04.03.2003

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Czury
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04.03.2003

Beitrag von Czury »

Stalin - Der Mythos
Folge 1 von 4



04.03.2003 - 20.15 im ZDF

Er wurde zum Übervater aller Sowjetmenschen stilisiert, zum allwissenden und gerechten Lenker des Volkes. Welche Verbrechen im Schatten der Verklärung geschahen, blieb den meisten Zeitgenossen verborgen. Die Liste der Stalin-Opfer ist lang: Bauern, Militärs, Juden, Geistliche, Parteifunktionäre, Revolutionäre. Weit über 20 Millionen Menschen mussten sterben, so viel steht heute fest. Das alles vertuschte die Propaganda mit trügerischen Parolen. Ob Hunderttausende durch die "Große Hungersnot" umkamen oder während der so genannten "Säuberungen" - nichts sollte den Glanz des "Stählernen" trüben. Die "Herrschaft der Lüge", wie Boris Pasternak sie nannte, nahm unter Stalin extreme Formen an.

Das Bild, das sich die Menschen von Stalin machten, war Produkt einer bewussten Fälschung. Nichts schien den Georgier zum Sowjetführer zu prädestinieren. Stalin war von kleiner Gestalt, der linke Arm verkrüppelt, das Gesicht pockennarbig, er wirkte schmalschultrig. "Erst nach einiger Zeit wurde mir klar, dass der Mann, dem ich gerade begegnete, Stalin war", sagt Leonid Zamjatin im Interview: "Ich kannte ihn nur von diesen majestätisch monumentalen Porträts". Es existieren nur wenige bewegte Bilder des Kremlherrschers. Pedantisch kontrollierte er jede Filmaufnahme. Selbst das von seinen Biographen angegebene Alter traf nicht zu. Wer es wagte, in seiner wechselvollen Vergangenheit zu wühlen, wurde umgebracht.

Die Rolle, die er sich bei der Revolution 1917 beimaß, war ebenso erfunden wie seine angebliche Nähe zu Lenin. Tatsächlich spielte er in den entscheidenden Stunden der Erhebung eine marginale Rolle. Er war umgeben von Revolutionären, die weitaus eloquenter und gebildeter als er waren. Dafür hatte er einen unbezwingbaren Willen zur Macht.

Der selbst erschaffene Mythos, überliefert auf der Bühne und im Film, in Musik, Poesie und Prosa, hat viele Facetten. Es zeigt den Landesvater, der sich gern mit Kindern ablichten lässt - darunter waren solche, deren Eltern später im GULag sterben mussten. Engelsina Markizova, das "Mädchen in Stalins Armen", berichtet in der Dokumentation von ihrem Schicksal.

Die zeitgenössischen Filme zeichnen das Bild vom unfehlbaren Politiker. Während die Propaganda einen Kult der Vergötterung betrieb, verhungerten Millionen wegen Misswirtschaft.

Der "Generalissimus" galt als der unumstrittene Sieger im "Vaterländischen Krieg" gegen Hitler. Dieser Krieg, sagen heute ehemalige Sowjetgeneräle, war gerade auch wegen Stalin so verlustreich. Erst als er erfahrenen Militärs wie Marschall Schukow das Kriegshandwerk überließ, stellten sich Erfolge ein. Am Ende des Krieges gab sich Stalin als Befreier im Bund mit den Westalliierten und doch unterwarf er vor den Augen der Welt ein Volk nach dem anderen.

Einsam war Stalin auf dem Höhepunkt seiner Macht. Sein herrisches Wesen, seine Selbstsucht und sein Verfolgungswahn nahmen ihm fast alle Menschen in seiner engsten Umgebung. Die Tyrannei seines Regimes spiegelte sich auch in seinem Privatleben. Doch das war ein Geheimnis. Dass seine Frau Nadezhda Allilujeva ihm auch politisch die Stirn bot, ist heute eindrucksvoll belegbar.

