Der Kampf der Tiger-Abteilug 102 um die Höhe 112
Der Zug Baral, dem wir angehörten, hat den Auftrag, die Lage in Maltot zu klären, damit wir beim Angriff auf die Höhe 112 gegen alle Überraschungen aus der Flanke gesichert sind. In schneller Fahrt über offenes Feld erreichen die vier Tiger den Ortsrand von Maltot. Kurz entschlossen stoßen wir mit unserem Tiger durch die Hecken und haben vier Shermans vor der Kanone. „Panzer ---Halt!---Panzer am weitesten links 200---Feuer frei“ Zwei Granaten genügen. Dann der zweite links, gleiche Entfernung, auch er entgeht einem Schicksal nicht. Mittlerweile hat sich Zugführer Baral neben uns geschoben und den dritten Sherman erledigt; der vierte sucht sein Heil in der Flucht und kann auf der Straße in Richtung Eterville entkommen. --- Der Auftrag ist erfüllt; aus dieser Flanke ist in den nächsten Stunden nichts zu befürchten.
Für die junger Besatzung unseres Tigers bedeutet dieser erste Einsatz im Westen einen schönen Erfolg! --- In St. Martin angekommen, sehen wir immer noch die brennenden Shermans wie Fackeln vor dem Abendhimmel stehen.
Es geht indes gleich wieder weiter: für 20.00 Uhr ist ein Angriff in breiter Front auf die Höhe 112 befohlen. Grenadiere der Division „Hohenstaufen“ begleiten die Tiger.
Das feindliche Artilleriefeuer ist zur alles erstickender Walze angewachsen. Mit bis zum Überdruß geübtem Schwung rutscht jeder von uns auf seinen Platz; denn in wenigen Minuten tritt unsere Kompanie zum Angriff an. Funkbereitschaft!--- Der Funker stellt die beiden UKW-Empfänger links neben sich ein, legt Kopfhörer und Mikrophon an. Die Frequenzskalen sind matt beleuchtet; der Strom surrt in den Membranen. 20.10 Uhr! Klierend fallen die Lukendeckel über uns zu; wir verriegeln uns. Mit leichtem Ruck fährt der Fahrer den Panzer an, so dass wir durch die Schlitze vorne die Tarnzweige herunterrutschen sehen. Mit kreischenden ketten machen wir halb rechts um. ---
In langer Reihe fährt unsere Kompanie schräg die Straße an, auf der arm dicke Äste liegen. Wir sehen nur die Bäume links und rechts --- und das Heck unsres Vordermannes. Dann gibt es einen kurzen halt: wir sind am Hinterhang angekommen. Die 1. Kompanie schwärmt mit 14 Panzern zum Breitkeil auseinander. Auf halbem Weg der nach St. Martin flach abfallenden Höhe 112 zieht sich dichtes Gebüsch quer über den Hang; dort müssen wir in Feuerstellung gehen. Vom kam der Höhe herab sieht der Kanadier über uns hinweg das Ornetal ein, durch das wir unsern Nachschub bekommen. Im Schutz des Trommelfeuers, das uns heute früh aufscheuchte, ist der Feind bis auf die Höhe vorgestoßen; er begann sich dort oben einzunisten und zeigt wenig Lust, sich mit uns zu messen, obschon wir neugierig auf eine Kraftprobe erpicht sind.
An diesem 10. Juli begann das heiße, verzweifelte Ringen um den Hügel, der ihm später den Namen „Kalvarienberg“ eintrug, kein Meter Boden, der nicht immer wieder von Granaten umgepflügt worden wäre! In diesem Inferno der schweren Waffen durchfuhren wir unsere Deckung, um den Feind aus seiner Reserve zu locken. Bald tauchten auch Feindpanzer am Horizont auf, freilich nur ein halbes Dutzend. Ein Teil der 1. Kompanie schob sich noch etwas weiter vor und spähte. Der Kommandant wirft schnell einen Blick auf seine vie Männer im Kampfraum, der dunkel unter ihm liegt. Da ist einmal der Richtschütze, so jung wie wir alle; er kam von den Kradschützen der Division „Das Reich“, fronterfahren wie Paul, der ein weiches Gemüt im hünenhaften Körper und eine Vorliebe für alles „Brüzelbares“ hat. Seine Heimat ist Kiew; sein Vater verlor als Offizier im Afrikakorps ein Bein. Unten links sitzt unser Kutscher, 19 Jahre alt, aber er fuhr schon im Osten den Tiger, er kennt die Panzerei genau und darf sich füglich zu den Alten der Kompanie zählen. Ja, und der Funker, der übt die Funktion des Verpflegungschefs und Bug-MG-Schützen aus; auch sein weg führte in Russland vom Panzer III Panzer IV zum Tiger. Das also sind unsere Jungen, die sich vor Wochenfrist in Holland noch gefragt haben „Wie mag er aussehen, der Krieg im Westen?“
Unser Chef Kalls sitzt im Kommandowagen. Kalt, aber überlegt gibt er durchs Mikrophon seine Befehle, die in allen Panzern sofort gehört werden. Die Bestzung merkt nichts von der Hitze, die sich im engen Raum entwickelt. Der Fahrer am Steuer: ruhig kontrollieren seine Augen das Armaturenbrett, den Tachometer, den Öldruck, die Motorentemperatur. Gas—schalten---Gas!
