Der 8-cm-Granatwerfer 34

Hier wird über alles diskutiert das in die Zeit des 2. Weltkriegs fällt.
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tom
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Der 8-cm-Granatwerfer 34

Beitrag von tom »

tom sagt:

:!:
Ich hab´mal meine Heftchen gewälzt und einen Text über den Standard-Granatwerfer der Wehrmacht geschrieben.
Für den interessierten Laien empfehle ich, die Lektüre nach den technischen Daten zu beenden. Alle Technikfreaks sollten weiterlesen. Am Ende findet sich eine Auflistung der gängigsten Granaten.

Viel Spass!

:idea:

Der 8cm-Granatwerfer 34:

Der 8cm-Granatwerfer 34 ist eine Steilfeuerwaffe mit einer ursprünglichen Schussweite von 125m bis 2200m. Das Geschossgewicht beträgt 3,5kg. Er wurde offiziell eingeführt zusammen mit dem 5cm-Granatwerfer 36 mit der Verfügung des OKH vom 19.09.1938. Die zugehörige Gerätebeschreibung und Bedienungsanleitung (Dienstvorschrift 146/1) ist bereits am 29.4.1937 erschienen, so dass davon auszugehen ist, dass die Fertigung bereits 1937 einsetzte. Für die leicht veränderte Fertigung ab 1938 ( Fertigungsnummer 387) erschien 1938 die Heeresdienstvorschrift 102. Worin die Veränderungen lagen, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.

Der Bestand dieser Waffe belief sich am 1.9.1939 auf 3625 Stück. Bis Mitte 1941 sind monatlich etwa 350 Stück ausgeliefert worden bei einer gleichzeitigen Verlustrate von etwa 200 Stück im Monat. Bis Anfang 1942 sind monatlich nur noch 100 gebaut worden, da das Gerät nicht den Ansprüchen des Russlandfeldzuges (Wetter, Reichweite) gewachsen war. Eine Verbesserung der Reichweite auf 3500m und die Verbesserung der Munition waren die Folge. Bis Mitte 1944 wurden daraufhin im Schnitt 1500 Stück monatlichproduziert, wobei die Verlustrate zwischen 600 und 2000 Geräten lag. Bis Mai 1945 sind noch einmal monatlich 2000-2500 Stück abgenommen worden, wobei der Dezember 1944 mit knapp 4000 Exemplaren besonders auffällt. Die zeitgleichen Verluste waren der Kriegslage entsprechend hoch.
Im Herbst 1944 wurde das Rohr verlängert und die Bodenplatte verstärkt, um eine Granate mit 4500m Reichweite verschießen zu können. Diese Veränderungen sind Schrittweise in die Produktion eingeflossen und auch eine Umrüstung vorhandener Geräte war vorgesehen. Rohstoffmangel erschwerte die Produktion der Granaten, so dass sie in der Masse der Einheiten nicht verfügbar waren.


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Technische Daten:

Kaliber: 81,4 mm
Rohrlänge: 1143 mm
Seelenlänge: 1033mm ( Seele = inneres Rohr bei Artilleriewaffen, auswechselbares Verschleißteil)
Höhenrichrbereich 40°-90°
Seitenrichtbereich: 16°
kleinste Schussweite: 125 m
höchste Schussweite: 2200-4500 m
Gewicht in Feuerstellung: 60,5 kg
Gewicht Rohr: 18 kg
Gewicht Zweibein: 21,5 kg
Gewicht Bodenplatte: 20 kg
Gewicht Richtaufsatz: 1,2 kg
Gewicht Wurfgranate:
Wgr. 34: 3,5 kg V0= 84 m/s
Wgr. 38: 3,5 kg V0= 115 m/s
Wgr. 39: 3,5 kg V0= 145 m/s
Wgr. 40: 7,5 kg V0= 167 m/s




Der Granatwerfer konnte in drei Teile zerlegt werden und mit Tragevorrichtungen am Mann transportiert werden. Ein Granatwerfertrupp bestand aus Truppführer, Richtschütz, Ladeschütze, Munitionsschütze 1-3, insgesamt also sieben Mann. Für den Marsch wurde er auf dem Infanteriegefechtskarren If 9 mit einspännigem Pferdezug zerlegt verlastet.

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Das Rohr besteht aus Mantel- und Seelenrohr. An der Mündung und im unteren Drittel ist das Rohr verstärkt. Eine Farbmarkierung zeigt an, welcher Abschnitt des Rohres oben ist. Zwei weitere waagerechte Markierungen zeigen den Bereich an, in dem das Zweibein montiert wird.