Und doch weinte am 5. März 1953 fast das ganze sowjetische Volk nach Bekanntgabe seines Todes. Lew Kopelew sagte in seinem letzten Interview für das ZDF: "Das war nicht der richtige Stalin, dem wir nachtrauerten in diesen Tagen, das war der Stalin-Mythos, das Stalin-Märchen". Zum ersten Mal berichtet Stalins Leibwächter Nikolaj Novik, wie das eigene Misstrauen dem Tyrannen schließlich zum Verhängnis wurde. Stalins Nichte Kira und sein Patensohn Artjom Sergejev geben Einblicke in das Privatleben der Familie. Ein Enkel des Diktators kommt erstmals zu Wort. Sein persönlicher Kameramann Abraham Chavtschin berichtet, wie der Kremlherr in Filmen inszeniert wurde. Zu sehen sind auch die bisher unter Verschluss gehaltenen Todeslisten, die Stalin selbst unterzeichnete und erstmals ein Film vom Begräbnis der Stalin-Mutter, bei dem der Sohn sich nicht blicken ließ.

Kein Politiker des 20 Jahrhunderts hat so lange über solche absolute Macht verfügt. Keiner hat die politische Landkarte Europas so nachhaltig verändert. Stalin regierte fast dreißig Jahre, von 1924 bis zu seinem Tod 1953. Er stieg auf zum unanfechtbaren Herrscher über die Sowjetunion, hob sein Land in den Rang einer Weltmacht. Was seine Ära so bedrückend machte, ist die Unermesslichkeit von Terror und Leid, die Unterwerfung vieler Völker und millionenfacher Mord. Fünfzig Jahre nach seinem Tod zeichnet eine dreiteilige Dokumentarreihe des ZDF das Porträt eines Mannes, der neben Hitler als der zweite "Jahrhundert-Verbrecher" gilt.

Warum aber atmeten die Menschen in der Sowjetunion nicht auf, als Iossif Wissarionowitsch Dschugaschwili, genannt "Stalin", am 5. März 1953 starb? Der Grund: Er hatte in der Öffentlichkeit ein perfektes Trugbild seiner selbst geschaffen, gab den Menschen das Gefühl, die Sowjetunion könne ohne ihn nicht fortbestehen. Wie keinem anderen Herrscher gelang es Stalin, die dunkle Seite seiner Macht zu verschleiern. Der Personenkult um ihn nahm mitunter groteske Züge an. Schein und Wirklichkeit hatten zuletzt kaum noch etwas miteinander zu tun.

Nikita Chruschtschow riss im Februar 1956 als erster den Schleier von der Fassade. In seiner berühmten Rede auf dem 20. Parteitag der KPdSU rechnete er mit Stalin ab, führte der Welt vor Augen, dass sein Vorgänger ein Mörder und Tyrann gewesen war - doch verhallte die Kritik bald wieder. Es brauchte noch ein Vierteljahrhundert, bis das System, das Stalin zementiert hatte, zusammenstürzte und der Blick frei wurde auf das dunkelste Kapitel sowjetischer Vergangenheit.

Seit der Gorbatschow-Ära haben sich viele Archive geöffnet, Opfer von Terror und Diktatur sprachen zum ersten Mal über die "qualvolle und blutige" Epoche unter Stalin.

Das dreiteilige Film-Porträt vermittelt das zwiespältige Bild jener Epoche. Die Filmtitel "Der Mythos", "Der Kriegsherr", "Der Tyrann" spiegeln die Facetten des Themas "Stalin".

Ehemalige Anhänger und Gegner kommen zu Wort, Wegbegleiter und frühere Sowjetfunktionäre, einige Nachkommen des Diktators äußern sich ebenso wie Opfer und deren Angehörige zum ersten Mal vor einer Kamera. Die Autoren erhielten Einblick in Stalins Privatarchiv und spürten andere, zum Teil unbekannte Quellen auf. Dabei wurden unveröffentlichte Filme und Dokumente entdeckt, etwa Aufnahmen vom Begräbnis der Mutter Stalins , Film von Stalins Leibwächter Vlassik sowie unveröffentlichte Auszüge aus dem Tagebuch von Verteidigungsrat Mikojan. Zum ersten Mal äußert sich der damalige Chef der Leibgarde über das tragische Ende der Ära Stalin. Die Autoren zeichnen ein umfassendes Psychogramm des Diktators und dokumentieren, wie Schein und Wirklichkeit in Stalins Reich immer weiter auseinander klafften.

Nächste Folge "Der Kriegsherr" am 11.03.2003 um 20.15 Uhr

Länge: 45 min


Quelle: ZDF
.-=Czury=-.

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Krupp
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Beitrag von Krupp »

Thx für die Info Czury :aaa2

Gruss

Krupp
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