Immer weiter kommen wir voran --- da öffnen die Shermans das Feuer; sie scheinen es auf die am weitesten vorgestoßenen Tiger abgesehen zu haben. Zwischen den tiefgestaffelt aufgefahrenen Panzern fliegt der Dreck hoch! Trotz Befehl des Kompaniechefs setzt Soretz nicht einen Meter zurück; um ihn herum entsteht ein Zauber, dass es uns kalt in der Herzgegend wird! (Und dieser tapfere Soretz, ein alter Kampfgefährte aus den Tagen im Osten, starb später an einem Autounfall!) --- Drei Feindpanzer sind schon zum Schweigen gebracht; die anderen feuern pausenlos weiter, bis --- ja, biswir den eifrigsten im Hauptstachel haben. Mir fünf Panzergranaten sind die zwei links außen on uns bereits mundtot gemacht worden --- da erscheinen auch schon leichte Bomber über dem Kampfraum: wie Adler schießen sie aus der Luft hernieder, lösen ihre Bombenlast, fange sich wieder und ziehen sich hoch. Sie rasen wie ein Schwarm wehrhafter Hornissen heran und überschütten uns mit einem Hagel mittelschwerer Bomben; gleichzeitig landen zwischen uns Nebelgranaten, die in wenigen Minuten alles um uns herum in undurchdringliches Weiß hüllen. --- Die Kampfmethode war uns nun ja wirklich neu: so was hatten wir noch auf keinem Kriegsschauplatz erlebt. --- Wir setzten uns zurück bis in die Ausgangsstellung, in der uns die Infanterie wenigstens Nahkämpfer vom Pelz halten kann.
Sobald der weiße Vorhang sich hebt oder vom Wind abgetrieben wird, schlagen neue Nebelgeschosse fast geräuschlos ein. Da hilft nun keine Rasenhochelei; wir müssen für heute aufgeben! Wir verteilen uns m Gelände und erwarten den Morgen. Das pausenlose Artilleriefeuer hält die ganze Nacht über an, lässt uns kein Auge zu tun, aber uns ahnen, was hinter der Höhe alles für uns bereit steht...
Im Morgengrauen des 11. Juli tragen wir unseren Angriff in nördliche Richtung vor --- entschlossen die Höhe diesmal zu erstürmen! Auf der Aunay zugewandten Seite der Höhe 112 versuchen wir, gedeckt durch einen flachen Hohlweg, den Hügel anzufahren. Ein Nahaufklärer, vergleichbar mit unserm Fieseler Storch, zieht in weichen Spiralen über uns dahin, kommt zurück und biegt mit einer Steilkurve nach Westen ab: für uns ein böses Omen; denn diese Maschinen sind vortrefflich mit funk ausgerüstet. Es mögen auch keine 10 Minuten vergangen sein, als sich der Höllentanz zum Orkan verstärkt: hochbrisante Granaten landen auf Turm und Bug; Baumkrepierer zerpflücken die Kronen! Unsere Panzergrenadiere bringen den Kopf nicht mehr hoch, und viele brave Kameraden bleiben am Hang liegen. Unser Tiger schießt in schneller Folge einige Churchillpanzer ab: ja das sogenannte Kastenwäldchen, eine von Hecken umstandene Viehkoppel, war wirklich mit allerlei Nippes gespickt!
Wie Knecht von zwei Seiten arg bedrängt wird, kommen wir ihm zur Hilfe: mit 20 „Sachen“ kommen wir über die Gräben und Erdwälle angetobt und bringen aus der Fahrt den Tommy in die Gabel: nach dem dritten Schuss, der sich am Mantelrohr seiner Kanone durchgeschweißt hat, blieb der Turm halb angehoben stehen! Ganz links an der Hecken begrenzten Viehkoppel bringen die Gegner jetzt Pak in Stellung; die Bedienungen reißen aufgeregt die Holme auseinander und erleiden hierbei schon die ersten Verluste. Tapfer sind sie schon, die Angelsachsen! --- Wir haben uns inzwischen langsam herangearbeitet und machen das Instellunggehen der dunkelbraunen Geschütze rasch überflüssig.
