweite der Kanone betrug 11.800 Meter. Gerichtet werden konnte sie von plus 15 Grad bis minus 8 Grad gegen stehende und fahrende Ziele. Die Verwendung dieser Geschützkonstruktion erforderte auch, das der vordere Teil des Turms so ausgebaut werden mußte, dass die Lagerzapfen weit nach vorn zu liegen kamen, damit der Ladeschütze die langen und schweren Geschosse in den Verschuß einschieben konnte. Das Geschütz selber war in einer Saukopfblende eingebaut.



Technische Daten 8,8 cm KwK 43 L/71 des Tiger II. SdKfz 182



Bezeichnung der Kanone:
8,8 cm KwK 43 L/71

Entwicklung:
Friedrich Krupp AG, Essen

Hersteller:
Firma Fr. Garny, Frankfurt

Kaliber:
8,8 cm

Rohrlänge:
6.300 mm

Rohrlänge in Kalibern:
71 Kal.

Feuerhöhe:
2.245 mm

Höhenrichtfeld:
-8° bis +15°

Seitenrichtfeld:
360°

Gewicht des Geschützes:
2.265 kg







Leistungsmerkmale der eingesetzten Geschosse



Ballistische Angaben:
8,8 cm PzGr 39/43
8,8 cm PzGr 40/43
8,8 cm SprGr 43
8,8 cm HlGr 39

Geschoßgewicht (kg)
10,16
7,5
9,4
7,65

Sprengladung (kg)
0,050
-
1,0
0,77

V0 (m/sec)
1.000
1.130
750
600

Größte Schußweite bei 15° Erhöhung in Metern
-
-
10.000 M
7.400 M

Mündungswucht (mt)
516
480
269
140,4

Durchschlagsleistung bei 90° (60°) Auftreffwinkel (mm):





100 m Entfernung
220 (203)
300 (250)
-
90

500 m Entfernung
205 (183)
270 (225)
-
90

1000 m Entfernung
186 (167)
237 (190)
-
90

1500 m Entfernung
170 (150)
205 (160)
-
90

2000 m Entfernung
154 (135)
175 (135)
-
90

Patronengewicht (kg)
22,8
19,9
18,6
15,35

Patronenlänge (mm)
1.125,3
1.103,1
1.167,2
1.157,4





Anmerkung: Die Granaten 39/43 und 40/43 sind panzerbrechende Geschosse, die gegen gepanzerte Ziele eingesetzt wurden. Das Geschoß 43 ist ein hochexplosives Sprenggeschoß mit Splitterwirkung und bei dem Geschoß 39 handelt es sich um ein Hohlladungsgeschoß.



Erste Fronteinsätze



Im Januar 1944 lief die Serienproduktion des Tigers an und im Februar erhielten die Panzertruppenverbände der Wehrmacht und der Waffen-SS die ersten Tiger II-Königstiger überstellt. Auf die Ausbildung der Besatzungen wurde viel zeit verwendet. Erst im Mai 1944 sind die ersten Königstiger in der Nähe von Minsk in Panzergefechten gegen T-34/85 aufgetaucht. Geführt wurden die Königstiger von der schweren Panzerabteilung 501. Die Gefechte zwischen den Königstiger und den russischen Panzern war einseitig. Schon auf einer Kampfentfernung von 2.000 Metern wurden die ersten T-34/85 sowie eingesetzte russische Sturmgeschütze abgeschossen. Im Juli 1944 wurden drei Königstiger durch das 53 Gardepanzerbataillon der Roten Armee bei Sandomierz in Ostpolen erobert. Die russischen Studien ergaben, dass kein russischer Panzer dieses Leistungsvermögen hatte. Die Erkenntnisse aus den erbeuteten Königstiger wurde sofort in den russischen Panzerbau mit übernommen. Auch bei den schweren Abwehrkämpfen in der Normandie kam der Königstiger in kleineren Zahlen zum Einsatz. Dort kämpften zwei Bataillone der schweren Panzerabteilung 503 gegen amerikanische und britische Einheiten mit großem Erfolg. Im Juli 1944 vernichteten zwölf dieser riesigen Panzer in der Normandie eine ganze britische Panzerbrigade. In nur zehn Minuten schossen die Königstiger 25 mittlere, 14 Halbkettenfahrzeuge und 14 Schützenpanzer ab. Den alliierten Streitkräften wurde noch vor der vollen Entfaltung der Landeköpfe eindrucksvoll gezeigt, das die deutsche Panzerwaffe immer noch nicht völlig aus der Luft ausgeschaltet worden ist. Nach alliierten Angaben prallten die panzerbrechenden Geschosse einfach am Königstiger ab und eine Bekämpfung blieb wirkungslos. Die Shermans und die M-10 Panzerjäger hatte keine Chance, wenn ein Königstiger auf dem Gefechtsfeld auftauchte. Amerikanische Panzerbesatzungen erzielten bis zu 14 Volltreffern auf der Frontpanzerung des Königstigers – alle ohne Wirkung. Die amerikanischen Panzerbesatzungen gingen im August 1944 dazu über, einen erkannten Königstiger mit mehreren Shermans zu umfahren, und diesen von allen Seiten zu beschießen. Dabei gingen meiste ein oder zwei Shermans verloren. Bei seitlichen Treffern aus kurzer Entfernung hatte auch der Königstiger trotz seiner 80mm starken Seitenpanzerung keinen wirksamen Panzerschutz mehr.