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Unten am Rohr ist die Verschlusskappe mit dem Schlagbolzen angeschraubt und durch einen Kupferring abgedichtet. Die Verschlusskappe ist durch eine Kugelpfanne mit dem Bodenstück beweglich verbunden (ähnlich dem Hüftgelenk). In der Kugelpfanne ist eine Stellschraube eingebaut, welche den Schlagbolzen ganz (zum Ausbau der Verschlusskappe) oder teilweise ( „gesichert“) in die Verschlusskappe zurückzieht. In Stellung „feuern“ ragt der Schlagbolzen in das Rohr.
Die Bodenplatte dient dem Rohr als Auflage und Widerlager beim Schuss. Sie ist aus einem nahezu rechteckigen Stahlblech gefertigt. Stahlrippen, die sternförmig von der Mitte nach außen zeigen, stabilisieren die Waffe beim Schuss. Weitere Stahlrippen dienen zur Verankerung im Boden. In der Mitte ist ein Kugelstück eingeschweißt und durch eine weitere runde Stahlplatte verstärkt.
Das Zweibein ist ein spreiz- aber nicht ausziehbares Gestell und stellt die vordere Auflage des Rohres dar. Auch Höhen- und Seitenrichtung erfolgt am Zweibein. Die Beine selbst sind nicht ausziehbar, bestehen aus Stahlrohr und haben am oberen Ende einen Rastkolben. Unten sind sie mit einer Spitze versehen, um einen sicheren Stand zu gewährleisten. Stahlplatten verhindern ein zu tiefes Einsinken im Boden. Die Beine können durch Rasten im Mittelstück des Zweibeins in vier Stellungen eingerastet werden. Dies dient der groben Höhenrichtung.
Im Zentrum des Mittelstücks ist der Höhentrieb eingebaut. Durch Betätigung der Höhenrichtkurbel kann dieser Höhentrieb durch Spindelantrieb in seiner Länge variiert werden. Ein Einkipptrieb ermöglicht das Verkanten des Rohres und somit die Seitenrichtbarkeit.

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Auf der Höhenrichtspindel befindet sich in einer gabelförmigen Montierung der Seitenrichttrieb. Er ermöglicht in Zusammenwirken mit dem Einkipptrieb die genaue Seitenrichtung der Waffe, nachdem die grobe Seitenrichtung durch Lage der Bodenplatte hergestellt wird. Auf der Seitenrichtspindel befindet sich, federnd gelagert, die Rohrhalterung. Zum Einlegen des Rohres wird diese geöffnet und nach Einlegen des Rohres mit einer Knebelmutter fest verschraubt.

Beim Zusammenbau wird zunächst die Bodenplatte mit dem aufgemalten Visierlinie in grober Schussrichtung auf den Boden gelegt. Das Zweibein wird mit der Höhenrichtkurbel nach hinten, aufgeklappter Rohrhalterung und halb ausgefahrener Höhenrichtspindel auf dem Boden gelegt. Das Rohr wird mit der Kugelpfanne der Verschlussklappe in das Kugelstück in der Bodenplatte eingesetzt und durch Vierteldrehung eingerastet, die weiße Markierung des Rohres zeigt nach hinten. Das Zweibein wird mit der Schelle zwischen den horizontalen Markierungen des Rohres festgeschraubt. Zuletzt wird der Richtaufsatz angeschraubt und der Schlagbolzen in Feuerstellung gebracht.
Beim Schießen gibt der Truppführer dem Richtschützen die Entfernung zum Ziel an. Mittels der Schusstafel wird diese am Richtaufsatz eingestellt. Durch Betätigen von Seiten- Höhen- und Einkipptrieb wird die Waffe so ausgerichtet, dass eingerichteter Wert und vorgegebener Wert am Richtaufsatz übereinstimmen. Daraufhin führt der Ladeschütze eine Wurfgranate in das Rohr ein. Diese Granate rutscht bis zum Boden des Rohres, wo der Schlagbolzen die Treibladung zündet, die die Granate aus dem Rohr schleudert.


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Munition:
Eine Wurfgranate besteht aus Kopf und Flügelschaft. Der Kopf weißt eine Tropfenform auf, wobei der breitere Teil oben ist. Eine Zentrierwulst an der breitesten Stelle des Kopfes stellt den geraden Lauf der Granate im Rohr sicher. Oben und unten sind Gewinde eingeschnitten. Der Sprengstoff wird eingegossen und ausgehärtet.
Dabei wird eine Zündladung auf Hexogenbasis mit eingegossen. Oben wird ein Kopfteil aufgeschraubt, in welches vor dem Abschuss der Zünder eingeschraubt wird. Der Flügelschaft besteht aus einem Stahlrohr, das eine Treibladung von 10g auf Nitroglyzerinbasis enthält. An dieses Rohr sind vier V-förmige Bleche angeschweißt, die den Flug der Granate stabilisieren. Der Schaft wird unten in den Kopf eingeschraubt. Je nach befohlener Schussweite gab es vier Ladungen, wobei die zweite bis vierte Ladung, in ringförmige Scheiben gepresst, um den Flügelschaft gelegt wurden.Bis Ende 1944 wurde das Rohr so verstärkt, dass es auch eine fünfte bis siebte Ladung vertrug. Im Rohr finden sich Bohrungen, welche ein Entzünden dieser Treibladungen ermöglicht. Beim Aufschlag wird der federnd gelagerte Schlagbolzen des Zünders in die Zündkapsel gestoßen, welche den eingegossenen Sprengstoff zündet.