Wieder schießt der Feind eine dichte Nebelwand, die unsere Panzer kurz vor dem Erreichen der Höhe festlegt, und in dieser Milchsuppe erhält unser Tiger mehre Treffer auf Heck und Turm. Unser Kommandant befiehlt dem Fahrer: „Vorwärts, Karacho --- marsch!“ --- Einmal muss dieser Nebel ein Ende haben --- und dann sind wir durch! „Panzer halt!“
Wir haben ein Bild vor uns, wie es sich wohl jeder Tiger wünscht: Kaum 100 m vor uns die Tommies beim Räumen der Stellung! MTW und Karetten kurven hin und her, laden Mannschaften und Gerät auf. Unser Kommandant schaltet kurz: Funker-MG Feuer frei! Panzergranate, Feuer fei! Zwei Churchills, die unmittelbar vor uns als Sicherung im Kusselgelände stehen, werden noch während sie ihrer Kanone auf uns richten, in Brand geschossen; dann halten wir mit Sprenggranaten und dem Turm-MG zwischen die sich zahlreich bietenden Ziele. Der Nebel hat sich inzwischen verzogen.
Von unserm Chef Kalls kommt immer wieder der Funkspruch: „Sofort zurücksetzten auf Höhe der Kompanie“ , derweil wir noch liebend gerne dem türmenden Feind nachgestoßen wären! --- An diesem Tage, beim gleichen Angriff, ereilt unseren Endemann und seine tapfere Besatzung das Schicksal! Vielleicht ist der Nebel sein Ende geworden...
Die Höhe 112 ist seit dem Abend des 11. Juli im Besitz der Tiger. Zwanzig Tage und Nächte lang wird sie nun im Brennpunkt der Kämpfe stehen; sie wird mehrmals den Besitzer wechseln, ihre Hänge werden mit Blut getränkt werden! Es vergeht kein Tag, an dem der Wehrmachtsbericht nicht diese Höhe 112 erwähnt, bis sie Ende Juli befehlsmäßig von den unbesiegten Tigern geräumt wird. ---
Unser Tiger muss zurück zum Stützpunkt; die zahlreichen Treffer vom Angriff am Nachmittag sind nicht ohne Wirkung geblieben! Unsere Tanks lecken; die Ventilation ist ausgefallen. In langsamer Schrittfahrt erreichen wir St. Martin. Unser Richtschütze und der Fahrer werden beim technischen Dienst Artillerieüberfall verwundet: der Richtschütz kann nicht mehr mitmachen, während der Fahrer Hermann Schmidt nach ärztlicher Versorgung seinen Platz am Steuer wieder einnimmt. Ein neuer Richtschütze steigt ein; er hat seine Bewährung schon im Osten bei der schw. Kompanie bewiesen. --- Es ist immer ein schönes Gefühl für uns, wenn sich, trotz unsere Ausfälle, mehr Soldaten zu unseren Panzer melden, als wir brauchen können! ---
Am 13. Juli Morgens 4 Uhr, rollen gegen die gestern verlorengegangene Höhe 112, stehen wieder oben zwischen den Trümmern der am 11. Juli vernichteten Pak und den ausgebrannten Fahrzeugen. Das Kastenwäldchen, das als markantes Kennzeichen diese Höhe krönt, wird in stürmischem angriff zurückerobert.
Seitdem liegt Tag und Nacht schwerstes Trommelfeuer auf der Höhe; die Grenadiere können sich nicht mehr halten: Ausfälle über Ausfälle! Die Tiger stehen am 15. Juli wieder alleine oben, ohne jegliche Infanteriesicherung; die Nacht zum 16. Juli will kein Ende nehmen! Unser Kommandeur Weiß und der Chef Kalls kommen in den Abendstunden mit dem Chefpanzer nach oben: unter allen Umständen solle wir die erreichte Stellung halten! Am Morgen nehmen die Grenadiere der Division „Frundsberg“ die alten Stellungen wider in Besitz. --- Das Kastenwäldchen hat in diesen 5 Tagen völlig sein Gesicht verändert; kahle, nackte Baumstämme recken wie anklagend ihre Stümpfe zum Himmel, und die unzähligen Krater lassen die Vorstellung einer Mondlandschaft aufkommen ---
So das war mein erster Bericht zum Thema „Gefechte“, diesen Bericht habe ich aus dem, in der Buchabteilung vorgestellten Buch Panzerkampf im Bild – Panzerkommandanten berichten wortwörtlich abgeschrieben.
Es werden noch weitere Abschriften folgen, falls dies nicht irgend welche Urheber Rechte verletzt.
Gruß
Churchill
Die SChlacht um Höhe 112
- Churchill
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Die SChlacht um Höhe 112
“Until the lions produce their own historian, the story of the hunt will glorify only the hunter“
Chinua Achebe
Chinua Achebe
schöner laanger bericht, hast dir mächtig viel mühe gegeben den äußerst langen test auf pc zu schreiben...
ps... in deinem zitat von kein der... lieber ein den, klingt besser...
(soll keine anspielung sein, nur ein hinweis!)
Sniper... ||>_'=='====----
Have fun
ps... in deinem zitat von kein der... lieber ein den, klingt besser...
(soll keine anspielung sein, nur ein hinweis!)
Sniper... ||>_'=='====----
Have fun
bitte nicht bei der Arbeit stören

Danke...

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