Britische Bewertung



In einem Bericht des britischen Kriegsministeriums hieß es, “Die Stärke der Panzerung, insbesondere im Frontbereich, wird von keinem anderen derzeit eingesetzten Fahrzeug erreicht. Die Flanken hingegen sind verletzbar, und zwar vor allem durch die sehr großen Angriffsflächen des Königstigers (10,28 Meter lang und 3,90 Meter hoch), die durch die Umsetzung deutscher Panzer zustande kommt.... Allgemein gesagt ist die Panzerung so ausgelegt, dass sie einen hohen Grad an Schutz bietet, der jedoch wieder relativiert wird durch die enorme Masse des Fahrzeuges als Funktion der allgemeinen Konstruktionsmerkmale”.

Der Königstiger blieb nach Ansicht der Alliierten ein ernster Gegner auf dem Schlachtfeld, dem nur schwer beizukommen war. Dennoch stellt der Tiger, trotz seiner hohen Kampfkraft, nur ein letztes technische aufbäumen gegen eine materielle Übermacht der Alliierten da. Die Konstruktion und der Materialaufwand war zu groß und das Waffensystem war für eine hochmobile Kampfführung zu schwer und störanfällig. Dennoch gelang es den deutschen Panzertruppen bei der Ardennenoffensive am 17. Dezember 1944 insgesamt 145 Königstiger zum Einsatz zu bringen. Die Wirkung in den ersten Tagen der Offensive war für amerikanischen Truppen schrecklich. Überall dort wo diese 69
Tonnen schweren Stahlkolosse auftauchten, hatten US-Panzer keine Chance zu überleben. Die Tiger II-Angst ging um. Vielfach erledigten zwei oder drei Königstiger zwischen 20 und 30 US-Panzer in wenigen Minuten. Doch der Kraftstoffmangel der deutschen Verbände und der Einsatz der amerikanischen Luftwaffe machten diese taktischen Erfolge schnell zunichte. Während der Ardennenoffensive 1944/45 sind mehr Panzer durch Kraftstoffmangel und technische Defekte auf deutscher verlorengegangen als durch Feindeinwirkung. Oftmals wurden 20 oder mehr Panzer auf einmal aufgegeben und die Besatzungen schlugen sich zu den deutschen Linien zurück. Am 24. Dezember 1944 fiel der erste intakte Königstiger in die Hände der amerikanischen Panzertruppe. Auch dieser Panzer ist aus Spritmangel liegengeblieben. Die einzigen amerikanischen Panzer, die dem Königstiger in der Ardennenschlacht entgegentreten konnten, waren der M10 und der verbesserte M10 mit längerem Geschützrohr, welcher auch unter Bezeichnung M36 bekannt wurde. Nur 35 Königstiger entkamen aus dem Desaster der Ardennenoffensive und wurden zur Verteidigung des Rheinlandes eingesetzt.