Wurfgranate Wgr. 34:

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Bei einer Gesamtlänge von 329mm und einem Gewicht von 3,5kg enthielt diese Granate 553g Sprengstoff. An der Zentrierwulst des gusseisernen Kopfes betrug der Durchmesser 80,9mm. Sie war braunrot angestrichen und mit Bezeichnungen für Sprengstoffart, Gewichtsklasse, Datum der Füllung der Granate und ein Kürzel des dafür Verantwortlichen sowie dem Datum der Abnahme und eines Kürzels des dafür Verantwortlichen in weißer Farbe versehen. Ausgeliefert wurde die Wgr 34 mit Wurfgranatenzünder 34, eingesetzter Treibladung und drei weiteren Ladungen in Kisten zu je drei Granaten. Zur Erhöhung der Reichweite wurde auch eine fünfte Teilladung verwendet, was aber das Rohr stark beanspruchte.

Wurfgranate Wgr. 38:

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Diese Granate ist als Rücksprunggranate entwickelt worden. Gegenüber der Wgr. 34 ist sie deutlich verändert. Um eine bessere Zündwirkung zu erreichen, wurde die Anzahl der Bohrungen im Flügelschaft erhöht. Oberhalb der Zentrierwulst ist ein Kopf mit einer zweiten Sprengladung aus Nitrozellulose aufgeschraubt. Die Gesamthöhe war gleich der der Wgr. 34, die wirksame Menge an Sprengstoff jedoch verringert. Beim Aufschlag detoniert die Nitrozellulose und schleudert die Granate wieder hoch, wo dann die eigentliche Ladung zündet und einen Splitterregen verursacht (Schrapnell). Da die erste Sprengladung bei weichem Boden kein Hochspringen erreichte, wurden diese Granaten im Sommer 1943 aus der Fertigung genommen und die Vorhandenen zu normalen Wurfgranaten Wgr. 38 umg. umgearbeitet. Der Anstrich war analog der Wgr. 34, ebenso die Verpackung. Zur Beschriftung kam eine 38 hinzu.

Wurfgranate Wgr. 39:

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Da es bei der Wgr, 38 immer wieder vor allem in felsigem Gelände zum Zerbrechen des Kopfes kam, wurde die Geschosshülse der Wgr. 38 verbessert. Wie der Vorgänger wurden auch diese Granaten 1943 umgearbeitet. Der Anstrich der Wurfgranate war feldgrau und sie besaß die entsprechenden Kennzeichnungen, jedoch ohne eine Ziffer zur speziellen Benennung.

Wurfgranate Wgr. 40:

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diese Granate sollte weniger Splitter- als Sprengwirkung zeigen. Der Kopf war bombenförmig und aus Stahl gefertigt. Bei einem Gesamtgewicht von 7,5kg und einer Länge von 565mm enthielt sie über 3kg Sprengstoff. Der Flügelschaft wieß niu noch 4 Flügel auf und war deutlich kompakter, da die größere Masse eine größere Tribladung verlangte. Die zusätzlichen Treibladungen waren stabförmig und wurden parallel zur ersten Ladung in den Schaft geschoben.

Wurfgranate Wgr. 38 Deut:

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Sie war mit einem farbigen Nebelmittel anstelle des Sprengstoffs gefüllt. Sie wurde von der Feuerleitung benutzt, um den einzelnen Granatwerfertrupps ein Ziel zu markieren. Sie erhielt zusätzlich die Beschriftung "Deut" und auch die Farbe war aufgemalt.

Wurfgranate Wgr. 34 Nebel:
Sie war mit Nebelstoff gefüllt und zusätzlich mit "Nb" gekennzeichnet. Ansonsten entspricht sie der Wgr. 34. Während der Fertigung wurde der Schaft der Wgr. 38 eingeführt.

Wurfgranate Wgr. 34 Br:
Statt des Sprengstoffs wurde ein Benzin-Phosphor-Gemisch eingebracht, welches beim Aufschlag entzündet wurde.

Wurfgranate Wgr.34 Kh:

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Sie war zum Einsatz mit chemischen Kampfstoffen vorgesehen und nicht eingesetzt.

Wurfgranate Wgr. Lt:
Sie war mit einem an einem Fallschirm angehängten Magnesiumstück versehen. Aufgabe war die Beleuchtung des Gefechtsfelds.

Exerzier-Wurfgranate 34:[/b0
Sie waren ohne Sprengstoffüllung und diente dem Erlernen des Umgangs mit der Waffe.



Soviel dazu. Unten wieder die Datei zum downloaden.


Gruß

tom :wink:
Zuletzt geändert von tom am 26.03.2006, 11:48, insgesamt 1-mal geändert.
Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Es erhebt sich nur die Frage, ob er immer nötig ist. Wehret den Anfängen!!!!!

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Czury
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Beitrag von Czury »

nachträglich noch DANKE
.-=Czury=-.

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