Zur gleichen Zeit bereitete die Rote Armee den Angriff auf die Berlin vor. Die sowjetischen Truppen standen schon an der Weichsel, wo auch gelegentlich Königstiger der schweren Panzerabteilung 501 auftauchten, um deutsche Truppen aus gefährlichen Situationen herauszuhauen. Doch die wenigen Königstiger, die zum Einsatz kamen, reichten für eine Stabilisierung der deutschen Frontlinien nicht aus. Die oft mutigen Einsätze der Besatzungen, scheiterten oft an der Übermacht des Gegners. Nur bei einer stationären Verteidigung von Eisenbahnknotenpunkten, wichtigen Straßenkreuzungen oder militärischen Anlagen zeichneten sich die Königstiger noch aus. Dabei war die hohe Feuerkraft und der große Panzerschutz von Bedeutung. Selbst bei der Verteidigung des technischen Erprobungsgeländes in Kummersdorf und des Stadtgebietes von Berlin waren Königstiger, oft in Verbindung mit Jagdtigern, Jagdpanthern oder anderen verbleibenden Panzern im Einsatz. Dieser Panzermix machte den gegnerischen Kampftruppen viel zu schaffen. In Kummersdorf kämpfte die schwere Panzerabteilung 507, die zwischen Februar und März 1945 mit nur 21 Königstigern operieren konnte, erfolgreich gegen angreifende T-34/85 Verbände. Auch bei den Abwehrkämpfen in Ungarn kamen noch eine Reihe von Königstigern zum Einsatz. Während der letzten deutschen Offensive wurden alle eingesetzten Königtiger von russischen Panzern in Ungarn abgeschossen. Es sind nur 442 Königstiger und 20 Befehlsfahrzeuge gebaut worden. Ferner sind noch 77 Fahrgestelle für Jagdtiger gebaut worden. Die Produktion wurde im März 1945 eingestellt. Einige wenige Königstiger haben den Krieg überlebt und befinden sich in europäischen, amerikanischen und russischen Studiensammlungen. Derzeit gibt es nur einen voll funktionsfähigen Königstiger, der sich in privaten Händen befindet. Alle anderen Exemplare sind meist nicht mehr oder nur teilweise funktionsfähig.




Fazit



Der Königstiger ist sicherlich eine Steigerung gegenüber dem Tiger I. Panzerung und Feuerkraft beim Königstiger, dessen offizielle Bezeichnung Tiger II B war, wurden gegenüber dem Vorgängermodell deutlich verbessert. Die Überlegung, je größer und stärker ein Panzer ist, desto leistungsfähiger ist er auch, stimmte nicht. Mit Sicherheit ist der Panther G der beste Kampfpanzer über den die Deutsche Wehrmacht im Sommer 1943 verfügte. Der Panther war der technisch gesehen der bessere Entwurf gegenüber der späteren Tigerreihe. Die Fertigung nur eines Kampfpanzermodells, so wie es die meisten Alliierten getan haben, wäre auf lange Sicht deutlich besser, aber nicht kriegsentscheident gewesen. Der Königstiger, dessen Unbezwingbarkeit propagiert wurde, war nicht unbesiegbar. Der russische Josef Stalin, der amerikanische Pershing oder der englische Firefly belegten eindeutig, dass auch die Alliierten zeitgerecht auf das Erscheinen von schweren deutschen Panzermodellen auf dem Gefechtsfeld, entsprechend reagieren konnten. Der deutsche Panzereinsatz war ab 1943 sehr stark durch das nicht vorhanden sein einer Luftunterstützung geprägt. Panzerverbände können nicht ohne Luftunterstützung operieren. Diese ist zwingend notwendig, um erfolgreich verteidigen oder angreifen zu können. Dies ist ein weiterer Grund, warum es nach der Operation Zitadelle, keine erfolgreich geführte deutsche Offensive mehr gab. Auch das amerikanische Unternehmen Cobra, ein Luftschlag gegen eine deutsche Panzerdivision bei der Schlacht um die Normandie 1944, belegt eindrucksvoll, wie stark Luftstreitkräfte die Bodenkriegführung beeinflussen können. Die angegriffene Panzerdivision wurde im Juli 1944 nahezu vollständig aus der Luft durch die US-Air Force vernichtet.


Dennoch haben die deutschen Entwickler bei Wegmann, Henschel, Rheinmetall oder der MAN Meilensteine im Panzerbau gesetzt. Die deutschen Panzerentwicklungen waren in den Anfangsjahren des Kriegs, denen der alliierten Panzermodelle deutlich technisch überlegen. Erst gegen Ende des Kriegs wandelte sich das Bild. Ein technisches “nachziehen” der alliierten Streitkräfte bei der Konstruktion und Fertigung neuer Panzer, ermöglichte ab 1944 gegenüber den deutschen Entwicklungen aufzuholen.

Quellennachweis: Bundesarchiv, Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, Kurt Zentner: Der Zweite Weltkrieg, Berichte des OKW 1942 bis 1944, WaffenHq, Die deutsche Panzerwaffe im Zweiten Weltkrieg, John Jahr-Verlag Hamburg, Operation Overlord, Motorbuchverlag, Ardennenoffensive, Bechtermünz-Verlag, George Forty, Die deutsche Panzerwaffe Bechtermünz-Verlag, Aussagen von Zeitzeugen, Deutsche Wochenschauen aus den Jahren 1942 bis 1945, verschiedene Internetquellen, US-Army Archiv, Panzermuseum Munster, Rheinmetall AG Archiv und eigenes Archiv. Frank Koehler: Bildmaterial Panther, MAN Bi-M.

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Beitrag von [stg]Kubana »

Technik
Nach den zermürbenden und verlustreichen Straßenkämpfen in Stalingrad kam die Forderung nach einer selbstfahrenden schweren Artillerie auf, die dazu in der Lage sein sollte, befestigte Stellungen und Bunker einfach wegzusprengen. Sie sollte unter Panzerschutz zur Unterstützung der Infanterie eingesetzt werden. Zum Schutz gegen Hohlladungen und von Infanteristen angebrachten Sprengladungen wurde zudem eine starke Panzerung verlangt. Die schwere Panzerung und das hohe Gewicht eines schweren Geschützes legte natürlich die Verwendung des Tigerfahrgestells nahe, und am 5.8.1943 wurde Hitler vorgeschlagen, ein 38 cm Wurfgeräts der Kriegsmarine auf das Tiger I-Fahrgestell zu setzen (Gerät 562 - Sturmmörserwagen 606/4). Das entsprechende Eisenmodell des Panzermörsers 38 cm wurde ihm am 20.10.1943 auf dem Truppenübungsplatz Arys vorgestellt. Er maß dieser Waffe für Spezialeinsatzzwecke große Bedeutung zu. Der Bau der ersten 10 Sturmtiger auf Reparaturfahrgestellen des Tiger I wurde Hitler am 23.9.1944 gemeldet. Er ordnete daraufhin an, monatlich fünf weitere Fahrgestelle zu Sturmtigern umzubauen. Insgesamt fertigte ALKETT 1944 aber nur 18 dieser Fahrzeuge.
Der oben erwähnte 38 cm Mörser, der ursprünglich zur U-Boot-Bekämpfung entwickelt worden war, verschoss eine 345 kg schwere Raketen-Sprenggranaten (R-Sprgr. 4581) auf eine Entfernung bis zu 6 km. Aufgrund der raketengetriebenen Munition lautete die offizielle Bezeichnung der Waffe Raketenwerfer 61 38 cm L/5,4. Um den Rückstoß der Waffe möglichst gering zu halten, wurden die Verbrennungsgase der Treibladung beim Schuss durch äußere Bohrungen am Rohr nach vorne geleitet und traten rings um die Rohrmündung aus. Der 38 cm Raketenwerfer war in einem festen, leicht abgeschrägten Aufbau untergebracht, der einfach auf die Reparaturfahrgestelle montiert wurde. Die Frontpanzerung war massive 15 cm dick und die Seitenpanzerung betrug 80 mm, so dass das Gesamtgewicht des Fahrzeugs bei 65 Tonnen lag. Der Munitionsvorrat bestand nur aus 14 Schuss Munition, die über einen speziellen Bordkran geladen wurden. Mit diesem Kran konnten die Granaten über eine Dachluke des Aufbaus ins Innere des Sturmtigers gebracht werden. Dort konnten sie mittels Überkopfschienen verstaut werden und zum Laden verwendete man eine Ladeschale. Sämtliche Reparaturfahrgestelle erhielten zudem gummigefederte Stahllaufräder. Als Sekundärbewaffnung war in der Fahrerfront eine Kugelblende mit MG 34 angebracht. Die Besatzung des Sturmtigers bestand aus fünf Mann, einem Fahrer, dem Kommandanten, einem Feuerbeobachter und zwei Schützen, die den Mörser bedienten.



Einsatz

Seinen ersten Einsatz hatte der Sturmtiger im Spätsommer 1944 während der Kämpfe um Warschau. Wie geplant wurde der Sturmtiger hauptsächlich zur Bekämpfung von befestigten Stellungen und Bunkern im Rahmen von Häuserkämpfen eingesetzt, wobei natürlich ein Volltreffer in eine Gruppe alliierter Panzer ebenfalls verheerende Schäden anrichten konnte. Die beiden neuaufgestellten Sturmtiger-Kompanien 1000 und 1001 kamen an der Westfront zum Einsatz, unter anderem sollten sie die Ardennenoffensive unterstützen. Da kaum noch Aufzeichnungen über den Einsatz dieser Kompanien vorhanden sind, lässt sich deren Geschichte nur noch lückenhaft rekonstruieren. Die Sturmtiger-Kompanie befand sich im Dezember 1944 bei Trier und wurde Anfang 1945 mit nur noch einem Sturmmörser in Richtung Elsass verlegt. Die zweite Kompanie 1001 lag Ende 1944 im Elsass und verlegte im Januar 1945 in einen Einsatzraum bei Bonn. Im März wurden dort noch drei Fahrzeuge mit einer Panzerfähre über den Rhein verschifft, nachdem die letzten Granaten verschossen waren, wurden auch diese gesprengt.
Wie bereits erwähnt, war die Wirkung des Mörsers verheerend, auch in moralischer Hinsicht. Die Kompanie 1001 zerstörte mit einzelnen Treffern eine ganze Bereitstellung von Sherman Panzern in einem Dorf und einen kompletten feindbesetzten Westwallbunker. Der Feind war durch solche Attacken wie gelähmt, vor allem bei Nacht, wenn der Himmel durch den Aufschlag feuerrot erleuchtet wurde und die Druckwelle in einem ohrenbetäubendem Lärm folgte.
Dementsprechend versuchten die von der Kompanie beschossenen US-Truppen mit allen Mitteln die Sturmtiger auszumachen und zu zerstören. Mit Spionen und Aufklärern wurden die Wagen gesucht und teilweise mit mehreren Artillerieabteilungen unter Feuer genommen. Dies zwang die Sturmtiger dazu, sofortige Stellungswechsel nach der Schussabgabe vorzunehmen. Trotz ihrer Wirkung konnten die wenigen Fahrzeuge aber keinen Einfluss mehr auf den Kriegsverlauf nehmen, dazu war ihre Anzahl viel zu gering. Abschließend kann man sagen, dass der Sturmtiger wohl zu den exotischsten Fahrzeugen des Zweiten Weltkrieges gehört.


erbeuteter Sturmtiger
Bezeichnung des Fahrzeugs: 38 cm Sturmmörser "Tiger"
Typ: VK.4501(H)
Hersteller: Alkett (Umbau)
Baujahr: 1944-45
Motor: Maybach HL 210/230 P 45
Zylinderzahl, Anordnung: 12, V Form 60°
Hubraum: 21.353 cm³
Drehzahl, normal/maximal: 2.500/3.000 U/min
Höchstleistung: 650 PS
Leistungsgewicht: 10 PS/t
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Getriebe: Maybach OLVAR "OG 401216 A"
Anzahl der Gänge V/R: 8/4
Federung: Drehstäbe quer
Länge über alles: 6,28 m
Breite über alles: 3,57 m
Höhe über alles: 2,85 m
Bodenfreiheit: 470
Spurweite: 2.822 mm/2.622 mm bei Verladekette
Kettenbreite: 725 mm/520 m bei Verladekette
Anzahl der Glieder pro Kette: 96
Gefechtsgewicht: 65 t
Bodendruck: 1,5 kg/cm²
Kraftstoffvorrat: 540 l (einschließlich Reservetank)
Kraftstoffverbrauch: Straße 450 l/100 km/Gelände 635 l/100 km
Fahrbereich: Straße 120 km/mittleres Gelände 85 km
Steigfähigkeit: 35°
Kletterfähigkeit: 0,79 m
Besatzung: 5
Panzerung:
Wanne:
vorne
seitlich
hinten
150 mm
oben 80 mm, unten 60 mm
80 mm
Aufbau:
vorne
seitlich
hinten
oben
150 mm
80 mm
80 mm
25-40 mm
Hauptbewaffnung: 1 38 cm StuM 61 L/5,4 (14)
Nebenbewaffnung: 1 7,92 mm MG 34
Stückzahl: 18


Gruß Kubana

Ach ja diese beiträge bitte nach möglich keit verschieben!
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Wever
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Beitrag von Wever »

8) Sehr interessante Berichte! besonders die Details über den Einsatz von Sturmtigern an der Westfront waren für mich völlig neu.

Herzliche Grüße!
Wever
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